Kapitel 8 - Überarbeitet

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Nicht der Starke hat recht, wer recht hat, ist der Starke.
-Hassan Mohsen (Gerontologe und Essayist)

»Wie kannst du dir sicher sein, dass wir hier richtig sind?«

»Funktionieren deine Zauber überhaupt?«

»Ich bin mir nicht sicher, ob deine komische Kräutermischung wirklich etwas kann. Vielleicht hast du dich ja vertan. Falsches Mischungsverhältnis?«

»Hexen, ich würde keine Hexe mit meinem Leben anvertrauen, da ist mir ein neugeborenes noch lieber.«

»Und du bist sicher, hundert Prozent sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragt Luca mich zum vierten Mal seit wir hier in den Büschen knien. Seine anderen Kommentare ignoriere ich gekonnt, da ich die erwartet habe. Seine Laune will ich nicht jeden Tag erleben. Ich würde ich einen kleinen Stromschlag verpassen, nur damit er KO ist. Nur damit er endlich die Klappe hält. Wie kann jemand so viel nörgeln. Jedes Wort aus seinem Mund ist mit Nörgelei verbunden, kein einziges war bisher auch nur ansatzweise freundlich. Vielleicht sollte ich ihm die Stimme nehmen, wenn auch nur für einige Stunden. Vielleicht weiß er sie dann zu schätzen. Vielleicht lässt er seinen Widerspruchsgeist dann sein.

Ich verstehe ja, dass er mir nicht vertraut, ich tue es ihm ja gleich. Aber ich kann sehr wohl einen Trank brauen. Er weiß auch, dass ich ein Teil der Garde bin und das kommt den Kriegsrudel gleich, nur das unsere Herrin uns auswählt und nicht irgendeine, sagenumwobene Göttin. Selbst der Gefangene hat diesen Ort genannt. Ich habe den Ort zuerst genannt und Roscoe hat ihn bestätigt. Luca war selber dabei.

Es ist zu offensichtlich ja, aber soweit ich weiß, sollte das Gebäude nur als Unterkunft dienen. Ich kann keine Lebenszeichen entdecken und nirgendwo ist ein Licht an, weswegen ich mir sicher bin, dass niemand hier ist. Meine Zauber haben gehen vielleicht nicht weit in die Vergangenheit zurück, aber Lebenszeichen gibt es hier seit über einer Woche schon nicht mehr.

»Es ist nur ein leeres Gebäude.«, knurrt Keith und verlässt unser Versteck. Ich glaube kaum das die Scheune vor uns viel zu bieten hat. Es ist nicht Mal eine richtige Scheune, das Dach ist undicht, in den Fenstern fehlen Glasscheiben und die Türen hängen aus den Angeln. Das ist eher ein Wrack als eine Scheune. Das hat vielleicht eine, höchstens zwei Nachte als Unterschlupf gedient, so baufällig die Hütte ist.

»Jules Ferana war bestimmt nie hier, das sind doch nur Marionetten, lebende Marionetten die in den Tod geschickt wurden.«

»Ja, aber jeder Hinweis kann uns helfen und solltet Ihr etwas von den Einzelgängern finden, möchte ich das Ihr es mir sagt. Ich könnte mit Habseligkeiten verschiedene Zauber oder Tränke Brauen.«

»Wirklich mit so wenig?«

»Ja, mehr brauche ich nicht, zumindest nicht für die Art von Zauber die ich hierfür brauen kann. Ich brauche aber Habseligkeiten von verschiedenen Personen, damit der Zauber besser wirkt.«, beantworte ich die Frage von Roscoe. Es ist ein gutes Gefühl, dass er durch meine Tränke keine Schmerzen mehr hat. Ich Braue nicht oft Tränke für andere Personen, geschweige denn für Werwölfe. Vielleicht sollte ich die Garde verlassen und einem Hexenzirkel beitreten. Es gibt genügend Hexenzirkeln die auf Naturmagier spezialisiert sind oder aber die keine Probleme mit Naturmagier haben und diese ohne Probleme in ihren Zirkel auf nehmen. Ich kann mich immer noch um entscheiden, erst werde ich das hier überleben.

Ich folge Roscoe in die Scheune. Wie ich es vermutet hatte, ist die Scheune leer und sieht nicht nach einem Versteck aus. Die haben hier höchstens eine Nacht verbracht, wenn überhaupt. Es sieht einfach verlassen aus, überall liegt Müll und es gibt hier nicht mal Betten. Ein paar Isomatten mit Schlafsäcken und Verpackungen von Fastfood. Zwischen zwei aufgestellten Türen steht ein Eimer.

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