Kapitel 12

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Kilians Sicht

Ich konnte mich nicht schnell genug vom dem Cafe, wo wir bis gerade noch gemütlich gefrühstückt hatten, entfernen. Leila hatte mich gerade zutiefst geschockt mit ihrem Wunsch, sich um das Baby von Maja zu kümmern. Ich musste jetzt irgendwie meinen Kopf frei bekommen und steuerte auf mein Auto zu. Am besten würde mich jetzt die Kanzlei ablenken auch wenn ich jetzt früher, als erwartet dort ankommen würde. Da ich meinen Mitarbeitern gesagt hatte, dass wir heute später starten würden, war es noch dunkel in der Kanzlei. Nachdem ich das Licht angeschaltet hatte, ging ich direkt in mein Büro, um noch ein paar Minuten für mich zu haben, bevor die ersten Mitarbeiter und Klienten eintreffen würden. Als die Neonleuchten in meinem Büro angingen, fiel mein Blick direkt auf das große gerahmte Foto, welches an der Wand gegenüber von meinem Schreibtisch hing. Es zeigte Leila und mich in Madrid. Ich hatte den Arm um ihre Hüfte gelegt, während ihre Hände auf meiner Brust lagen und sie mich anstrahlte. Verzweifelt raufte ich mir meine Haare und trat an die Fensterfront mit welcher man komplett Hamburg überblicken konnte. Was war nur los mit ihr? Ich wollte ihr doch die Welt zu Füßen legen, wir wollten noch so viele Städte und Länder berreisen und jetzt, meinte sie das alles mit einem nervigen Kind zu zerstören. Der ganze Schwachsinn konnte unmöglich von ihr kommen, ich war mir sicher, dass Maja sie überredet hatte. Wir hatten erst letzten Monat davon gesprochen eine Rundreise durch Westafrika zu machen und ich spielte schon länger mit den Gedanken, dort endlich einen Hochzeitstermin festzulegen. Und jetzt? Ich stieß einen Fluch aus und ließ meinen Kopf gegen die Fensterscheibe gleiten. Leila war meine absolute Traumfrau, ich hatte mich damals Hals über Kopf in sie verliebt und würde auf keinen Fall kampflos aufgeben. Ich musste ihr nur irgendwie klar machen, dass dieses Kind nicht in unser Leben passte, sondern es auf dem besten Weg war unser Leben, was wir uns aufgebaut hatten, zu zerstören. "Was machst du schon hier?", riss mich die Stimme meines Kollegen David aus meinen Überlegungen. "Ich dachte, du würdest später kommen, weil du mit deiner Verlobten frühstücken bist?" "Ja, waren wir auch bis sie mir eröffnet hat, dass sie sich um das Kind ihrer verstorbenen Freundin kümmern will." "Jetzt schon ein Kind?", hörte ich David fragen. "Das schränkt doch extrem ein. Ich habe meiner Frau gesagt, dass ich in den nächsten 5 Jahren auf keinen Fall Vater werden möchte. Zum Glück sind wir da, aber der gleichen Meinung." "Das habe ich bis heute morgen auch noch gedacht", erwiderte ich verletzt. "Ich meine Kinder sind nicht das Problem, aber ich fühle mich einfach noch nicht bereit dafür. Ich möchte mit Leila noch das Leben genießen und unabhängig sein. Und dann noch das Kind ihrer Freundin, welches noch nicht mal unsere Gene hat. Sie will sogar ihr Studium dafür unterbrechen!" "Das hört sich gar nicht nach Leila an", meinte David. "Du hast doch immer erzählt, wie ehrgeizig sie ist und wie wichtig ihr das Studium ist." "Ja, aber ich vermute ihre Freundin hat ihr irgendwelchen Mist erzählt und Leila ist nun mal auch ein sehr hilfsbereiter und harmoniebedürftiger Mensch. Ich müsste einfach irgendetwas in der Hand haben, was sie davon abhält sich um dieses Kind zu kümmern. Irgendeine Tatsache oder ein Fakt." "Warum muss sich überhaupt deine Verlobte um das Baby kümmern? Gibt es keinen Ex-Freund oder Vater?" "Das ist es", sagte ich. "Danke David." "Hä, wieso?" "Der Vater ist der Schlüsselpunkt. Ihre Freundin wusste nicht, wer der Vater ist. Wir wissen doch überhaupt nicht, was der für ein Typ ist und das Kind wird auch Gene des Vaters haben. Wer weiß, vielleicht ist es ein Schwerverbrecher oder hat Maja vergewaltigt." David musterte mich kritisch. "Bist du dir sicher, dass du dich da nicht gerade in etwas verrennst? Eine Vergewaltigung ist eine harte Anschuldigung. Versuch doch erstmal irgendwie den Vater ausfindig zu machen, wenn du den findest, seid ihr sofort aus dem Schneider." Ich seufzte. "Ich werde auf jeden Fall alles dransetzen, damit sich dieses Kind nicht in unserem Leben breit macht. Koste es, was es wolle und wenn ich dafür über Leichen gehen muss. Aber ich werde Leila auf keinen Fall aufgeben. Sie muss einfach nur kapieren, dass die ganze Idee schwachsinnig ist und sie mit mir einfach viel besser dran ist." "Du weißt, wenn du Hilfe brauchst, melde dich einfach", hörte ich David sagen. "Danke", antwortete ich. "Ich versuche erstmal über das Amt Infos über Maja rauszubekommen." Als David mein Büro verlassen hatte, zeigte die Uhr, dass ich noch circa zwanzig Minuten bis zum nächsten Termin hatte. Ich beschloss daher direkt meine Suche zu starten und gab Majas Namen in die Suchmaske ein. Während die Seite lud, blickte ich auf das Bild von Leila und mir. Ich würde um diese Beziehung kämpfen, ich liebte Leila abgöttisch und war auch dafür bereit das ein oder andere Gesetz zu brechen.

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