Verluste

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Verluste

Schon seit Stunden irrte Julien ziemlich ziellos herum, er hatte keinen blassen Schimmer, wo er sich hier befand - auch wenn es ihm in einer Weise bekannt vorkam, als würde er den Ort kennen. Dann fiel es ihm wieder ein, er war in Tortuga, der Stadt der Piraten. Außerdem suchte er schon seit einem halben Tag eine Person, dessen Aussehen ihm nicht einmal bekannt war, es wurde bald Nacht und er hatte noch keinen Schlafplatz gefunden. Es war so gut wie aussichtslos! Die Menschen hier starrten ihn merkwürdig an, dabei waren sie es, die merkwürdig aussahen. War er nicht nur im Ort gereist, sondern auch noch in der Zeit? Das war unmöglich! Vielleicht war das alles nur ein Traum? Ja, genau, er träumte noch.
Er zwickte sich in den Arm- einmal, zweimal. Nichts passierte.
„Warum wache ich denn nicht auf?", fragte er sich selber.

,,Vielleicht, weil das hier alles kein Traum ist?", antwortete eine weibliche Stimme. Sofort wurde er aufmerksam und drehte sich in alle Richtungen, um nach dem Auslöser der Stimme zu suchen. Er fand jedoch niemanden, den die Stimme hätte gehören können. Er seufzte tief.
Elise war wieder mit diesem Piratenmann abgehauen. Das Schlimme war, dass sie nun von seinem Plan wusste und ihn nun hasste. Sie würde ihn am liebsten umbringen, so sehr hasste sie ihn !
Er setzte sich auf den sandigen Boden und zog die Beine an, wenn die Tage so weitergingen...
Er stand nicht mehr auf und schlief bis in die frühen Morgenstunden ein.

Sie hatten schon die halbe Gegend Tortugas abgesucht und bis jetzt hatten sie Metrala nicht einmal ansatzweise gesehen.
„Irgendwo muss sie sich doch befinden", murmelte Elise vor sich hin.
„Das stimmt, aber nach unserem Erfolg nach zu urteilen, ist sie nirgends hier", antwortete Jack ihr. Mittlerweile waren sie stehengeblieben. Sie befanden sich an einem Kai mit einigen Schiffersbooten.
,,Eine Frage brennt mir echt auf der Seele. Warum tut Metrala uns das an? Was haben wir ihr getan?"
,,Äh, jaa. Das ist so ein Thema", stammelte Jack untypisch vor sich hin.
,,Was soll das heißen, weißt du etwa, warum ?", fragte Elise erbost. Jack nickte etwas beschämt und begann dann zu erzählen.
,,Es kann sein, dass sie Rache schwört, weil ich sie nicht wirklich... gut behandelt habe."
,,Was heißt „nicht gut" ?", sie stemmte eine Hand in die Hüfte.
,,Ich habe sie nicht so behandelt, wie man eigentlich eine Frau behandeln sollte. Unwürdig. Das fand sie nicht so toll und nun will sie Vergeltung."
,,Du meinst unwürdig, wie du es bei Giselle und Scarlett getan hast?"
,,Woher.. Ach ja, du bist allwissend, was meine Welt angeht."
,,Lass uns weitergehen und ein anderes Thema ansprechen", schlug ihm Elise vor. Jack hielt ihr den Arm hin, sodass sie sich bei ihm einhaken konnte und lachte über diese Geste. Ein wahrer Gentleman. Einige Meter, die sie gingen, blieb es still, dann fing Elise den von ihr gewünschten Themenwechsel an.
,,Also Jack, wie sieht es mit einem Schiff aus oder deiner Crew."
,,Nunja, du weißt, dass meine Crew über alle Meere verstreut ist, nur Gibbs ist bei mir geblieben und ich habe kein Schiff außer der Black-Pearl, die ja leider in einer Flasche gefangen ist", erklärte ihr Jack. Sie nickte verständnisvoll, sie hatte nichts Anderes erwartet. Sie gingen zurück zum Pub, wo sie gleich in den Dachboden gingen. elise hatte Jack hinter sich her gezerrt, da sich dieser noch eine Flasche Rum gönnen wollte.
Sie öffneten die Luke des Dachbodens und erstarrten, sobad sie vollständig im Raum waren.
,,Merde", fluchte Elise auf Französisch.
,,Ich kann zwar kein Französisch, aber ich denke nicht, dass das sehr ladylike war", witzelte Jack und wurde sogleich mit einem bösen Blick Elises gestraft.
,,Jack bleib ernst. Gibbs, wo ist Julien?", fragte sie ihn aufgebracht und raufte sich die Haare.
,,Ich weiß es nicht, abgehauen fürchte ich", antwortete der ältere Mann.
Elise bewegte sich zu dem Stuhl, auf dem Julien noch vor wenige Stunden gesessen hatte und betrachtete die aufgeschnittenen Seile.
,,Defenitiv mit einem Messer aufgeschnitten, wahrscheinlich mit einem Taschenmesser. Habt ihr Julien nach Waffen oder ähnlichem abgetastet", ihre Frage wurde durch Kopfschütteln beantwortet.
,,Ich denke, wir müssen morgen zuerst Julien suchen, bevor wir uns mit Metrala befassen."

Am Morgen wachte Julien mit pochendem Kopf auf, an den er sich gleich fasste. Er stand auf, klopfte sich den Sand von den Sachen und lief los, um sich wieder seiner Suche nach Metrala zu widmen. Weit kam er nicht, denn eine Stimme hinderte ihn seltsamerweise daran, weiter zu gehen.
,,Warte!", rief die Stimme. Julien blickte sich wieder um und sah diesmal eine blonde Schönheit, die förmlich auf ihn zuschwebte.
,,Bist du Metrala?"
,,Ja, die bin ich, ich habe erfahren, dass du und deine Verlobte samt ihrem Verehrer mich suchen."
,,Wie kommt es dann, dass du bei mir bist und nicht bei ihnen? Und wie kannst du uns helfen?"
,,Sagen wir es mal so, ich bin nicht gerade  gut auf Sparrow zu sprechen. Ich kann dir außerdem sagen, wie du und deine kleine Freundin wieder nach Huase kommen."
Julien wurde neugierig und wollte mehr wissen. Sein Blick sprach Bände.
,,Aha, ich sehe Interesse in deinen Augen. Wie gesagt, ich kann euch wieder zurückschicken, aber dafür musst du etwas tun", sie fütterte ihn mit kleinen Informationshäppchen, sodass er immer neugieriger und ungeduldiger wurde.
,,Ja, was ist es?", er wurde schon fast hibbelig bei dem Gedanken, wieder zuhause zu sein.
,,Jack Sparrow ist mir schon seit längerer Zeit ein Dorn im Auge. Wenn du ihn für mich beseitigst, werde ich dich und Elise zurückschicken. Sie wird sich nicht mehr an ihn erinnern und sie wird nur dich lieben. Na, ist das nicht ein gutes Angebot?"
,,Ich soll Sparrow ermorden? Ich bin Polizist, das kann ich doch nicht tun", sagte er verunsichert.
,,Doch du kannst, niemand wird davon erfahren außer uns beiden", damit konnte sie ihn überzeugen.
,,Wo sind sie?"
,,Sie befinden sich derzeit am Hafen und suchen dich, um dich aus dem Weg zu räumen", log sie. Doch Julien konnte das nicht wissen. Sie benutzte ihn, um endlich Jack loszuwerden.
,,Okay, danke."
,,Ich habe zu danken. Mach dich jetzt auf den Weg", und damit verschwand sie.

,,Jack, da hinten ist jemand!", flüsterte sie ihm zu, als ihnen eine Person entgegenlief. Dieser kniff sogleich die Augen zusammen, um die Person besser sehen zu können. Danach fluchte er unverständlich, was Elise ebenfalls die Augen zusammenkneifen ließ. Auch sie fluchte sogleich, damit hatten sie nicht gerechnet. Das ausgerechnet Julien auf sie zulaufen würde, hatte sie bezweifelt. Aber die sich nähernde Person war eindeutig Julien, der nun sprintete.
,,Ich glaube, das das nicht gut enden wird", vermutete Elise und Jack nahm zustimmend ihre Hand. Julien war derzeit nun noch wenige Meter von ihnen entfernt.
,,Du mieses Arschloch, lass deine dreckigen Piratenfinger von meiner Verlobten!", schrie er herum. Das war zu viel für Elise und sie bekam einen Wutanfall.
,,Was bildest du dir ein Julien? Du belügst mich, schwängerst mich und hast meine Hilflosigkeit ausgenutzt. Du bist derjenige, der seine Finger von mir lassen sollte!", sie zog sich galant den Ring vom Finger und schmiss ihn vor seine Füße. Julien starrte sie beide hasserfüllt an und murmelte etwas von, ,,Bald wirst du nur noch mir gehören!"
Er ging sofort auf Jack mit einem Messer los und stieß Elise von ihm weg.
Jack versuchte vergeblich Juliens Stichattacken abzuwehren und ihm das Messer aus der Hand zu schlagen, aber Julien hatte bei soetwas mehr Erfahrung.
Elise beschloss, dazwischen zu gehen. Jack stieß gerade Juliens Arm zur Seite. Er holte nochmals aus, schubste aber Elise mit der Bewegung dabei weg. Sie stand zu nah ander Hafenkante, stolperte ein paar Schritte zurück und verlor das Gleichgewicht und fiel.
Ein Schrei ihres Namens begleitete sie.

Ihr war schummrig zumute, als sie ihre Augen öffnete. Sofort- dank des grellen, künstlichen Lichts- schloss sie sie wieder. Sie wartete etwas Zeit ab und versuchte sich dann, an das Licht zu gewöhnen. Ein Piepen ertönte bei jeden Schlag, das ihr Herz machte. Sie bemerkte erst jetzt einen Mann in einem weißen Kittel an ihrem Bettende.
,,Guten Morgen, Madame Chaveaut, wie geht es Ihnen?", fragte der Arzt besorgt.
,,Bin ich zurück?", antwortete sie verwirrt.
,,Sie sind hier im Krankenhaus von Nantes. Aber zu meiner vorherigen Frage. Wie geht es Ihnen?"
,,Mein Kopf pocht, was ist passiert?", antwortete die Angesprochene zögerlich.
,,Ein freundlicher, junger Mann hat sie am Hafen gefunden. Sie sind wahrscheinlich mit dem Kopf irgendwo aufgeprallt, Sie haben eine große Platzwunde am Kopf."
,,Oh", war das Einzige was sie gerade sagen konnte.

,,Und ich habe eine weitere schlechte Nachricht für Sie, Madame Chaveaut!"

Reddonksboudt of Doom / Ein Pirat im 21. JahrhundertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt