Kapitel 14

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Den nächsten Tag habe ich damit verbracht, Uma's Crew und den Hooks aus dem Weg zu gehen. Ich habe Sydney wegen Harry gewarnt und bin unter getaucht.
Am Abend kletter ich wieder auf die Dächer, um zu schauen, ob Harry mir irgendeine Nachricht hinterlassen hat.
Zu meinem Erstaunen sitzt da Gil. Ich bleibe stehen und schaue ihn fragend an.
Also mit Nachricht hinterlassen habe ich eher an etwas geschriebenes gedacht und nicht an Gil, der mir gleich nachdem er mich bemerkt hat erklärt: "Ich soll nur von Harry sagen, dass ihr seine Schwestern und mich von der Insel holen sollt und er möchte dich nicht mehr sehen  und Sydney erst recht nicht..."
Das war klar. Moment er will nicht mit runter? Ist der völlig über geschnappt? Uma's Crew wird ihn sofort erledigen. Was mir ja egal sein kann. Wenn er es so will. Gut. Es ist nicht mein Problem. Dann bin ich ihn endlich los.
"Gut, abgemacht. Wenn er hier von Uma's Crew verfolgt werden will."
"Ehrlich gesagt", setzt Gil an und kratz sich am Hinterkopf, "ist er schon zu denen."
Moment was!? Er ist freiwillig dort hin!? Also, dass Harry verrückt ist, wusste ich ja, aber dass er so bescheuert sein kann.
"Ist er vollkommen bescheuert? Die werden ihn umbringen."
"Was interessiert es dich?", fragt mich Gil. Ja, das frage ich mich auch. Es sollte mir egal sein, aber es ist mir nicht egal und ich kann mir einfach nicht erklären, wieso ich mich dafür interessiere.
Schnell versuche ich aus dieser Frage rauszukommen: "Dich sollte es wohl interessieren. Ihr seid doch Freunde."
"Ja, ich weiß. Es ist aber komisch, dass du darüber überhaupt nach denkst, dass es bescheuert ist."
"Du solltest ihm lieber helfen", antworte ich schnell und drehe mich zum gehen weg. Ja, es ist komisch, dass ich darüber nachdenke. Ich weiß einfach nicht wieso und das macht mich so verrückt.
"Wieso sollte ich, wenn es vielleicht schon zu spät ist?", fragt mich Gil noch.
Er will Harry nicht helfen? Okay, mir ist bewusst, dass Gil nicht der Klügste ist, aber ich hätte schon gedacht, dass er Harry helfen würde. Wenigstens seinen Schwestern bescheid geben, könnte er.
Auch wenn ich ihn jetzt lieber anmeckern würde, lasse ich es sein und sage beim weggehen nur: "Mach was du willst."
Ich laufe über die Dächer und sehe Sydney, die mir entgegen geht.
"Mir ist langweilig", meint sie kurz, als wir uns gegenüber stehen.
Ohne darüber nachzudenken, sage ich: "Wir können uns Uma's Crew vornehmen."
"Wieso?"
"Keine Ahnung. Harry will, dass wir Gil und seine Schwestern holen und der Idiot ist einfach zurück zur Crew."
Ich weiß nicht wieso mich das so aufregt. Wie kann man nur so dumm sein?
"Dann lassen wir ihn halt da", sagt Sydney mit etwas Freude in ihrer Stimme.
Ich versinke wieder in meine Gedanken und sage eher zu mir selbst: "Er weiß zu viel über mich."
Das muss der Grund sein, wieso es mir nicht egal ist, was mit ihm passiert. Genau. Das muss es sein. Er weiß einfach zu viel.
"Dann lass ihn halt bei denen", meint Sydney locker. Diese Worte haben mich in eine kurze Starre fallen lassen. Zum Glück kann ich mich schnell fangen bevor Sydney es bemerkt und darauf eingeht.
"Wenn die Crew aber erst etwas über mich raus finden will?" Diese Vorstellung, dass Harry der Crew alles, was er von mir weiß, erzählt, gefiel mir gar nicht. Ein Gefühl der Angst überkam mich. Das darf nicht passieren.
"Sie werden ihn nicht nach etwas fragen", meint Sydney sicher.
"Das bezweifle ich."
"Ich nicht. Denk mal nach. Du bist eine nutzlose Putze und sie hätten ihn doch gestern auch beinahe über Bord geworfen ohne nach zu frage und außerdem hab ich vorhin was ins Wasser fallen gehört."
Diese Worte machen mich wütend. Ich hasse es, wenn man mich so nennt. Wenn Sydney nur von meiner Vergangenheit mit Uma wüsste. Soll ich es ihr sagen? Naja, es wird langsam Zeit dazu, dass sie es erfährt.
"Ich war Uma's erster Matt vor Harry. Also bin ich in den Augen der Crew etwas mehr als eine nutzlose Putze", sage ich mehr oder weniger gewollt genervt.
"Er ist schon weg. Find dich damit ab", meint sie. Das ist er wahrscheinlich und wenn nicht, dann hat er mich verraten.
"Ja ok", sage ich weiter mit einem genervten Tonfall und verdrehe die Augen.
"Nehmen wir seine Geschwister und so wirklich mit?", fragt mich Sydney mit einem leichten Hoffnungsschimmer, dass ich nein sage.
"Ja", sage ich knapp, füge noch ein "Nacht", hinzu, bevor sie mir widerreden kann und kletter auf ein höher gelegenes Dach und gehe weg.
Mein Weg führt mich zum Hafen, wo Uma's altes Schiff liegt. Ich sehe zwei Mitglieder ihrer Crew, die ich noch sehr gut kenne. Rory und Peer. Diese zwei Idioten könnte ich nie vergessen. Ich gehe näher ran, um zu hören, was sie sagen.
"Warum sagt der uns nicht einfach alles, was er weiß?", fragt Peer genervt.
"Weil der zu hart näckig ist", antwortet Rory, der nicht begeistert von der ganzen Situation scheint.
Ich hatte doch Recht. Sie wollen erst Informationen haben. Ein leichtes Gefühl von Freude kommt über mich. Er lebt und hat mich noch nicht verraten. Die Frage ist, wie lange das so bleibt. Ich beobachte sie weiter und halte mich versteckt.
"Er ist jetzt schon verhört worden und das nur wegen ihr. Traurig", sagt Peer.
Rory lacht nur: "Wieso sagt er es nicht einfach. Wir hätten ihn wieder aufgenommen, aber nein, er ist einfach ein Verräter."
Sie haben ihn verbrügelt? Was anderes war nicht zu erwarten. Meine Hand wird zu einer Faust. Ich bin wütend. Am liebsten hätte ich die beiden jetzt verbrügelt, aber ich hätte keine Chance. Besonders nicht wenn die anderen kommen würden. Ich schaue mich um und frage mich, wo sie ihn gefangen halten. Er muss doch hier irgentwo sein.
"Naja, ich versenk ihn morgen im Wasser, wenn er nichts sag", höre ich wieder Peer. Ich schaue die beiden an. Das darf nicht passieren.
"Gut. Ich versuche noch was aus ihm raus zu bekommen", meint Rory und geht alleine wo hin. Sicher ist er auf den Weg zu Harry. Ich folge ihm sehr leise und unauffällig. Wir gehen ins innere des Schiffes zu einer Tür, die Rory aufschließt.
"Na los sag was oder wir versenken dich morgen", droht er Harry, der gefesselt an der Wand lehnt.
"Macht es halt", antwortet Harry mit fester Stimme. Er ist doch komplett verrückt geworden. Ich schleiche mich langsam hinter Rory und schlage ihm auf den Hinterkopf. Er fällt ohnmächtig um. Ich gehe zu Harry und binde ihn los.
"Verschwinde!", schreit mich Harry an. Was ist los mit dem? Der dreht komplett durch. Was hat er?
"Halt die Klappe Harry", sage ich mit einer leicht gereizten Stimme,"willst du etwa im Wasser landen?"
"Ja, dann vergammel ich wenigstens in der Hölle."
"Also erst lässt du deine Familie im Stich, weil du Uma nach läufst und danach, weil du nicht mehr leben willst. Okay, schon klar."
Ich nehme sein Schwert und den Hacken und sage bestimmt: "Die brauchst du dann ja nicht mehr."
"Hab nicht immer so ein großes Maul."
Sagt der, der sich freiwillig in den Tod stürtzt. Wieso bin ich überhaupt hier?
Ich nehme jetzt sein Schwert und den Hacken und gehe.
Frech und leicht provozierend sage ich: "Ich werd wohl jetzt deiner Familie erklären müssen, dass du aufgegeben hast."
"Mach halt und ich hab deine dreckigen Geheimnisse nicht gesagt, weil ich meine Versprechen halte, ohne auf zu geben und nicht alle Wege zu versuchen. Du Versagerin."
"Ich weiß, dass du es für dich behalten hast und deswegen werde ich dich auch rausholen, ob du willst oder nicht", sage ich eher unbewusst.
"Will ich nicht, siehst du doch. Also geh und lass mich in Frieden."
Ja Jackie. Lass ihn hier und geh. Jetzt! Bevor du was komplett dummes tust und die Crew dich entdeckt.
Doch anstatt das ich gehe, sage ich: "Ich hab dir versprochen dich von der Insel zu holen. Also." Ich gehe zu ihm hin und helfe ihm auf die Beine. Als antwort schubst er mich nur weg und sagt wütend, genervt: "Der Deal ist geplatzt vergessen?"
"Gut, dann bleibe ich auch hier und dann wird nur Sydney von der Insel geholt und die wird nicht Gil, CJ und Harriet hier runter holen."
Was mache ich hier? Wieso ist es mir so wichtig ihn hier runter zuholen? Sicher wegen dem Versprechen, welches ich gegeben habe.
"Was willst du eigentlich?!", schreit er mich wieder an.
Ich sage nichts und schaue weg. Ich weiß es doch selbst nicht.
"Nerv mich nicht. Ich schulde dir nichts. Du schuldest mir nichts. Also geh."
Ich sage nichts und stehe weiter so da. Wieso ist er so? Er hat eine Familie, die sich um ihn kümmert. Trotzdem lässt er sie einfach im Stich. Ist es ihm etwa komplett egal? Kümmert es ihn nicht, was mit seinen Schwestern wird?
"Geh!", schreit er mich an und holt mich so aus meinen Gedanken.
Ich schaue ihn weiter nicht an und sage mit einer verständnislosen Stimme: "Ich verstehe dich nicht. Du hast die ganze Zeit Jemanden gehabt, der für dich da ist und du lasst diesen einfach im Stich." Ich drehe mich zur Tür und gehe dort hin.
"Ich hab wegen deinem Leben mein Schiff verloren. Also Verschwinde."
"Du hättest dir ein neues Seetüchtiges holen können, wenn wir hier runter wären."
"Wir kommen aber nicht hier runter und vorallem nicht ich. Weißt du was? Ich hab Varian damals gehört, als er sagte, dass du den Deal nicht einhälst und mich sowieso nicht mit nimmst. Also was soll das? Was willst du?!"
Er hat uns belauscht? Ich habe das doch nur gesagt damit Varian mich wegen der Sache in Ruhe lässt...
Er möchte wissen, was ich möchte. Wenn ich das nur selbst wüsste...
"Ich weis es selber nicht", antworte ich knapp.
"Dann geh und lass mich in Ruhe. Vielleicht hälst du ja bei Sydney den Deal."
Ich bleibe stehen und wie von selbst kommen die Worte aus meinem Mund: "Niemand hat dir hier getraut. Uma wollte dich ausnutzen. Dadurch, dass Niemand dir traut und du zu Uma gehört hast, wollte jeder dir aus dem Weg gehen", ich halte inne bevor ich weiter rede, "Meinen Deal wollte ich einhalten. Ich wollte nur, dass Niemand versucht es mir auszureden, weshalb ich sagte, dass ich dich nicht runter holen würde, um die Zeit bis zur Flucht nicht zu verkomplizieren und um endlose Diskussionen zu vermeiden."
"Diese endlose Diskussion können wir dann auch beenden und jetzt geh! Sonst schrei ich noch lauter", ruft Harry. Er ist sehr wütend und ich werde ihn nicht umstimmen können. Habe ich wirklich gedacht ich könnte es? Wieso habe ich es überhaupt versucht? Was wollte ich damit erreichen?
Gedanken verloren gehe ich aus dem Raum und ich schleiche mich wieder vom Schiff runter.

Descendants - Die Geschichte von Jackie ~ Das Abenteuer beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt