Zur falschen Zeit am falschen Ort

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Zur falschen Zeit am falschen Ort

Es war zu spät, um zu fliehen, der Eingang der kleinen Gasse wurde bereits von einer Gruppe Soldaten versperrt.
„Hey! Aufhören und Hände hoch!", forderte einer von ihnen sie auf. Elise schob Jack zurück und widmete sich den weniger netten Leuten in ihrer Umgebung. Sie kämpfte gegen ihren Würgreiz an, schließlich hatte sie bis von wenigen Sekunden eine fremde Zunge in ihrem Mund befunden.
Automatisch fasste sie an ihre Hüfte, bis ihr wieder einfiel, dass sie ein Kleid trug und ihre Waffe in einem anderen Jahrhundert herumlag. Sie stoppte in ihrer Bewegung.
„Lady, Ihr kommt auch mit uns mit."
Die Männer packten Elise und zerrten sie von dem Captain weg. Dieser suchte währenddessen nach einer Möglichkeit, die Soldaten loszuwerden, was ihm aber nicht gelang.
„Gentlemen, ich bin mir sicher, dass es sich um ein furchtbares Missverständnis handelt", meldete er sich schließlich zu Wort.
„Nein, wir sind uns ziemlich sicher, dass Ihr Jack Sparrow seid."
„Captain! Und was hat diese junge Dame damit zu tun?!"
„Sie war bei Euch. In unzüchtiger Weise, wenn ich das so formulieren dürfte."
„Nein, dürfen Sie nicht!", sagte Elise bestimmt und versuchte dabei, sich von dem festen Griff um ihren Arm zu befreien.
„Und aufmüpfig ist sie auch noch! Das wird ja immer besser...", merkte ein Uniformierter an, er war wohl der Anführer dieser Gruppe.
„So behandelt man doch keine Dame! Welch' rüdes Verhalten Ihr doch an den Tag legt", Jack Sparrow gingen einige Schritte auf die Männer zu und fuchtelte mit den Armen herum.
„Sie beide sind Verbrecher und Verbrecher benutzt man nicht anders! Und jetzt mitkommen", der Griff um Elises Arm wurde fester. Zum ersten Mal seit Tagen wünschte sie sich, dass Julien in der Nähe war, um ihr zu helfen. Man konnte über ihn sagen, was man wollte, aber er und Elise Chaveaut waren ein verdammt gutes Team; sie konnten sich aufeinander verlassen und wussten auch ohne Worte, was der andere als nächstes tun würde und wie man ihn unterstützen könne. Bis Captain Jack Sparrow in ihr Leben getaumelt war.
Es war seltsam. Julien reagierte anders auf ihn als auf andere Menschen. Er reagierte auch auf sie anders als sonst. Ein Phänomen des Konkurrenz-Ausschluss-Prinzip, was ihre Partnerschaft zerstört und alles verändert hatte? Doch der Punkt war, dass er nicht hier war, um zu helfen.
Ihre Ausbildung brachte ihr viele Vorteile, so wie auch jetzt. Ihre Gedanken schrien förmlich ‚Diplomatie!'
Denn anders würden sie hier nicht weiterkommen.
„Meine Herren, Sie haben Recht. Doch sagen Sie mir eines: Warum fahren angesehene und attraktive Männer wie Sie nach Tortuga", sie vermeinte ein empörtes ‚Du findest diese Männer vor dir attraktiv?!' zu hören, „Es gibt hier so viele Piraten. Was hat der ehrenwerte Captain Jack Sparrow Euch getan, damit Ihr so leiden müsst?", fragte sie in einem lüsternem Tonfall.
In Nantes würde sie so etwas nie tun - besonders nicht im Dienst. Aber hier musste sie mit den Waffen einer Frau kämpfen. Es zeigte Wirkung. Die Soldaten musterten sie erstaunt und geistesabwesend.
Diese Gelegenheit nutzte sie. Der Griff um ihren Arm wurde lasch, sie bewegte sich ruckartig und drehte sich, trat dabei zwei der Soldaten gegen die Brust, woraufhin diese nach hinten stolperten und packte den, der sie festgehalten hatte, an seinen nun verdrehten Handgelenk und am Kragen. Sie schleuderte ihn, die höllischen Schmerzen, die wieder in ihrer Schulter aufflammten, ignorierend, in seine beiden Kollegen. Alle drei küssten den Boden.
„Wow", entfuhr es Jack, sichtlich überrascht. Mit solch einer Attacke hatte er nicht gerechnet. Elise überraschte ihn immer wieder auf's Neue.
„Komm, wir müssen schnellstens hier weg", sie setzte sich in Bewegung, er folgte ihr. Immer noch sprachlos.
Elise trat aus der Gasse hinaus und stoppte sofort. Sie nahm die Hände hoch und schluckte schwer.

Vor ihrer Nase richtete ein Dutzend Soldaten ihre Waffen auf sie.

Reddonksboudt of Doom / Ein Pirat im 21. JahrhundertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt