24. Türchen

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Heiligabend

Auch wenn ich es meiner Mutter versprochen hatte, dauerte es noch mehrere Tage, bis ich den Mut fand, mit Tom zu reden. Mia, Elsa, Paul und Niko hatten zum Glück ihre Rache-Aktion abgebrochen. Das hatten sie mir zumindest gesagt, und ich hoffte, sie sagten die Wahrheit. Bei Niko konnte man sich nie sicher sein.

Wie jedes Jahr ging ich mit meiner Familie an Heiligabend in die Messe. Ich war nicht besonders gläubig. Dennoch war es jedes Mal sehr schön, besonders wenn die Weihnachtslieder gesungen wurden. Ich hatte die Geschenke für Mia, Elsa, Niko und Janine dabei, die alle ebenfalls zur Messe gingen. So machten wir das jedes Jahr. Wir brachten die Geschenke zur Messe mit, öffneten diese jedoch erst zuhause.

Zu viert machten wir uns beladen mit Geschenken auf den Weg zur Kirche. Die Messe würde zwar erst in einer Dreiviertelstunde beginnen, aber wir wollten ja auch gute Plätze bekommen. Letztes Jahr waren wir zu spät gekommen und hatten keine Plätze mehr bekommen.

"Ist er heute Abend auch da?", fragte Paul leise.

"Ich denke nicht. Er wohnt ja wo anders. Da sind andere Kirchen näher", erwiderte ich.

An der Kirche angekommen suchte ich nach meinen Freunden. Es dauerte nicht lange, bis ich sie gefunden hatte, weil noch nicht allzu viele Leute da waren.

"Frohe Weihnachten", wünschte ich allen und zog sie in meine Arme. Dann verteilten wir die Geschenke.

"Du hast mein Weihnachten schon zerstört. Da bringt auch ein Geschenk nichts mehr", maulte Mia.

"Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt.

"Na, ich wollte mich an Tom rächen, doch du hast es verboten", antwortete Mia. "Obwohl du es uns erst einen Tag davor erlaubt hattest!"

"Hast du seinen Brief nicht gelesen?", fragte Elsa.

Mia schüttelte den Kopf. "Nein, wieso?"

"Dann lies ihn. Jetzt", sagte Niko. Mia holte seufzend ihr Handy aus der Manteltasche und las sich den Brief durch. Ihre Augen weiteten sich mit jedem Satz mehr und nahmen fast die Größe von Tennisbällen an.

"Hast du mit ihm geredet?", fragte sie.

Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Ich wollte es, aber irgendwie..." Ich ließ den Satz in der Luft hängen.

"Dann mach es. Heute noch. Ist ja schließlich Heiligabend", meinte Mia. Ich zuckte bloß mit den Schultern

"Lasst uns reingehen", schlug Janine vor und wir folgten ihr durch das Hauptportal.

Während der Messe gingen mir Mias Worte nicht mehr aus dem Kopf. Ist ja schließlich Heiligabend. Wenn man nicht an Heiligabend seine Liebe zeigte, wann dann?

Nach der Messe verabschiedete ich mich schnell von meinen Freunden und drängte meine Familie nach Hause zu gehen.

"Ich habe Hunger", log ich, als sie mich irritiert ansahen. Komischerweise schienen sie mir tatsächlich zu glauben.

Wie jedes Jahr gab es Würstchen mit Kartoffelsalat und es schmeckte himmlisch. Danach gab es die Bescherung.

Ich bekam die Bücher, die ich mir gewünscht hatte, zwei Strickpullover und eine lang ersehnte Polaroid-Kamera. Ich bedankte mich ausgiebig bei meinen Eltern und schoss sogleich ein Foto von Paul und meinen Eltern. Paul schenkte mir flauschige Kuschelsocken und ein hellgrünes Notizbuch.

Niko hatte mir eine Lichterkette gekauft. Er war der Meinung, dass es bei mir im Zimmer immer viel zu dunkel war. Elsa schenkte mir ein Buch und Mia eine Collage mit den verschiedensten Bildern. Ich sah Fotos von uns beiden, welche mit Elsa und sogar welche von mir und Niko.

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