Ferien

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Sobald ich in Hogsmead war apparierte ich zu unserem Landhaus und packte meine Sachen aus.

Selbst hier, mehrere Kilometer weit entfernt von meiner Schule, sah man das irgendwas nicht stimmte. Auch hier tobte das Unwetter und das Gefühl von Wärme und Geborgenheit war noch da. Ich warf meinen Rucksack auf einen Sessel und stellte mich auf den Balkon.

Der Wind wehte mein Haar nach hinten und mein Blick verfolgte die Blitze die sich den Weg aus den Wolken nach unten zur Erde bahnten. Meine Pupillen hatten sich vergrößert und reine Magie durchströmte meinen Körper. Plötzlich kam alles zurück. Jeder einzelne Grund warum ich ihn liebte und jeder Grund weswegen ich ihn hasste. Ich hörte im Wind Stimmen. Seine und die von tausend anderen Menschen. Mein Kopf schmerzte und es wollte einfach nicht aufhören. Mit einem lautem Schrei fiel ich zu Boden. ,,Hört auf!" rief ich zu den Stimmen um mich herum. Natürlich hörten sie nicht auf. Ich spürte auf einmal wie sich Wut in mir breit machte. ,,Aufhören habe ich gesagt!" schrie ich nun und richtete mich auf. Es herrschte auf der Stelle Ruhe. Mein Blick fiel auf die Glastür durch die man auf den Balkon kommt. Meine Augen waren rot. Blutrot. Das kannte ich, aber nicht von mir sondern von Tom. Wenn er wütend und mordlustig war. Erschrocken ging ich zwei Schritte zurück und stieß gegen das Geländer. Ich schüttelte wieder den Kopf in der Hoffnung das Gefühl weg zu bekommen, aber es verschwand nicht. Die Magie in mir war zu stark. Und genau aus diesem Grund wusste ich auch das mein geleibter Bruder stärker und böser zurück gekommen war, als ich es hätte in Worte fassen können. ,,Tom."sagte ich leise und schloss meine Augen. Während ich mit geschlossenen Augen dem Gewitter lauschte merkte ich das die Wut in mir weg war. Da war nur noch Leere. Erst als ein Blitz direkt neben mir einschlug und mir einen gewaltigen Schrecken einjagte öffnete ich meine Augen wieder.

Das Gewitter ging langsam zurück und ich beschloss wieder rein zu gehen. Ich plünderte den Weinschrank und setzte mich mit einem Glas Wein in den großen Sessel im Wohnzimmer. Nach wie vor betrachtete ich das Gewitter, welches nun kaum noch da war. Der erste Sturm hatte sich also gelegt. Aber es würden noch viel Naturkatastrophen folgen. Langsam glaube ich, dass das in meinem Leben vorprogrammiert ist.

Jetzt wo ich hier so saß und in Ruhe nachdachte, fiel mir auf, dass die Entscheidung die ich nun treffen musste längst nicht so leicht war wie ich dachte. Mein erster Gedanke nach der Rückkehr war, dass ich endlich mein altes Leben wieder hab. Ich dachte es wäre wie als würde ich aus einem mehr oder weniger gutem Traum erwachen und dort weitermachen, wo ich aufgehört hatte. Aber das ging nicht, denn das war kein Traum. Das alles war Teil meines Lebens. Nur eben eines anderen.

Wenn ich mich für Tom entschied war das alles Vergangenheit. Ich müsste meine Freunde zurücklassen. Manche vielleicht sogar töten. Außerdem müsste ich die Smiths verlassen. Diese hatte ich mit der Zeit echt lieb gewonnen. Aber ich hatte meinen Bruder zurück für welchen ich nach wie vor über Leichen gehen würde. Dieser Junge hat so viel für mich getan, so oft sein Leben riskiert, dass ich es nichtmal mehr alles aufzählen kann. Und egal was andere auch über ihn sagten, er war kein Monster. Tom war einfach anders. Böse? Ja. Manipulativ? Ja. Angsteinflößend? Ja. Aber er war auch so vieles mehr. Er war fürsorglich, witzig und unheimlich intelligent. Ich hatte seine Art immer bewundert. Wie er über allem was ihm vorgewurfen wurde drüber stand und einfach sein Ding durchgezogen hat. Nur, wenn es um mich ging war er sehr schnell reizbar. Aber das war mein Tom und ich glaube der ist schon vor langer Zeit gegangen. Jede weitere Sekunde mit ihm, war nur ein Geschenk. Zum Beispiel damals in der Kammer. Das war Tom, mein Tom. Mein geliebter Zwillingsbruder, welchen ich über alles liebte.

Aber wenn ich mich gegen ihn entscheid hatte ich zwar meine Freunde und eine Familie, würde jedoch immer eine gewisse Lehre in mir spühren. Wieso konnte nicht einmal etwas einfach sein in meinem Leben? Ich wollte Draco, Hermine, Ginny, Harry, Raven und die anderen nicht gehen lassen. Und ich wollte nicht gegen sie kämpfen müssen. Nicht sehen müssen wie sie womöglich sterben. Aber, wenn ich meinen Bruder wählte musste ich das.
Also lag es rein theoretisch auf der Hand. Viele Leben im Preis für eines. Blöd nur,dass es das Leben der Person war ohne die ich nicht leben wollte.

Und hier wären wir beim Problem.
Meine Wunschvorstellung wäre, dass wir alle Friede, Freude, Eierkuchen zusammenleben bis ans Ende unserer Tage. Aber Tom hasste es, wenn er mich "teilen" musste. Das war schon immer so. Ich nehm ihm das nicht übel, denn ich verstehe seine Gründe sehr gut. Er hatte immer nur mich, genau wie ich immer nur ihn hatte. Aber in Hogwarts fand ich Freunde. Tom zwar auch, aber nicht so wie ich. Seine Freunde waren eben mehr Anhänger. Jedenfalls hatte er mir oft gesagt er würde sich einfach Sorgen machen, dass ich keine Zeit mehr für ihn habe und er alleine da steht. Natürlich würde das niemals passieren, dass habe ich ihm auch all zu oft gesagt.

Mein Kopf brummte von all den Gedanken die durch ihn schwirrten.
Gerade als ich mein Glas erneut nachfüllen wollte merkte ich das die Flasche leer war. Stöhnend stand ich auf und merkte wie ich schon jetzt kleine Gleichgewichtsprobleme hatte. Mein vierzehnjäriger Körper vertrug definitiv weniger Alkohl als mein Erwachsener. Wenn man genauer darüber nachdachte war das logisch.
Er hatte auch bis jetzt noch nicht viele Erfahrung damit gemacht. Schlau, Hope, sehr schlau. Wieso muss ich ausgerechnet jetzt auch alleine, angetrunken durch die Wohnung tapsen nur um noch mehr der gefährlich, brennenden Flüssigkeit zu finden. Und dann wurde ich auch relativ schnell fündig. Drachensekt war ein typisches, magisches Alkohlgetränk. Nicht so verbreitet wie Feuerwhisky, aber dennoch bekannt. Sie schmeckte leicht fruchtig und hatte einfach einen unvergleichlichen Geschmack, welchen ich schon früher gerne genoss. Nachdem ich dummer Weise auch diese Flasche geleert hatte war ich durch. Komplett dicht.

Deswegen hatte ich auch keine Ahnung wie ich mit dröhnendem Kopf in meinem Bett aufwachte. Und dann auch noch zugedeckt. Das hatte ich unmöglich alleine geschafft. Zumal das nicht mein Zimmer war, sondern Ravens. Also das Erste, wenn man von der Treppe oben kommt.
Während ich verwundert das Zimmer betrachtete viel mir ein kleines Kärtchen neben dem Bett auf.

Trink nicht so viel. Das ist nicht gut und wer weiß ob ich immer kommen kann um dich aus so einem Schlamassel zu holen. Frühstück wartet unten auf dich. Wir hören voneinander.
Bis dann
T.M.R.

Nachdem ich die Nachricht gelesen und verstanden hatte, was etwas länger dauerte als normal, spiegelte sich ein Lächeln in meinen Gesicht. Tom. Er war hier.

Immernoch von Kopfschmerzen gequält machte ich mich fertig und ging nach unten. Erst als ich in den Spiegel sah, merkte ich das Ich ein Oberteil anhatte, welches nicht zu meinen gehörte. Ich atmete den Geruch des T-Shirts tief ein. Oh ja, dass war definitiv von meinem Zwilling. Dieser Hauch von Minze der beinahe von dem Geruch, welcher nassem Gras glich, überdeckt wurde.
Lächelnd ging ich in den Speisesaal, wo tatsächlich das Frühstück auf mich wartete. Nachdem ich das verdaut hatte ging ich schauen ob es Post gab. Aber Raven hatte Recht. Ich war so abgelegen vom Rest der britischen Zauberwelt, dass es nichtmal der Tagesprophet bis hierher schaffte. Zufrieden machte ich mir ein heißes Bad fertig um mich erstmal von allen Sorgen und Gedanken zu befreien und in meine wohlverdienten Ferien zu starten.

Welcome back, SisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt