23 Tag Fünf

5.4K 80 1
                                    

Montage sind scheiße, aber Montage sind besonders scheiße, wenn man zu spät noch im Bett liegt und es zwischen den Beinen so sehr kribbelt, als könne man aus bloßer Gedankenkraft einen Orgasmus bekommen. Ich bin untervögelt. Und horny. 

Das geht nicht mehr lange gut.

Diese Wette ist doch beschissen. 

Ich reibe mit meinem Knie über die Matratze und die Bewegung macht mich ebenfalls kirre, weil dabei auch die Matratze meinen Venushügel streift. Allerdings ist das alles immer noch kein Orgasmus und hinterlässt mich noch unbefriedigter als zuvor. 

Verflucht, ich brauche Sex!

Ich brauche einen ordentlichen Schwanz. 

Oder ein Spielzeug.

Oder meine Finger.

Stattdessen klingelt mein Wecker. Zum fünften Mal oder so, weshalb ich bereits ein schlechtes Gewissen habe, dass ich nicht aufstehe. Die erste Vorlesung wird wohl nichts mehr, glaube ich. Aber gestern hat mein Dad noch davon gesprochen, wie stolz er auf mich ist, und ich habe damit angegeben, dass ich durchaus eine vorzeigbare Studentin bin. 

Bin ich nicht, dafür bewege ich meine Hüfte und reibe sie auf der Matratze. Einfach nur, um ein bisschen befriedigt zu werden und gleichzeitig nur unzufriedener zu werden.

Der Wecker klingelt schon wieder.

Scheiße. 

Meine Augen tränen, weil es so hell ist. Die Sonne scheint und es könnte ein schöner Tag werden, ich muss ihn nur irgendwie überleben. Ausgeschlafen bin ich eigentlich schon. Ich fühle mich sogar gar nicht so müde, wie ich es sonst von Montagen gewohnt bin. Alles, was mich stört, ist die Wette und meine Enthaltsamkeit. 

Pete kann mich mal.

Überhaupt. Warum leide ich so, nur weil es ein Mann will? Ein Mann! Jemand, der mir total egal sein sollte und der überhaupt kein Bestimmungsrecht über mein Leben hat! Warum lasse ich mich von ihm erniedrigen?! Warum lasse ich mir von ihm sagen, was ich tun soll?!

Meine Unzufriedenheit schwappt in Wut über, schneller, als mir selbst bewusst ist. Ich rapple mich aus dem Bett und renne in Richtung Bad. Einen Moment wird mir schwindelig und ich halte mich am Türrahmen fest, bis es wieder geht. Nicht nur meine Wut kam zu schnell, ich bin auch zu schnell aufgesprungen. 

Im Bad brezle ich mich auf. Heute wird auf Pete geschissen. Der Kerl hat mir absolut gar nichts zu sagen! Ich schminke mich etwas verruchter als sonst, mit Smokey Eyes, einfach nur, weil ich mich heute verrucht und mysteriös und rebellisch fühle.

Dazu Hotpants, die zerschlissen sind, ein weites, pechschwarzes Top und Sneakers. Die Haare sind noch feucht von der Dusche, als ich das Apartment verlasse, aber bis ich am Campus ankomme, sind sie trocken. Durch ihre leichte Ungepflegtheit, den Locken und weil sie lang und wild sind, fühle ich mich mit ihnen ebenfalls rebellisch. Wie eine Kämpferin. Oder wie eine Amazone. Ja, das könnte ich sein. Eine Amazonenkämpferin! Das bin ich heute!

In kämpferischer Stimmung erreiche ich den Hörsaal, wo die Vorlesung bereits seit einer Stunde läuft. Der Professor unterbricht seinen Monolog nicht, nur weil ich komme, aber mehrere Blicke von gelangweilten Studenten fallen zu mir herüber. Ich grinse sie an und setze mich in die vorletzte Reihe, wo neben einem muskulösen Kerl mit Afro noch ein Platz frei ist.

Den Kerl habe ich schon häufiger am Campus gesehen, hauptsächlich wegen seiner Haare. Ich liebe Locken und seine sind besonders krausig, aber es hat noch keine Möglichkeit gegeben, ihn alleine abzufangen. Ständig ist er mit Freunden unterwegs und soweit ich weiß, ist er auch sehr aktiv im Rugbyteam. 

SIRENEN | Band 1: ANAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt