James Nicolas Harrisson

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James Nicolas Harrisson

Der ungleichmäßige Gang von Jack weckte sie auf. Sie lag in seinen Armen, die von eisernen, nicht modischen Handschellen zusammengekettet waren. Sie selbst trug auch Handschellen. Die waren verdammt schwer! Wie schaffte Jack es nur, sie zu tragen, ohne dass sie auf den Boden fielen? Sie blickte mit zusammengekniffenen Augen nach hinten. Dutzende Soldaten trieben Jack nach vorne. Einer der Soldaten hielt Sparrows Waffen und „Ausrüstung". Sie richtete ihren Blick wieder nach vorne. Sie gingen auf ein Schiff mit englischer Flagge zu. Wahrscheinlich würden sie jetzt nach Port Royal verfrachtet werden. Ohne einen gerechten Prozess. Man würde sie einsperren und hängen lassen. In den Filmen sah das ja noch ganz okay aus, aber es selbst erleben zu müssen? Nein, danke! Bei dem Gedanken daran sackte Elise wieder in Jacks Armen zusammen und ihr Kopf fiel leicht nach hinten. Jack war nicht auf diese ruckartige Bewegung ihres Kopfes gefasst, so dass sie leicht aus seinen Armen rutschte. Er hob sein Knie leicht an, um sie wieder fest halten zu können. Doch als er sein Knie heben wollte, schubsten ihn diese britischen Bastarde nach vorne und Elise fiel unsanft aus seinen Händen, wo sie sich einige Sekunden später ihren Kopf mit dem unversehrten Arm rieb.
Er signalisierte ihr ein stummes ‚Steh auf und lauf!'. Sie sah ihn erst an und bemerkte dann seine Worte. Sie stand auf, wischte den Dreck von ihrem Kleid herunter und kam auf ihn zu. Was tat sie da?! Sie sollte doch weglaufen!
Auf ein Mal drehte sie sich um und rannte den Steg entlang. Die Soldaten reagierten schnell, liefen ihr hinterher und schubsten dabei Captain Sparrow zur Seite. Dieser nutzte den Moment und trat dem Briten, der seine Sachen hielt, heftig gegen das Bein. Dieser ließ alles fallen und schrie leicht vor Schmerz auf. Der Captain schnappte sich seine Waffen und lief Elise hinterher, die jetzt schon fast am Ende des Stegs angekommen war. Er sah sich nach hinten um, viele der Soldaten versuchten, ihn zu verfolgen, doch er war schneller.
„Spring, Elise!", rief er ihr lautstark zu. Elises Arme sackten durch die schweren Ketten immer weiter nach unten und sie konnte sich deswegen kaum noch aufrecht halten. Als Jack ihr zurief, drehte sie sich nach hinten um. Sie sah ihre Verfolger, aber keinen Sparrow.
Sie kamen immer näher und plötzlich sah sie nur noch den blauen Himmel. Danach spürte sie ein kleines Ziehen in ihrem Hinterteil, sie war ausgerutscht.

Er kam näher an die Soldaten heran, die ihre Waffen schussbereit auf seine Elise gerichtet hatten. Er konnte nicht zulassen, dass man sie erschoss. Von hinten warf Sparrow beide Soldaten in das kühle, türkisblaue Wasser der Karibik. Er hielt Elise seine Hand hin. Captain Sparrow zog sie mehr nach oben, als dass sie sich von allein aufrichtete.
„Das war ein schöner Abgang. Sehr elegant!", scherzte er.
Die Französin fand das aber nicht so lustig wie er. Die Soldaten waren angekommen und hielten ihre Waffen auf die beiden, bereit zum Töten. Jack zog seine Begleitung automatisch hinter seinen Rücken.
„Ich denke, wir sollten einen Abflug machen", flüsterte Elise.
„Ich weiß zwar nicht, was das heißt, aber wenn es bedeuten soll, dass wir hier schnellstmöglich verschwinden, bin ich dabei", flüsterte er ebenso.
„Ins Wasser, aye?", Elise nickte leicht.
Dann sagte er etwas lauter: „Sie werden nie den Tag vergessen, an dem Sie beinahe Captain Jack Sparrow gefasst hätten!"
Er drehte sich abschließend zum Ende des Stegs, wo das Schiff stand und stockte in seiner Bewegung, Die Soldaten, die er eben noch ins Wasser geworfen hatte, standen durchnässt vor ihm.
„Daraus wird wohl nichts, Sparrow!", grinste der Kommandant gehässig. Einige der Soldaten hinter ihnen lachten.
„Ihr da", er zeigte auf vier Männer, „Ihr bewacht Sparrow, ich werde mich um das Püppchen kümmern."
Er griff nach Elises Arm und zerrte sie mit sich. Sie hatte keine Chance zu entkommen, das wusste sie, und auf hoher See hatte sie noch weniger Chancen zu flüchten. Sie wusste, was jetzt können würde und dachte an den letzten Abend, als Julien da war, zurück. Sie blieb einige Male stehen, doch immer wieder wurde sie mitgeschleift. Der Kommandant öffnete die Tür zu seiner Kajüte und schubste sie grob rein.
„Mach's dir gemütlich, Kleines", sagte er noch, dann verschwand er, als er die Tür hinter sich abgeschlossen hatte.

Sie setzte sich auf's Bett und grübelte, dann sah sie aus dem Fenster. Das Schiff hatte abgelegt, das hieß, sie hatte keine Chance mehr, zu entkommen. Sie konnte sich auch nirgendwo verstecken, schlussfolgerte sie, als sie sich mehrere Male in dem Zimmer umsah. Das Bett, auf welchem sie saß, war ungemacht, mitten im Zimmer stand ein Schreibtisch mit Unterlagen und auf dem Schreibtischstuhl lag Kleidung. Es stand noch viel mehr in dem Zimmer herum, ein Kerzenständer, ein kleiner Schrank. Sie stützte ihre Ellenbogen auf den Schoß, als der Kommandant wieder hereinkam.
„Nun habe ich Zeit für dich, Liebes", sagte er verführerisch.
„Sparrow ist da, wo er hingehört, nämlich hinter Gittern", grinste er.
„Und nun zu Euch. Was wolltet Ihr bei Sparrow? Eine Dame wie Ihr sollte nicht bei ihm sein."
„Cela n'a rien à vous interesser er vous avez oublié de dire capitaine! (Das hat Euch nicht zu interessieren und Ihr habt das „Captain" vergessen!)"
„Ah, eine kleine Französin. Natürlich interessiert es mich nur noch mehr, was Ihr bei Sparrow getrieben habt."
Er zog einen anderen Stuhl gegenüber das Bett und setzte sich breitbeinig darauf, sodass die Lehne des Stuhls nach vorne zeigte.
„Gar nichts!", sie spuckte ihm die Worte förmlich ins Gesicht.
„Ha, das ich nicht lache! ‚Gar nichts'. Ihr wisst schon, was Sparrow mit jungen, hübschen Frauen wie Euch macht, oder nicht?"
Elise antwortete nicht und es entstand eine kleine Pause.
„Gut, da Ihr nicht antwortet, gehe ich davon aus, dass Ihr es nicht zu wissen scheint. Sparrow möchte Euch nur für seine Spielchen, mehr nicht. Sobald er Sex mit Euch hatte wird er Euch fallenlassen und Euch entsorgen."
„Entsorgen?", entfuhr es Elise.
„Ja, Liebes, entsorgen. Er würde Euch na jemanden verkaufen, der ihm viel Geld bieten würde. Dieser jemand würde Euch wie eine Sklavin behandeln."
Elise war schockiert.
„Nein, das ist nicht wahr! Jack hat ein gutes Herz!"
Sie holte zu einem Schlag aus, doch der Kommandant umfasste ihr Handgelenk, noch bevor sie richtig ausholen konnte.
„Ihr seid ihm richtig verfallen, nicht wahr? Das können wir ja vielleicht noch ändern." Er grinste dreckig und Elise wurde rot, weil es ja schon irgendwie stimmte, dass sie ihm verfallen war.
„Sollten wir uns nicht einander vorstellen?", fragte er grinsend und Elise zuckte nur mit den Schultern.
„Ladies first."
„Wenn's sein muss. Mein Name ist Elise Aline Chaveaut und ich komme aus Nantes, Frankreich", sagte sie widerwillig.
„Ein schöner Name, Elise. Nun mein Name lautet James Nicolas Harrisson und ich komme, unschwer zu erkennen, aus England."
So ein Angeber!
„Ich habe noch weitere Fragen und-"
„Ich werde sie alle nicht beantworten!", unterbrach ihn Elise ungehalten. Sie wollte aufstehen und sich an Harrisson vorbeidrängen, doch er schubste sie wieder unsanft auf's Bett zurück.
„Hiergeblieben! Ich lasse so nicht mit mir reden, Fräulein!", sagte er und gab ihr eine Ohrfeige.
„Und ich lasse so nicht mit mir umgehen!", rief sie empört und trat ihm zwischen die Beine. Er wurde wütend, richtete Elise auf und legte eine Hand unter ihr Kinn, während die andere ihre Hüfte packte, was sie als höhst unangenehm empfand.
„Ihr treibt es zu weit, Elise! Ihr werdet mich noch richtig kennenlernen, wenn Ihr Euch noch weiter so verhaltet. Und Ihr werdet mir meine Fragen noch beantworten, das sage ich Euch. Wollt Ihr schon mal eine kleine Kostprobe meiner Wut spüren?"
Ohne eine Antwort abzuwarten, verpasse James ihr einen weitere heftige Ohrfeige, fasste an ihr Mieder und riss das Kleid bis zum Bauchnabel mit der bloßen Hand auf. Er starrte nicht einmal auf ihren BH, sondern ging einfach aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Nun war Elise wieder, diesmal mit einem kaputtem Kleid, in die Kajüte des britischen Kommandanten eingesperrt.

Reddonksboudt of Doom / Ein Pirat im 21. JahrhundertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt