Kapitel 26

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Ich liege schon seit Stunden wach. Ich kann einfach nicht schlafen. Vielleicht ist es die Angst zu verschlafen. Vielleicht sind es die Schuldgefühle, die ich gegenüber Evie habe. Vielleicht auch die Überlegung, dass die Entscheidung zu gehen die falsche Entscheidung ist. Oder einfach nur die peinliche Situation mit Harry. Ich kann es nicht genau sagen.
Ich schaue aus dem Fenster und sehe den Vollmond oben am Himmel stehen. Es ist Zeit. Jeder sollte jetzt schlafen.
Vorsichtig stehe ich auf und nehme meine Umhängetasche. Ich schaue rüber zu Sydney, die seelenruhig schläft. Ich gehe zu ihr hin und versuche sie zu wecken.
"Noch 5 Minuten...", murmelt sie verschlafen vor sich hin. Als Antwort ziehe ich ihr die Decke weg. Doch das macht ihr wohl nicht viel aus, den sie schläft einfach weiter.
Na super.
Ich schaue mich nach etwas um, womit ich sie wecken kann und sehe ihre Tasche. Ich nehme ihre Tasche, die nicht gerade leicht ist, hoch und stelle sie auf Sydney drauf.
Sofort schreckt sie hoch und ruft: "Ich bin wach!"
Schnell halte ich ihren Mund zu und zeige ihr, dass sie leise sein soll.
Als Antwort schiebt sie meine Hand weg und sagt verschlafen: "Ich bin müde..."
Leise antworte ich ihr: "Wir können auch morgen gehen. Dann müssten wir aber wieder zur Schule."
Sie schüttelt den Kopf. Ich fordere sie auf: "Dann komm", und gehe zur Tür. Sie steht auf und folgt mir. Auch wenn es dunkel ist, ich konnte sehen wie müde Sydney eigentlich ist. Leider können wir das jetzt nicht mehr abblasen. Ich öffne die Tür und schaue in den dunklen Gang. Wie erwartet ist niemand zu sehen. Leise schleichen wir durch den Gang zu Carol's Zimmer. Ich zeige Sydney, dass sie warten soll und öffne vorsichtig die Tür. Ich gehe rein und wecke Carol, der müde aufsteht. Ganz kurz blicke ich rüber zu Carol's Zimmerkollegen. Er scheint tief und fest zu schlafen. Gut für uns.
Ich nehme Carol's Tasche und hänge sie mir um. Leise verlassen wir den Raum und schließen die Tür.
Als wir draußen sind flüstert mir Sydney zu: "Du gehst zu Harry. Ich mag ihn nicht."
Ich zögere kurz. Ich würde lieber CJ und Harriet wecken, nachdem was passiert ist. Aber es ist besser wenn ich Harry wecke. Nicht das er und Sydney sich wieder streiten und alles auffliegen lassen.
Leise antworte ich: "Gut. Ihr beide holt CJ und Harriet. Wir treffen uns bei der Treppe.“
Bestätigend nicken die Zwei und unsere Wege trennen sich.
Leise gehe ich zu Harry's und Gil's Zimmer. Mir wäre es lieber, wenn Harriet oder CJ das machen würden. Aber nein, ich muss es tun.
Ich öffne die Tür einen Spalt, schlüpfe in den Raum und schließe die Tür wieder. Das erste was ich sehe, ist Harry wie er in einer sehr merkwürdigen Position schläft.
Das ist doch nicht mehr gesund.
Ich gehe zu ihm hin und versuche ihn wach zu rütteln. Er schläft weiter und drückt meine Hand einfach weg.
Dann versuche ich es eben anders. Gedacht, getan. Ich ziehe ihm die Decke weg und sehe Harry ohne ein Hemd da liegen.
Ist das sein Ernst? Er weiß doch, dass wir abhauen wollen. Wieso hat er sein Hemd nicht anbehalten? Und noch dazu schläft er wie ein Stein.
Ich schaue ihn an und merke, wie mein Herz anfängt schneller zu schlagen. Schnell schüttel ich meinen Kopf um meine Konzentration wieder zu bekommen.
Was war eben los mit mir? Egal, wir müssen uns beeilen. Irgendwie muss man ihn doch wecken können. Ich versuche ihn mal runter zu schubsen.
Das versuche ich auch. Doch er rührt sich einfach nicht vom Fleck.
Ich schaue mich nach etwas um und sehe seine Tasche. Ich nehme sie und schmeiße sie auf ihn.
Ein leises, verschlafenes 'ey' kommt von ihm und ich antworte gleich: "Jetzt komm." Ich wende mich von ihm ab, sehe aber noch seinen genervten Blick. Das ignoriere ich aber, und wecke Gil, der erstaunlicherweise gleich wach ist. Ich hätte ihn zuerst wecken sollen. Ist ja jetzt auch egal.
"Das kriegst du zurück", kommt es von Harry's Bett.
Ich wende mich zu ihm und sage leise: "Wir können morgen auch zur Schule."
Gil steht währenddessen gähnend auf und nimmt seine Tasche. Wenigstens einer, der gleich aufsteht. Hoffentlich ist das bei Harriet und CJ auch der Fall.
Ich gehe zur Tür und flüstere ein 'kommt'. Im Augenwinkel sehe ich Haribo, wie er einfach wieder seine Augen schließt.
Ich drehe mich zu ihm und flüstere ernst: "Harry, ich meine es ernst."
"Pff."
"Jetzt komm", sage ich augenverdrehend, mache die Tür vorsichtig auf und schaue ob jemand im Gang ist, was nicht der Fall ist. Ich gehe raus und Richtung Treppe. Kurz schaue ich zurück, sehe wie Gil mir gleich folgt und Harry aufsteht.
Zusammen gehen wir zu der Treppe, wo die anderen schon warten. Gemeinsam schleichen wir uns runter zu dem Flur mit der Hintertür. Ich versuche sie zu öffnen, aber jemand hat sie abgeschlossen. Haben die hier wirklich Angst vor Einbrechern oder was soll das?
Sydney drückt mich weg und nimmt etwas aus ihren Haaren. Ich konnte nicht wirklich erkennen was, aber ich vermute, dass es eine Haarspange ist. Geschickt schließt sie die Tür auf und öffnet sie.
Alle gehen raus und ich klopfe ihr noch kurz auf die Schulter bevor ich den anderen Folge. Schnell durchqueren wir den Hinterhof und klettern über das Tor.
Nach circa 10 bis 15 Minuten sind wir auch schon am Hafen. Wir sehen, wie jemand dort entlang geht und verstecken uns hinter einigen Fässern.
Harry flüstert uns zu: "Das Schiff dahinten ist es", und weist auf eins der Schiffe.
Ich antworte mit einem 'gut' und möchte vorlaufen. Harry hält mich aber fest, schüttelt den Kopf und geht vor.
Was sollte das jetzt?
Ich verdrehe meine Augen und wir folgen ihm. Wir verstecken uns wieder hinter ein paar Fässern und Harry flüstert mir zu: "Mein Schiff. Ich bin der Kapitän."
Echt jetzt? Das kann er vergessen. Ich antworte ihm leise: "Ja, genau. Mein Plan, mein Schiff."
"Gut, ich fackel das Schiff ab, wenn ich nicht Kapitän bin." Damit sie uns bemerken und unser Fluchtversuch schief geht? Außerdem gibt es hier noch andere Schiffe.
"Dann müssen wir zur Schule."
"Mir egal. Mein Schiff oder es brennt."
Ich wollte etwas sagen, als ein Lichtstrahl einer Taschenlampe auf uns fällt und ein Mann ruft: "Hey, ihr da!"
Harriet reagiert zu erst und weist Harry und mich zurecht: "Das klären wir später. Jetzt schnell."
Wir rennen los zum Schiff. Im Augenwinkel sehe ich den Mann noch in ein komisches Gerät etwas rein sprechen und Harry, wie er CJ mit zieht. Ich achte aber nicht wirklich darauf, da mehr Wachen auf uns zu kommen. So schnell wir können rennen wir zum Schiff.
Als wir am Steg ankommen, schaue ich ins Wasser. Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit und laut frage ich Harry: "Wie hast du vor aufs Schiff zu kommen?"
"Ich und Gil helfen euch hoch." Es heißt Gil und ich.
Die Wachen kommen näher und ich sehe ein Auto, was nahe bei uns stehen bleibt. Aus dem Auto kommen Ben und sein Vater. Man sieht, dass sie gerade aufgestanden sind und sich beeilt haben hier her zu kommen. Ich schaue Ben an, der im Pyjama auf uns zu kommt und muss schmunzeln.
Harriet ruft Harry zu: "Harry Schwert."
"Ja,ja. Dann hilft Gil euch eben hoch", antwortet er und zückt sein Schwert, während Gil hoch auf das Schiff klettert. Harriet nimmt Harry das Schwert ab und befiehlt ihm: "Du gehst auch hoch." Mit diesen Worten wendet sie sich den Wachen zu.
Harry bleibt nur etwas verblüfft stehen und fragt seine ältere Schwester: "Was soll das?"
"Du gehst mit hoch", befiehlt sie ihm wieder ohne den Blick von den näher kommenden Leuten zu richten.
Gil ist bereits oben. Ich gebe Carol seine Tasche und mache eine Räuberleiter um ihn hoch zu drücken. Er steigt auf meine Hände und wie leicht er auch ist, habe ich keine Probleme ihn hoch zu drücken, wo Gil ihn an der Hand hoch zieht.
"Ich lasse dich hier nicht alleine."
"Wir haben nur ein Schwert und ich bin die Ältere. Also hilf denen gefälligst hoch."
Höre ich Harry und Harriet immer noch diskutieren, während ich Sydney nach oben drücke und Gil sie hoch zieht. CJ steht währenddessen da und schaut ihre Geschwister an.
Dann höre ich Ben's Stimme: "Stop!" Alle halten inne und schauen ihn an. Er sucht sich seinen Weg nach vorne und fragt uns: "Was wollt ihr damit erreichen?"
Ich schaue kurz zu den Hooks und sehe auf Harry's Lippen ein Schmunzeln. Da Niemand Anstalten macht zum antworten, wende ich mich zu Ben und antworte ihm: "Das kannst du dir wohl selbst denken."
Der ehemalige König von Auradon tretet neben seinen Sohn und warnt uns: "Ihr werdet nicht weit kommen können."
"Weshalb?", meint Harry eher sarkastisch.
"Weil dort draußen jemand ist, der es hasst wenn Fremde dort segeln."
"Danke für die Warnung", bedanke ich mich. Das meint er ja nicht ernst. Er will uns nur Angst machen. Das wird aber nicht klappen.
Gil ist währenddessen runter gekommen und zieht CJ mit an Bord. Ich achte aber nicht wirklich darauf und schaue weiter den König und das Biest an.
Im nächsten Moment packt Harriet Harry am Arm und zieht ihn mit an Bord, sodass ich nun alleine auf dem Steg stehe. Die Wachen wollten eingreifen. Aber Ben ist so dumm und hält sie zurück. Er hätte uns schon längst gehabt. Ich beschwere mich aber nicht. Es ist ja gut für uns. Wenn er es wirklich friedlich lösen will, kann er es gerne machen. So haben wir mehr Zeit um abzuhauen.
"Ihr werdet schnell unter gehen", meint das Biest wieder. Er versucht uns weiter Angst zu machen. Merkt er nicht, dass das nicht funktioniert?
"Keine Sorge, ihr könnt euer Auradon behalten. Das interessiert uns nicht", antworte ich ihm und gehe einige Schritte zurück. Auf einmal finde ich keinen halt mit einem Fuß und ziehe diesen schnell zurück. Ich drehe mich um, merke, dass ich an der Kante des Steges stehe, und schaue das Wasser an. In mir macht sich wieder ein komisches Gefühl breit und mir bleibt die Luft weg. Für einen Moment, war ich in einer Schockstarre. Keine Ahnung woher das kommt. Mir ist das noch nie passiert. Ja, ich kann nicht schwimmen, aber ich habe doch keine Angst vorm Wasser.
Harry's Stimme holt mich aus dieser Starre zurück ins hier und jetzt: "Hey Ben! Hast wohl keine Kontrolle mehr über deine Hündchen?"
Ich schaue rüber zu Ben, der verwirrt zu Harry schaut, und merke, dass einige Wachen näher gekommen sind und sich bereit machen mich zu packen.
Panik kommt in mir hoch.
Ich muss aufs Schiff. Jetzt! Oder ich werde gefangen oder noch schlimmer, ich werde ins Wasser fallen.
Ich schaue hoch zum Schiff und sehe eine Hand. "Jetzt komm Putze", fordert mich Haribo auf. Kurz schaue ich zu den Wachen, die auf mich los wollen, und greife Harry's Hand.
Er zieht mich hoch und die Wachen verfehlen mich grade so. Ich wollte mich bei Harry bedanken, doch er hat sich bereits abgewendet und ist zum Steuer. Ich schaue hoch zu den bereits gesetzten Segeln. Wie lange war ich den bitte in dieser Schockstarre? Und weshalb hatte ich die überhaupt?
Vom Steg höre ich Ben's Stimme: "Was sollte das?" Anscheinend an seine Wachen gerichtet. Wie konnten die eigentlich alle so schnell hier sein? Es scheint, dass Auradon doch nicht ganz so Schutzlos ist wie ich dachte.
Langsam verlässt unser Schiff den Hafen. Ich schaue rüber zu Ben, der zu uns schaut und rufe zurück: "Ihr werdet den Tag nie vergessen, an dem ihr uns beinahe geschnappt hättet."

Descendants - Die Geschichte von Jackie ~ Das Abenteuer beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt