Suspendre - suspendiert

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Suspendre - suspendiert

Ein weiterer Tag in der Anstalt verging. Jack wurde immer ungeduldiger. Zum einen wollte er Elise wiedersehen, zum anderen wollte er hier endlich raus und wieder ins 18. Jahrhundert zurück. Er wurde nervöser, als er Schritte hörte. Vielleicht kam Elise zurück und befreite ihn endlich.
Das Warten hatte ein Ende und Kant trat wieder mit einem Notizblock herein. Enttäuschung machte sich in ihm breit. ‚Nicht noch mehr Fragen', stöhnte der Captain innerlich auf. Kant trat näher und sah den verdreckten Piraten in der Zwangsjacke genauer an. Als erstes fielen ihm die Dreadlocks, auf denen ein paar Perlen steckten, auf. Dann sein schmutziges Gesicht. Er machte sich weitere Notizen über sein Aussehen und sprach den Patienten ohne aufzusehen an.
„Guten Morgen, haben Sie gut geschlafen?" Jack antwortete nicht, aber Kant störte dies kein bisschen.
„Fangen wir mit Fragen an: Sagen Sie uns nun Ihre echte Name." Er antwortete immer noch nicht. Kant sah ihn erwartend an. Nichts kam.
„Mister, ich Ihnen nur helfen kann, wenn Sie Fragen beantworten. Also, Ihre Name, bitte!"
„Ich habe Ihnen doch gesagt, mein Name ist Captain Jack Sparrow!" Das ‚Captain' betonte er besonders. Luis Kant schien das aber nicht sonderlich zu beeindrucken. Auf einmal drehte er sich um und ging leichten Schrittes zur Tür hinaus. Die Tür blieb angelehnt.
„Ah, Bonjour, Madame Elise. (Guten Tag, Madame Elise)"
„Salut, Luis. Ca va? (Hallo Luis. Läuft es?)"
„Non, nous n'avons pas des progrès. Il nous ne dit pas son vrai nom. I'll persiste dans son refus. (Nein, wir machen immer noch keinen Fortschritt. Er will uns nicht seinen echten Namen verraten. Er weigert sich.)"
„Peut-être vous preparez le traitement. Ca va marcher. (Bereiten Sie die Behandlung vor. Das wird helfen.)"
„Je l'espère. (Ich hoffe es.)"
Die Tür wurde wieder aufgeschoben und beide kamen herein. Als Elise hereinkam schlich sich ein dreckiges Grinsen auf Sparrow Gesicht. Er dachte an das Verhör zurück.
„Guten Morgen, Elise", sagte er Gentleman-like.
„Für Sie immer noch Madame Chaveaut." Etwas klingelte. Elise zog einen rechteckigen, kleinen Kasten aus ihrer Hosentasche und fing an zu sprechen, nachdem sie auf den Kasten getippt hatte. Jack starrte sie an. Sie sah genauso schön aus, als sie sich „kennengelernt" hatten. Sie trug immer noch die weiße Bluse und die blaue Stoffhose.
„Au Revoir", sagte sie zu Sparrow gewandt und stritt mit schwingenden Hüften aus dem Raum.

Währenddessen im Polizeirevier:

„Ich sage Ihnen, Sie hat mitten in dem Verhör den Täter befummelt", kam es anklagend von einer männlichen Stimme. „So etwas ist doch nicht mehr normal", kam es von derselben Stimme.
„Ich glaube Ihnen, Mathieu. Ich werde mich darum kümmern."
„Vielen Dank, Sir!", kam es wieder von Mathieu.
„Sie können gehen. Ich werde dann mit Madame Chaveaut reden." Eine Tür wurde aufgerissen und Julien Mathieu kam mit eiligen Schritten heraus. Er hoffte, dass dieser Sparrow seine Lady nie wieder sehen würde Dafür würde er selbst sorgen. Inzwischen rief der Chef des Reviers Elise Chaveaut an. Sein Ton klang dabei nicht besonders freundlich.
„Hallo. Kommen Sie unverzüglich zum Revier in mein Büro! Ich möchte umgehend mit Ihnen sprechen!" Dann legte er auf, wobei man den Aufprall des Hörers durch die Tür hörte.
Nach 20 Minuten kam Elise in das Revier. Ungewissheit lag in ihrem Blick. Man sah ihr an, dass sie sich unwohl fühlte, denn sie war kreidebleich. Ihre Absätze der Schuhe klickerten in einem komischen Takt. Das Klackern verstummte, als sie das Büro mit Teppichboden betrat.
„Monsieur."
„Sie sind suspendiert! Sie werden sich nicht mehr an dem Fall beteiligen! Geben Sie mir Ihre Dienstwaffe und verlassen Sie mein Büro!" Ihre Unterlippe fing an zu zittern. Ihr Blick wurde starr und ausdruckslos. Jeder, der Elise Chaveuat kannte, wusste, dass sie für ihren Job förmlich lebte.
„Aber, Monsieur... Ich kann das erklären... Ich-"
„Ich will kein Wort hören! Ich weiß, was passiert ist. Und jetzt geben Sie mir Ihre Waffe, oder ich hole mir sie selbst!" Mit zittrigen Händen löste sie die Waffe und übergab sie ihrem Chef. Sie versuchte, noch etwas zu ihrer Verteidigung zu sagen, doch man schnitt ihr das Wort ab.
„Und jetzt raus hier! Ich will Sie nicht mehr in diesem Gebäude sehen, bevor dieser Fall gelöst ist! Ich meine es ernst!"
Sie entfernte sich langsam aus dem Büro und ging den Flur herunter. Sie war geschockt und gleichzeitig sauer. Beinahe wäre sie in Julien reingelaufen, der sie besorgt ansah.
„Elise, was ist los?"
„Er...Er.. Er hat mich für den Fall suspendiert. Einfach so."
Schock stand in seinem Gesicht. So hatte er das doch nicht gewollt!
„Nein!", murmelte er ganz leise. „Elise, ich werde mich darum kümmern. Ich verspreche es!" Sie konnte ihm nicht antworten, auch wenn sie es wollte. Sie nickte unkenntlich und ging. Sie wusste nicht wohin sie ging, als sie das Revier verließ. Nur weg von hier. Sie musste sich abregen.

Bei Jack:

Wie dumm sie doch waren. Sie hatten einfach die Tür angelehnt. Er musste die Chance nutzen und fliehen. Auch wenn er Elise nie wieder sehen würde. Nach ein paar Anläufen gelang es ihm, zu stehen. Mit den Zähnen versuchte er, die „Jacke" zu lösen. Es gelang ihm nicht. ‚Später', dachte er. Später würde genug Zeit dafür vorhanden sein. Leise, damit ihn niemand entdeckte, schlich er die Gänge entlang, die ihn endlos erschienen. Trotzdem hatte er Glück. Niemand, bis auf ein kleines Mädchen, sah ihn. Er fragte das Mädchen, ob sie ihm helfen könne und sie tat es. Meine Güte, wie leichtsinnig! Die Menschen im 21. Jahrhundert waren zu leicht zu überreden.
Er hatte es auf die Straße geschafft und sah sich um. Er entschied sich, in Richtung Süden zu gehen. Nach weiteren Straßen kam er zu einer, die dicht besiedelt war. Jack fiel auf, dass nur Männer dort waren. Wie seltsam. Einige hielten eine Flagge mit Regenbogenfarben in die Höhe. Einige Männer riefen: „Pour l'égalité! (Für die Gleichheit!)"
Es war ziemlich merkwürdig. Weiter vorne entdeckte er rote Haare. Elise?! Er versuchte, sich zu dem rotem Licht durchzukämpfen, doch es stellten sich zwei Männer in seinen Weg. Das rote Licht entfernte sich immer mehr.

Reddonksboudt of Doom / Ein Pirat im 21. JahrhundertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt