Die Lösung? Das Rettungsboot

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Die Lösung? Das Rettungsboot!

Vor der Tür stand kein geringerer als Julien. Sie starrte ihm mit offenem Mund an.
„Hallo, Elise", sagte er und küsste sie auf beiden Wangen. Typisch französisch. Zögerlich erwiderte sie die Geste.
„Was machst du hier, Julien? Hast du nicht einen Fall zu lösen?", fragte Elise kalt.
„Ich wollte nur sehen, wie es dir geht. Es... es tut mir leid, dass du nicht mehr am Fall beteiligt bist", stotterte ihr Gesprächspartner.
Jack, der in Elises Schrank wartete, wurde zunehmend ungeduldiger. Nur widerwillig war er in den Schrank geklettert und er wollte so schnell wie es ging wieder aus ihm hinaus.
‚Bitte beeil dich, ich will hier raus', dachte er stumm. Die Zimmertür wurde geöffnet und er hörte Stimmen.
„Bitte geh jetzt", hörte er Elises Stimme sagen. Es klang fast flehend. Jack wurde mulmig zumute.
„Nein, warte doch. Wir können das sicher klären." Julien grinste dreckig. Er packte sie am Arm und drückte sie gegen eine Wand der Zimmers. Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, aber es ging nicht. Er war stärker. Sie bat ihn mit leicht zitternder Stimme, sie loszulassen. Aber der Polizist reagierte nicht auf ihre Bitte.
Er legte seine Hand unter ihr Kinn und hob es an, damit sie ihm in die Augen sehen musste. Elise versuchte, ihren Kopf von Julien wegzudrehen, aber sie scheiterte bei ihrem Versuch, denn Julien drehte ihren Kopf mit Gewalt in seine Richtung. Die Gewalteinwirkung auf ihren Kopf ließ sie vor Schmerz ein wenig aufstöhnen, was Julien sichtlich falsch interpretierte.
„Ich will dich und zwar nur dich. Hier und jetzt!", lachte er diabolisch.
Wieder einmal drehte Elise ihr Gesicht weg - und wieder drehte seine Hand, die immer noch unter ihrem Kinn verweilte, ihren Kopf in seine Richtung. Ekel und Angst spiegelten sich in Elises Augen wieder, die Julien nicht wahrnahm. Er war mit anderen Dingen beschäftigt.
Seine Lippen kamen den ihren immer näher, bis sie sich berührten. Julien küsste sie grob, während er seine freie Hand unter ihre weiße Bluse schob.
Sie konnte die Hand, die nun ihren Busen begrapschte, nicht wegschlagen.

Jack öffnete eine der Schranktüren, die er zwischenzeitlich geschlossen hatte, damit sein Versteck nicht aufflog, leicht und erblickte etwas, was er definitiv nicht sehen wollte. Verdammt sei seine Neugier! Oder doch nicht?
Jack sah die bedrängte Elise an der Wand stehen. Vor ihr Julien. Dieser zog sein Oberteil einhändig aus und zerriss danach das von Elise. Ihr BH kam zum Vorschein. Julien zog sich weiter mit einer Hand aus. Die andere wanderte von Elises Kinn zu ihrer Hüfte, wo er sie festhielt. Sie würde sich nicht aus seinem Griff befreien können, auch wenn sie es versuchen würde. Sie stand nah an Julien gepresst, viel zu nah für Jacks Geschmack.

Sie suchte verzweifelt etwas im Raum, was ihr helfen könne, doch da war nichts. Nach einigen Sekunden wurde ihr bewusst, dass Jack ja noch im Schrank stand und sah zum besagten Schrank während sie leise seinen Namen zischte.
„Wer ist Jack?", fragte Julien nach, fuhr aber mit seinem Vorhaben fort, als er keine Antwort von Elise bekam. Diese sah ein weiteres Mal zum Schrank, aus dem nun tatsächlich die eine Gesichtshälfte des Piratencaptains lugte und sie anblickte.
Elise sprach ein wortloses ‚Hilfe', damit Julien es nicht mitbekam und hoffte Jack würde verstehen, was sie meinte. Glücklicherweise bemerkte Jack ihren stummen Hilferuf. Er nahm sich vor, in wenigen Sekunden aus dem Schrank zu springen und ihr zu helfen.
Auf ein Mal zog Julien sie zum Bett und schubste sie grob darauf. Das war die Chance für Jack. Mit Kraft schwangen beide Schranktüren auf. Das Geräusch war laut. Sehr laut.
Julien drehte sich um, wodurch Jack seinen Überraschungsmoment verlor. Dennoch verpasste Sparrow ihm so fest es ging einen Kinnhaken und Julien stolperte ein paar Schritte rückwärts. Das verpasst Elise einige Sekunden Zeit, um vom Bett herunter zu kriechen.
Was machte sie da nur? Ihr Leben war innerhalb weniger Tage und Stunden komplett auf den Kopf gestellt worden.
Sie stolperte zu Julien, zog seine Dienstwaffe aus dem Halter und richtete sie auf ihn.
Mit fester Stimme rief sie: „Halt!" Julien drehte sich erschrocken zu der Frau um, die er vor wenigen Sekunden mehr als nur belästigt hatte und sah ihr entsetzt ins Gesicht. Das hatte er nicht so erwartet.
„Du gehst jetzt, ist das klar? Und betrete nie wieder - Ich wiederhole nie wieder - die Schwelle dieses Hauses!"
„Komm schon, Elise, es hat dir doch auch gefallen."
Aber diese schrie nur: „RAUS HIER!"
„Na gut, aber das wird ein Nachspiel haben." Er sammelte seine Kleidung ein. Dann verließ er das Haus, ohne sich noch ein Mal umzudrehen.
Elise wand sich zu Jack und sah ihn dankbar an.

„Wie war das mit ‚Ich brauche keine Hilfe?'"
„Halt den Mund."
„Aye."
„Das war kein Befehl, ja?"
„Na und", sagte er und grinste. Sie zog ein T-Shirt aus dem noch geöffneten Schrank und zog es an. Sie bemerkte, wie Jack zuvor auf ihren BH gestarrt hatte und sah ihn streng an, sodass er den Blick senkte.
Beide gingen in die Küche.
Elise setzte sich in einen der Stühle und raufte sich gestresst die Haare. Jack setzte sich ihr gegenüber. Lange Zeit saßen sie still. Dann kam ein langer Seufzer von Elise.
„Du musst wieder ins 18. Jahrhundert zurück."
„Wieso, mir gefällt es hier", sagte er und drückte einen Knopf an der Mikrowelle. Sie sprang mit einem lauten Ächzen an. Captain Sparrow sprang einen Schritt zurück.
„Huch."
„Deswegen", antwortete Elise und deutete auf die Mikrowelle und ihn.
„Du passt nicht hier her. Erzähl mir nochmal, wie du hergekommen bist. Und zwar ausführlich und keine Scherze, aye?"
„Aye." Dann erzählte er. Es dauerte Stunden. Es war dunkel, als er seine Geschichte beendete.
„Ok, du bist also mit einem Rettungsboot hier her gekommen."
„Ja, so war es." Sie überlegte. Sie stand auf und lief zwischen den Stühlen hin und her. Es machte Jack ein bisschen nervös, wie sie so herumlief.
„Wir werden schon irgendwie eine Lösung finden", sagte sie schlussendlich.
„Wieso kann ich denn nicht hierbleiben?", fragte Jack erneut.
„Es geht einfach nicht. Allein wie du aussiehst, zieht Aufmerksamkeit auf dich. Mal ganz davon abgesehen, das alle nach dir suchen", Elise bewegte sich zum Esstisch, nahm die lokale Zeitung in die Hand und las das Titelblatt. Die erste Schlagzeile lautete: Gefährlicher Irrer auf der Flucht. Bei Sichtung sofort die Polizei einschalten. Die Zweite lautete: 1000 € Belohnung beim Fang des entlaufenen Irren, und die Letzte: Helfen Sie der Polizei den ausgebrochenen Straftäter zu finden.
Sie hielt ihm die Titelseite entgegen. Auf ihr war ein großes Foto von Jack auf der Marionette und eins, wo er in der Gummizelle saß und wirklich wie ein Verrückter aussah.
„Okay, vielleicht passe ich hier doch nicht so ganz her, wie ich es mir gedacht hatte."
„Ach", kam es nur sarkastisch zurück.
„Wenn ich wieder zurückkommen sollte, würdest du dann mit mir kommen?"
„Auf keinen Fall. Ich passe so wenig in deine Welt, wie du in meine."
Das war schade, fand Jack. Er hätte Elise gerne in einem hautengen und taillenbetondendem Kleid gesehen. Sie hätte bestimmt sexy ausgesehen. Er hätte sie mit auf die Black Pearl genommen und ein bisschen Spaß mit ihr gehabt. Beim Gedanken an die Black Pearl wurde ihm schwindelig. Er war nun schon viel zu lange an Land gewesen. Er vermisste sein Schiff und die See. Er war ein Pirat, das zeigte sein Tattoo am Handgelenk, und ein Pirat hielt sich nunmal nicht länger an Land auf, als es nötig ist. Auf einmal unterbrach Elise seine Gedankengänge.

„Ich glaub, ich hab's! Du bist in einem Rettungsboot hergekommen. Vielleicht musst du mit dem Rettungsboot wieder zurück."
„Und wie?", fragte er interessiert.
„Das weiß ich nicht so genau. Aber wir sollten das Rettungsboot suchen und es versuchen. Es klappt vielleicht."
„Hmm", er kratzte mit zwei Fingern an seinem Bart.
„Leuchtet ein. Okay, lass uns das Rettungsboot der Hölle suchen, klar soweit?"
„Jetzt? Bist du verrückt? Es ist mitten in der Nacht und alle suchen dich!"
„Anscheinend bin ich das wohl. Verrückt, meine ich."
„Ich gehe jetzt schlafen. Wehe du kommst in mein Schlafzimmer während ich mich umziehe. Oder allgemein wenn ich schlafe. Dann reiße ich dir den Kopf ab, alles klar?"
„Und wo soll ich schlafen?"
„Auf dem Sofa. Warte, ich hole dir ein Kissen und eine Decke."
Sie ging los, um ihn dies zu besorgen. Sie kam nach einer Minute zurück, schmiss Kissen und Decke mit Schwung auf das Sofa und wünschte ihm eine angenehme Nacht.

Reddonksboudt of Doom / Ein Pirat im 21. JahrhundertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt