acht

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Verwirrt blickte ich zu einem jungen Kellner, der wohl gerade unsere Bestellung gebracht hatte. Diese stellte er ab und setzte sich zu uns. „Hey Taehyung, das ist~" „Flirtest du wieder mit einem Studenten, Joon Hyung?", unterbrach dieser ihn offen und ließ Namjoon rot anlaufen. Ich hob meine rechte Augenbraue. „Du flirtest öfter mit Studenten?" Ich hoffte, er bemerkte den gekränkten Unterton dabei nicht.

„Nein, nein, nein, Jin, versteh das bitte nicht falsch. Das ist Taehyung, mein Cousin" - er drehte sich zu Taehyung und zeigte auf mich - „und das ist Seokjin, er ist tatsächlich ein Student bei mir und hatte eine Frage.", versuchte er aufzuklären und Taehyung lachte. „Entspann dich, Joon. Hallo, Seokjin, schön dich kennenzulernen. Deiner Kuchenwahl nach zu urteilen, bist du nicht ganz unerfahren in der Küche.", grinste er mich an. „Tae, lass deine Hellseherei bit~" „Das stimmt tatsächlich!", unterbrach ich Namjoon, immer noch ein wenig genervt von dem kleinen Wort ‚wieder' in Taehyungs Frage am Anfang, „ich backe und koche leidenschaftlich gerne und - wenn ich das sagen darf - auch einsame Spitze!"

Namjoon lächelte sanft als er meine Begeisterung bemerkte. Taehyung entgegen lachte laut los und gab mir zwei Daumen nach oben. „Ich backe auch ziemlich gerne, aber beim Kochen bin ich schon fast Namjoon-Level. Und der ist echt... unterste Schublade." „Stimmt doch gar nicht!", seufzte dieser über die Aussage seines Cousins, „Jin hält mich schon für doof genug." Lachend schüttelte ich meinen Kopf.

Taehyung sah auf die Aufzeichnungen auf Namjoons Laptop. Er verzog das Gesicht. „Lauter Wörter in einer Sprache, die nicht meine ist." Seufzend drehte Namjoon den Laptop in seine Richtung, offenbar erschüttert, dass er und Taehyung doch tatsächlich verwandt waren. Was, zugegeben, wirklich lustig war. Namjoon war so schlau, stark und konsequent, während Taehyung neben ihm wie ein aufgedrehtes Kind wirkte, was aber dennoch genau wusste, was es wollte - was die Verbindung zu Namjoon war.

Mir war direkt klar, als Namjoon anfing zu erklären, dass sein Cousin es nicht verstehen würde. Keine 30 Sekunden später wendete sich dieser an mich; „Mein Cousin redet echt viel zu geschwollen, kannst du es mir erklären, Seokjin Hyung?", fragte Taehyung.

Nervös drehte ich den Laptop zu mir. Namjoons braune Augen betrachteten mich neugierig. Jetzt musste ich zeigen, dass ich alles richtig verstanden hatte. „Also, wie du hier siehst~" Ich zeigte auf die beiden Graphen auf dem Laptop und versuchte ihm das Prinzip näherzubringen. Namjoon nickte im Hintergrund immer wieder.

„Und so entstehen eben Bilder, auf denen man erkennen kann, ob jemand einen Tumor hat, oder eben nur normales Gewebe dort ist.", beendete ich meinen kurzen Vortrag. Taehyung nickte begeistert. „Ich glaube, in all der Zeit, in der Namjoon sich mit dem Thema beschäftigt hat, hab ich es noch nie so interessant gefunden!", gab er mir eine Rückmeldung. Sowohl Namjoon als auch ich mussten lachen, während ich ziemlich rot wurde und mir die letzten Bissen des Kuchens in den Mund schob, um nichts sagen zu müssen.

„Oops, ich muss dann mal schnell wieder weiterarbeiten!", verabschiedete sich Taehyung, nachdem man ihm zugewinkt hatte, „tschüss ihr zwei, Sachen gehen aufs Haus." Er schob den Stuhl zurück und machte sich zurück an die Arbeit.

„Es tut mir leid", begann Namjoon, „Taehyung, er... er ist sehr offen." Ich musste lachen. „So kann man es auch nennen." Ich zuckte mit meinen Schultern. „Aber du hast das Thema schon ziemlich gut verstanden. Kannst die nächsten zwei Seminare erstmal nicht zuhören.", grinste er und klappte seinen Laptop zu. „Ich höre gern zu.", antwortete ich und sah auf meine Uhr, „Ich denke aber, dass ich jetzt langsam wieder nach Hause muss. Ich hatte Hoseok zum Essen eingeladen. Hoseok ist der Mann, der neben mir saß bei deiner letzten Vorlesung." Namjoon nickte und stand auf.

„Ich hoffe, es hat dir zumindest Spaß gemacht heute.", lächelte er mich mit seinen Grübchen an. Etwas verlegen nickte ich und stand ebenfalls auf. Ich war mir nicht sicher, wie ich mich nun verabschieden sollte. Wäre es ein Date gewesen, hätte ich ihn umarmt, aber er ist immer noch mein Professor und außerhalb flirtete er laut Taehyung öfter mit Studenten - was auch als Witz gemeint sein könnte, aber bestimmt irgendwo seinen Ursprung hatte.

„Bis nächste Woche.", sagte ich also und schüttelte seine Hand, „Aber bestimmt sieht man sich auf dem Flur."

EXPLICATION - NAMJIN ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt