Pläne

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Von xMidnightAngel09x


Alleine sitze ich auf dem Dach, der Wind peitscht mir eisig ins Gesicht, meine Wangen sind nass von den Tränen, die nun nicht mehr laufen, denn ich fühle mich einfach nur noch leer, nicht Mal der Schmerz ist noch da, abgesehen von dem
in meiner Kehle, weil ich mir die Seele aus dem Leib geschriehen habe, beziehungsweise der Teil davon, den er nicht zerrissen hat, als er gegangen ist.

Ich weiß nicht mehr was ich will, was ich jetzt machen soll, denn er ist weg. Für immer.
Er der alles war, meine Rettung, mein Licht am Horizont, mein Anker und auch Kompass und der Sinn warum ich mich vor einem Jahr gegen den Sprung entschieden habe und nun sitze ich wieder hier. Ironie des Schicksals könnte man sagen.

Wir hatten unsere Zukunft geplant und jetzt ist er einfach weg, hat mich mit den Trümmern alleine gelassen.

Werde ich es diesmal durchziehen ?
Damals war ich mir so sicher, doch heute weiß ich gar nichts. Ich weiß nicht was dagegen spricht, noch was dafür, wobei das ist eigentlich falsch. Einen großen Grund dafür habe ich.

Er ist weg. Er ist nicht mehr bei mir.

Wurde mir einfach entrissen.

'jeder hat etwas oder jemanden, für den es sich zu leben lohnt, vielleicht kennst du ihn nur nicht.' hat er damals gesagt und ich weiß nicht ob er dieses Band zwischen uns damals schon gespürt hat, das unsere Herzen im gleichen Takt schlagen. Wir haben gleich gedacht und es hat alles von Anfang an gepasst.

Wieder meinen Erwartungen rinnen mir nun doch wieder Tränen über die Wange und ich starte weiter auf den Horizont, der sich langsam durch die untergehende Sonne verfärbt.
Wie es jetzt wohl wäre, mit ihm den Sonnenuntergang zu betrachten ?
Ich werde es nie mehr erleben.

"Hier bist du also." ich brauche mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass diese sture Blondine, die mir erstaunlich schnell ans Herz gewachsen ist, hinter mir steht und mich mit ihren grünen Augen mustert.

"Okay, dann rede nicht, damit komme ich klar, aber glaub nicht das ich gehe." erklärt sie und setzt sich einfach neben mich auf den Rand, wie er vor einer Woche noch.
"Ich sollte ihm versprechen, dass ich auf dich aufpasse Peter."
Mehr als verächtlich schnauben kann ich bei dieser Bemerkung nicht und ich wette Kate hat gerade die Augen verdreht.

"Ich wäre so oder so nicht einfach abgehauen."
"So wie er ?!" ich erschrecke mich selbst, als ich höre wie verächtlich meine Stimme klingt und so wie Kate die Luft scharf eingezogen hat, ist sie nun auch geschockt von mir.

"Ich weiß, dass du wütend bist. Bin ich auch. Er hätte es uns sagen sollen, aber ich kann auch verstehen warum er es nicht gemacht hat." erklärt sie und ihre Stimme wirkt krank und schwach, nicht mehr so stolz und selbstsicher wie sonst und ich weiß ich sollte weniger abweisend zu ihr sein, ich habe ihn schließlich nicht als einziger verloren.

Sie kannte ihn 12 Jahre und ich bade hier in Selbstmitleid, Gott ich bin echt jämmerlich.

"Verdammt ich sag es jetzt einfach. Ich habe panische Angst. Peter ich kann dich nicht auch noch verlieren." gegen Ende wird sie immer leiser und ich muss einfach hinsehen, um sicher zu gehen und tatsächlich, dass wohl stärkste Mädchen, dass ich kenne weint, weil sie Angst hat mich zu verlieren, mich einen Außenseiter, der vor einem Jahr hier auf diesem Dach sein Leben beenden wollte.

"Du brauchst mich ?" Frage ich mit zittriger Stimme und ihre grünen Augen fokussieren meine braunen.
"Wie Alex schon immer gesagt hast, du wirst geliebt, auch wenn du es nicht immer realisierst. Du bist mein Freund und du bist mir wichtig." meint sie eindringlich und trotzdem sanft.

Unfähig irgendetwas zu sagen, sitzen wir beide nun hier, Kate hat ihre Hand auf mein Knie gelegt und wir starren Richtung Horizont.

"Er hat Briefe geschrieben." durchbricht sie plötzlich die Stille. "An mich, seine Eltern und auch an dich." zählt sie auf und greift in ihre Jackentasche.
"Wenn du willst kann ich ihn auch einfach wegwerfen, verbrennen oder wegschliesen. Ich will nicht das du noch mehr leidest." schlägt sie mir kleinkaut vor und spielt unsicher mit dem Brief in ihrer Hand.

"Ich will ihn lesen." Stelle ich klar und sie reicht mir den Brief, den ich mit zittriger Hand öffne.

Hey Peter.

Ehrlich gesagt, weiß ich kaum, wie ich alles was ich denke in Worte fassen soll, aber am besten ich fange diesen Brief mit einer Entschuldigung an.
Ich habe mich bewusst dafür entschieden, dir und Kate nichts von meinem Tumor zu sagen, ich habe vor zwei Monaten davon erfahren und ich wollte diese letzen zwei Monate so normal wie möglich mit euch beiden verbringen, was war wahrscheinlich total selbstsüchtig war, aber es war für mich richtig.

Baby es tut mir unsagbar leid, was für einen Schmerz ich dir damit zufüge und glaub mir, hätte es einen Weg gegeben, eine Möglichkeit zu Kämpfen, dann hätte ich sie ergriffen, ich hätte sie ergriffen, um unsere Pläne zu verwirklichen, um für immer bei dir zu sein, denn das wollte ich mehr als alles andere.

Ich habe in dir etwas gefunden , womit ich nie gerechnet hätte.
Meine große Liebe des Lebens.
Und Baby du weist, so kitschige Gedanken sind sonst nicht typisch für mich, aber es ist war und auch wenn ich jetzt physisch nicht mehr bei dir sein kann, so glaub mir Peet, trotzdem werde ich dich nie verlassen.

Baby, leb dein Leben, sei glücklich und hab Spaß mit Kate. Keine Ahnung bereist die Welt oder so, was weiß ich.
Aber leb und hab Spaß.

Ich liebe dich über alles.

Alex.

Ich weiß nicht, wie oft ich seine Zeilen lese, doch irgendwann wird der Tränenschleiher so dicht, dass ich seine Schrift kaum noch lesen kann.
Kate hat sich mittlerweile an meine Schulter gelehnt und ich weiß, dass vor uns beiden noch ein langer Weg liegt, aber Alex hat recht, hatte er immer.

Ich muss mein Leben leben.

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