Get outta the way!

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Get outta the way!

Völlig entgeistert sah sie den Mann vor sich an. Ein leichter Anflug von Panik machte sich in ihr breit. Wie hatte er ihr so schnell und so einfach die Waffe abnehmen können? Schützend hielt sie ihre zitternden Hände vor ihren Körper.
„Elise, ist alles in Ordnung?", er legte die Stirn in Falten und musterte sie verwirrt.
„Bitte... bitte tun Sie mir nichts", sie flehte fast. Seine Verwirrung stieg ins Unermessliche.
„Wieso sollte ich dich verletzen oder es nur wollen?"
„Das haben Sie doch schon einmal getan, nur bitte... ich... ich bin schwanger und wenn es Ihnen darum geht, mich zu verletzen, dann ist mir das egal, nur bitte... zeigen Sie Ihr Herz und geben Sie diesem kleinen unschuldigem Wesen eine Chance", eine Träne kullerte ihre Wange herunter.
„Was? Wenn das Kind von Julien ist, dann kann man es nicht unschuldig nennen", er versuchte seine Fassungslosigkeit hinter einem Witz zu verbergen.
„Woher kennen Sie meinen Verlobten?"
Verlobten? Jack fiel aus allen Wolken. Sie hatte sich mit ihm verlobt?!
„Elise... Wie kommst du auf all das? Weißt du denn nicht mehr, was vor und in Tortuga passiert ist? Ich könnte dich nie verletzen."
„Aber Julien sagte, Sie hätten mich fast erschossen."
„Er lügt", stellte der Pirat trocken fest.
„Wieso sollte er? Also bitte, gehen Sie, verlassen Sie meine Wohnung und lassen Sie sich hier nie wieder blicken", mehr und mehr Tränen entwichen ihren dunkelgrünen Augen.
„Aber Elise, hör mich doch an! Bitte!"
„Nein, gehen Sie, bitte!", als er die Hand ausstreckte, um sie zu berühren, wich sie einen Schritt nach hinten und spürte den Heizkörper an ihren Waden, sodass es schepperte.
„Elise... Bitte", leicht verzweifelt fuhr er seinen Arm wieder ein. Als er immer noch keine Anstalten machte, sich zu bewegen, versuchte sie, zur Seite zu gehen und sich irgendwie an ihm vorbeizuschieben. Dummerweise stolperte sie über eine widerspenstige Teppichkante, die schon seit Ewigkeiten hervorragte und die sie in diesem Moment einfach vergessen hatte. Im Fallen drehte sie sich und landete mit dem Steiß auf der Kante des kleinen Wohnzimmertisches, rutschte dann weiter auf den Boden und saß fast auf ihrer Waffe zwischen Sofa und Tisch. Sie stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus, als das Stechen an ihrem unteren Rücken stärker wurde.
„Elise,was...?", weiter kam Jack nicht, denn Julien Mathieu betrat mit gezogener Waffe das Wohnzimmer. Zuerst fiel sein Blick auf Elise, die ihm den Rücken zuwandte, dann auf Jack, der über ihr stand.
„Hände hoch, sodass ich sie sehen kann!", rief er und Elise drehte sich langsam zu ihm um, mit Tränen in den Augen und auf den leicht geröteten Wangen.

Jack setzte sich in Bewegung, er warf Elise noch einen letzten bedauernden Blick zu, bevor er durch die Verbindungstür in die Küche lief. Julien bewegte sich weiter in das Wohnzimmer zu Elise und hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, als Jack Sparrow - oder wer auch immer er war - durch die Küchenschiebetür in den Flur und schließlich aus der Wohnung flüchtete. Es war Julien egal. Was für ihn zählte, war Elise.
Er rannte um das Sofa herum und hockte sich vor sie, packte sie vorsichtig an den Schultern und sah in ihr tränenüberzogenes Gesicht.
„Elise, oh mein Gott, was ist denn passiert? Komm", er zog sie hoch aufs Sofa und setzte sich neben sie, zog sie an sich und strich ihr über den Rücken. Diese rutschte hin und her, versuchte, ihren Steiß zu entlasten.
„Geht es dir gut?", fragte er und hob vorsichtig ihre Waffe auf, legte sie auf den Tisch.
„Nein", wimmerte die Gefragte. Auf einmal wollte sie nur noch heulen und jammern.

„Ich habe Kopfschmerzen, ich bin auf die Tischkante gefallen und mein Steißbein ist sicher geprellt, außerdem ist mir die ganze Zeit schlecht und ich fühle mich nutzlos, weil ich schwanger bin und du mich einfach allein lässt und nicht da bist, wenn ich dich brauche, weil dieser Piratenmann plötzlich vor unserer Scheißtür steht und mir eine verdammte Heidenangst macht! Und ich hatte das Gefühl, mich an irgendwas zu erinnern, aber das konnte nicht sein und ich bin verwirrt", er zog sie wieder in seine Arme.
„Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid, Elise... gegen die Schmerzen kann ich nicht viel machen, aber gegen die Übelkeit hast du doch Tabletten. Hör zu: Heute Abend machen wir uns einen gemütlichen Pizzaabend auf dem Sofa oder legen uns direkt aufs Bett, ich verwöhne euch mal so richtig und morgen machen wir dann eine schöne Tour mit dem Aussichtsboot durch den Hafen. Was hälst du davon?", sie nickte,
„Okay", er stand auf, „Wohin gehst du?"
„Ich sage den Leuten aus unserem Haus Bescheid, dass niemand diesen Mann hier reinlassen darf und rufe auf dem Revier an, dass er zurück ist und lasse ihn zu Fahndung ausschreiben."
„Danke, Julien", er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie leicht, bevor er im Treppenhaus verschwand und sein Handy zückte. Elise zitterte immer noch und ließ stumme Tränen über ihre Wangen laufen, während sie auf Julien wartete.

Reddonksboudt of Doom / Ein Pirat im 21. JahrhundertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt