Elises Rache

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Elises Rache

„Wie kann das nur sein? Wie nur..", murmelte Julien vor sich hin. Sein Kind - tot. Und Elise war kilometerweit weg, mal davon abgesehen, von der der Tatsache, dass er sich in der Vergangenheit befand und seine Geliebte in der Gegenwart. Er lag unter der Palme, am Stamm angelehnt. In seiner Hand Rum, geklaut von einem Pub in der Nähe. Niemand hatte den jungen Polizisten bemerkt, der Wirt war zu betrunken gewesen, um ihn zu registrieren. Er hatte noch nie seinen Kummer weggesoffen, aber für alles gab es ein erstes Mal. Er war sich erst sicher gewesen, diesen Piraten umzubringen, doch nach einer halben Flasche Rum zweifelte er daran. Er wollte doch eigentlich nur ein schönes Leben mit seiner Liebe haben und wurde jetzt in die Welt einer rachsüchtigen, merkwürdigen Frau mit einem noch merkwürdigerem Namen hineingezogen. Eine Welt, die eigentlich nur in Filmen existieren sollte.

Ein heller, einzelner Sonnenstrahl weckte sie. Müde blinzelte die junge Frau, während sie ihre steifen Glieder dehnte. Sie setzte sich auf, alles was Elise sah war Meer. Hatte ihr Plan funktioniert? War sie wieder in der anderen Welt? Sie wollte - nein sie musste - es herausfinden. Sie nahm sich die, noch zum Glück vorhanden, Paddel und ruderte in eine Richtung. Nur Meer. Überall nur Meer.
„Gut Elise, so kommst du nicht weiter. Überlege!", mahnte sie sich selbst. Ihr fiel nichts ein, womit sie die Richtung ausmachen könnte. Weiter paddeln wollte und konnte sie nicht mehr, sie musste ihre Kräfte sparen, um nicht vorzeitig umzukommen. Jetzt musste sie hoffen, dass jemand mit einem Schiff vorbeikam und sie mitnahm. Wenn niemand kam, hatte sie Pech. Seufzend stützte die junge Frau ihre Hände auf ihren Knien ab und wartete, während die Sonne sie beschien. Ihr wurde unerträglich heiß, Elise hatte sich schon aufs Äußerste ausgezogen. Sie saß in der kleinen Nussschale in ihrem Top und ihrer Hose, die sie, so gut es bei diesem Stoff ging, eingerissen hatte.

Jack konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er - Captain Jack Sparrow- machte sich Sorgen um seine Liebe. Oder es lag nur an den drei Flaschen Rum, die er zu sich genommen hatte. Wie konnten all diese ungeschickten Zufälle nur passieren. Und warum hatte diese falsche Schlange alias Metrala sie im unpassendsten Moment wieder nach Nantes geschickt? Diese Frau war manchmal so launisch, sie tat das alles nur, weil sie sich in ihrer Ehre verletzt gefühlt hatte.

Elise hatte nach 30 Minuten aufgehört, die Minuten zu zählen. Ihr war langweilig, heiß und niemand war zu sehen. Zudem bekam sie Hunger, ihr Bauch rumorte schon und sie konnte nichts tun. Was würde Elise jetzt dafür geben, bei Jack oder sogar Julien zu sein. Hauptsache an Land und in Sicherheit.
„Wenn ich aus dieser Situation lebend rauskomme, werde ich nie wieder mit einem Schiff fahren", fluchte sie leise vor sich hin. Elise legte sich flach auf den Boden des kleinen Holzbotes und schloss für einen Augenblick die Augen. Sie versuchte sich durch die Wellen des türkisen Meeres zu beruhigen. Irgendwann wurde das Rauschen der Wellen lauter und unbeständiger. Elise setzte sich auf und sah ein riesiges Schiff mit löchrigen, dunklen Segeln und drei Masten. Sie kniff die Augen zusammen, damit sie den, in das Holz geritzten Namen, durch die untergehende Sonne erkennen konnte.
Queen Anne's Revenge", murmelte sie und überlegte, währenddessen das Schiff langsam näher kam. Wenn laut Jack schon alle vier Teile geschehen waren war das Schiff unter der Führung von... Barbossa!

,,Wenn das mal nicht die liebreizende Perle unseres Freundes Jack Sparrow ist", höhnte der Pirat, als das Schiff nah genug an dem kleinen Holzboot war.
„Captain Jack Sparrow, wenn ich bitten darf", verteidigte Elise den nicht anwesenden Freibeuter und stemmte die Hände an die Hüfte.
„Wie dem auch sei, wo ist euer dein Geliebter, Liebes?", antwortete Barbossa feixend.
„Er ist nicht mein Geliebter. Ich musste ihn leider aus Gründen, die euch nichts angehen, verlassen. Aber ich würde gerne nach Tortuga kommen, aber ich weiß nicht wie", gab Elise am Ende zu. Barbossa lachte auf.
„Ihr sucht eine Mitfahrgelegenheit?"
„So kann man es auch sehen."
Er rief seiner Crew etwas unverständliches zu. Eine Strickleiter wurde heruntergeworfen.
„Bevor Ihr heraufklettert, es gelten meine Regeln, aye?"
„Aye", rief sie dem Piraten zu, ergriff die Leiter und kletterte aus das Schiff. Barbossa persönlich führte sie unter Deck.

„Ihr seid so schön wie eh und jeh, ich kann verstehen, warum ihr jemanden wie Sparrow nicht wollt", er lachte kurz und wandte sich einer Tür zu, die er ihr aufhielt. Hatte sie gerade ein Kompliment von Barbossa bekommen? Seltsam. Er zeigte ihr ihre Kajüte, in der sie die kommende Nacht verbringen durfte.
„Ihr habt bestimmt etwas zu Essen für mich oder?"
„Natürlich, folgt mir", ein Grinsen zierte sein bärtiges Gesicht.

Das Essen war gut, diesmal bekam sie keinen Apfel in den Mund gesteckt und durfte selber wählen, was sie aß. Das einzig merkwürdige waren die anzüglichen Blicke Barbossas. Aber diese ignorierte sie gepflegt und ging nicht weiter darauf ein. Als die Frage warum sie denn hier sei aufkam, erzählte sie von Metrala und ihrem Plan. Der Freibeuter, der ihr gegenüber saß, erklärte sich bereit zu helfen - sogar ohne Gegenleistung, was Elise noch mehr verwirrte. Was war die Intention des Piraten?
„Wann werden wir voraussichtlich Tortuga erreichen?", sie stand auf und folgte dem Mann wieder zu ihrer Schlafgelegenheit.
„Morgen früh oder am Mittag, schätze ich. Aber ihr solltet euch nun ausruhen."

Der nächste Morgen kam und damit kam auch die Gelegenheit, Metrala zu übertrumpfen, näher. Elise stolzierte Barbossa und seiner Crew hinterher. Sie hatte etwas Neues zum Anziehen bekommen - ganz nach ihrem Geschmack. Sie sah nun aus wie eine waschechte Piratin, denn selbst einen Säbel hatte sie bekommen, auch wenn sie nur mit Pistolen umgehen konnte. Aber sie würde damit schon zurechtkommen. Sie liefen die engen Gassen Tortugas entlang, Elise hatte inzwischen die Führung übernommen und ging zielstrebig zu dem Pub, in dem sie Jack und Gibbs vermutete.
Leider waren diese nicht im Pub, aber sie gab nicht auf und suchte in dessen Dachboden nach. Tatsächlich fand sie die Piraten und begrüßte sie mit eine Ohrfeige, damit sie aufwachten.

„Einen schönen guten Morgen die Herren, ich bin wieder da!"

Reddonksboudt of Doom / Ein Pirat im 21. JahrhundertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt