9 Introduction to Computer Science I

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Es sind zwei Wochen vergangen, seitdem ich in meinem neuen Apartment eingezogen bin und ich muss sagen, ich habe mich an den neuen Alltag gewöhnt. Statt das Frühstück für mich und meinen Dad vorzubereiten, schlafe ich bis Mittag und wandere dann zum Campus, um mir überall die Einführungen in diversen Fächern anzuhören. Tatsächlich habe ich sowohl etwas Regelmäßig in dieses neue Leben gebracht, als auch ein paar Freundschaften geschlossen.

Max gehört dazu. Nicht nur, dass er super vögelt, sondern er kennt das Leben hier schon. Abends nach den Kursen zeigt er mir Orte, die man kennen sollte oder an denen er schon immer einmal Sex haben wollte. Ohne ihm hätte ich nie einen Überblick in alle AGs erhalten und inzwischen bin ich nur einem einzigen beigetreten - Yoga. 

Meine Lieblingssportart ist definitiv Sex, jedoch habe ich festgestellt, dass eine gewisse Dehnbarkeit dafür ganz praktisch ist. Außerdem ist Yoga in der Gruppe von selbst schon unheimlich sexuell, wenn man die anderen beobachtet, was sie alles mit ihrem Körper anstellen ... 

Ich freue mich schon auf das zweite Treffen heute Abend, jedoch habe ich davor noch ein Tutorial, das von irgendeinem älteren Studenten gehalten wird. Alle aus den höheren Semestern sagen, man soll dort hingehen, weil einem dort alles noch einmal erklärt wird. Ich bin skeptisch, denn es ist freiwillig und ich bin ziemlich gut darin, meine Anwesenheit in Vorlesungsräumen auf ein Minimum zu halten.

Magda, eine niedliche Rothaarige mit Sommersprossen, erzählt mir etwas über ihren Laptop, den sie scheinbar letzte Nacht neu aufsetzen hat müssen. Ich habe nicht ganz aufgepasst, aber sie hat wohl irgendetwas angestellt, was dem Betriebssystem nicht gefallen hat. In solchen Konservationen frage ich mich, ob ein Informatikstudium wirklich die richtige Wahl für mich gewesen ist. Doch gleichzeitig ... bisher mag ich es. Logisches denken liegt mir besser als menschliche Kommunikation und damit passe ich eigentlich ganz gut zu meinen Kommilitonen, wobei da überall Ausnahmen sind.

Durch all die neuen Kurse, der bürokratische Kram und das Verlaufen auf dem Campus habe ich in den letzten Tagen weniger Sex gehabt, aber als ich mich zwischen zwei gut gebauten Kerlen in den Raum quetsche, wird mir bewusst, wie mir körperliche Nähe abgeht. Klar, ganz prüde bin ich nicht gewesen. Aber ich sollte es unbedingt mal wieder öfters treiben ... 

"Wohin setzen wir uns?", fragt Magda mich. Aus irgendeinem Grund hat das Mädchen mich als Freundin ausgewählt, obwohl ich meistens eher unfreundlich zu ihr bin. Liegt vielleicht daran, dass sie mich sexuell nicht reizt. Das liegt an einer Mischung aus ihrer Verklemmtheit,ihrer Zahnspange, mit der sie wie dreizehn aussieht und der Tatsache, dass sie sich gegenüber der Konkurrenz nicht durchsetzen kann. Anders ausgedrückt: bei so vielen heißen Männern und Frauen interessiert mich Magda nicht. Darum könnte sie als Freundin tatsächlich etwas taugen. 

"Nach hinten." Ich marschiere entschlossen voran und sie folgt mir. In der letzten Reihe sind noch zwei Plätze frei und ich grinse den Hipster an, der mich zuerst gar nicht beachtet. Der Kerl trägt ein kariertes Hemd, Vollbart und spielt an seinem IPhone. Mehr Hipster geht nicht, oder? Oh doch, denn dann packt er sein MacBook aus. 

"Ich bin ja mal gespannt", beginnt Magda neben mir. "Zachary meinte, dass sei eine der schwersten Klausuren. Dabei ist es doch nur eine Einführung in Computer Science. Oder?"

"Keine Ahnung." Ich zucke mit den Schultern und beobachte den Hipster neben mir. Wie es sich anfühlt, wenn er mit diesem krassen Vollbart zwischen meinen Beinen abtaucht? 

Meine Gedanken wandern weiter und ich bin kurz davor, es herauszufordern, da wird die Tür zugeworfen und ich schrecke auf. Das Tutorial beginnt, aber als ich aufsehe, erstarre ich. 

Da steht er. Pete Katsaros. 

Seine angenehme Stimme erklingt und die Studenten werden still. Er trägt ähnliche Klamotten wie auch sonst: eine schicke Hose und ein Hemd, bei dem sich seine Muskeln abzeichnen. Die goldenen Haare kommen mir etwas kürzer vor, vielleicht ist er beim Friseur gewesen. Mir wird bewusst, wie lange ich ihn nicht mehr gesehen habe. 

Und wie sehr ich seinen Anblick vermisst habe. 

Denn wie eh und je ist er unheimlich anziehend. Ob diese Anspannung nur mir auffällt? Der Kurs ist ungewöhnlich still, während Pete weiter spricht und ich ihm kein Wort zuhöre. Erst nach und nach begreife ich, dass es tatsächlich er ist, der diese Stunde leitet. 

Mit einer geschmeidigen Bewegung dreht er sich zur Tafel und schreibt seinen Namen. Pete Katsaros. Ich höre jemanden in der Reihe vor mir flüstern und jemand kichert. 

Pete lässt sich davon nicht beirren, sondern erklärt das System der Credits und spricht darüber, wie wir am besten durch das College kommen. Dabei klingt er fast ein wenig gelangweilt, als würde er das nicht zum ersten Mal machen. Sein Blick schweift dabei durch den Raum, ohne jemand bestimmtes anzusehen. Unbewusst ducke ich mich, als wolle ich mich vor ihm verstecken, denn bei unserem letzten Aufeinandertreffen habe ich ihn mein Knie in die Weichteile gerammt. 

Inmitten seines Vortrags, der inzwischen zu Programmiersprachen im Allgemeinen gewandert ist, stockt er. Seine Augen bohren sich in mich. Er hat mich entdeckt. Und meine Anwesenheit hat ihn so sehr aus der Bahn geworfen, dass er den Faden verloren hat.

Ein paar drehen sich zu mir um, aber ich beachte sie nicht. Ich starre nur Pete an und grinse frech. Es gefällt mir, ihn überrascht zu haben. Vermutlich denkt er, eine Sirenenhure wie ich würde sich nie in einem Kurs aufhalten, sondern nur am Vögeln sein. Damit liegt er falsch. Ich bin nicht bescheuert. Und ich werde seinen Kurs mit Bestnote abschließen, nur um ihn das reinzuwürgen! 

Pete wendet sich ab und faselt etwas von Java und C++ und was weiß ich. Es interessiert mich nicht. Stattdessen beobachte ich jede seiner Bewegungen. Sie sind nicht mehr ganz so geschmeidig wie zu Beginn. Er wirkt nervös und meidet es, in meine Richtung zu sehen. Mein Herz beginnt zu rasen und ich grinse. Denn selbst wenn meine Sirenenstimme bei ihm nicht funktionieren mag, habe ich ihn dennoch unter Kontrolle!



SIRENEN | Band 1: ANAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt