Als ich an diesem Tag heimkehre, werfe ich meine Tasche in die Ecke und bleibe mit gesenkten Schultern mitten im Raum stehen. Meine blonden Haare fallen mir ins Gesicht, als ich auf den Boden starre und überlege.
Erschöpfung will mich einkleistern und bewegungsunfähig machen, aber ich habe andere Pläne. Mein Körper schreit zwar danach, sich auf dem Bett auszustrecken und zu schlafen, da die letzten Tage doch etwas anstrengend gewesen sind, aber eine Sache gibt mir keine Ruhe.
Mir ist die Luft weggeblieben.
Und Pete Katsaros hat irgendetwas damit zu tun.
Ein Magier. Etwas anderes, Übernatürliches. Irgendetwas ist er, aber vor allem ist er auch ein Mann mit Bedürfnissen, die er versucht zu unterdrücken. Und selbst ohne meine Stimme weiß ich ein paar Wege, um seinen Sexualtrieb zu wecken.
Fröhlich gehe ich duschen, wo ich eine Weile jedes Körperhaar zu viel entferne. Meine Hände streicheln über meine glatten Beinen und sowohl Wasser als auch meine eigenen Berührungen lassen mich unter Strom stehen. Die Haut ist warm, seidig und so verführerisch. Ich streiche mir auch über den Bauch, über meine Brüste. Meine Knospen verhärten sich und ich massiere sie ein wenig, um mich selbst zu entspannen.
Im Anschluss lege ich ein wenig Make-Up auf. Ich betone meine Lippen, verstärke meine Wimpern. Meine blauen Augen strahlen mich zufrieden an, als ich laut bestätige: "Ich bin verflucht schön und sexy."
Ein letztes Zwinkern an mich selbst, dann verlasse ich das Bad. Alles, was ich anziehe, sind feuerrote High Heels. Diese Farbe ist schon immer meine Farbe gewesen.
Ansonsten bleibe ich nackt.
An meiner Wohnungstür bleibe ich nicht stehen, sondern verstecke meinen Schlüssel unter dem Fußabstreifer. Kein perfektes Versteck, doch für den Moment ausreichend, und dann gehe ich die wenigen Schritte zu seiner Tür. Dabei setze ich mein verführerischste Lächeln auf, strecke meine nackten Brüste vor und klopfe an.
Zuerst passiert gar nichts.
Als ich ein zweites Mal anklopfe, wird die Tür aufgerissen. Aber es steht nicht Pete vor mir, sondern eine Frau, die einen Kopf größer ist als ich. Sie trägt ein langes, weinrotes Kleid, das unfassbar gut ihren attraktiven Körper umschmeichelt. Die dunklen Haare sind zu einem Fischgrätenzopf geflochten und reichen ihr beinahe bis zur Hüfte.
Sie stöhnt genervt auf und sagt dann etwas in einer Sprache, die ich im ersten Moment nicht zuordnen kann. Ist das griechisch? Ihre Körpersprache dagegen kann ich interpretieren: sie ist genervt und die Worte sind auch nicht an mich gerichtet, sondern an jemanden, der sich mit ihr in dem Apartment aufhält. Sie rollt mit den Augen, die groß, grün und bedrohlich sind.
Erneut ruft sie etwas in die Wohnung, dann schenkt sie mir noch einen letzten, abwertenden Blick und marschiert zum Fahrstuhl, der dort schon auf sie gewartet hat. Die Türen schließen sich und als ich mich wieder zu Pete's Apartment umdrehe, steht der auf einmal vor mir.
"Oh, sie hat nicht gelogen", brummt er mit seiner tiefen Stimme, die mich erschaudern lässt. Sein Blick wandert meinen Körper entlang und ich richte mich etwas auf, während ich weiter seine Pupillenbewegungen verfolge.
Ein Schmunzeln schiebt sich in sein Gesicht, lassen mich aufatmen. Er beißt an, richtig? Ungeduldig beiße ich mir auf die Unterlippe und warte darauf, wie er sich entscheidet, aber als er endlich reagiert, ist seine Antwort ungewiss. Er grinst immer noch, verschränkt jedoch auch die Arme, worauf der weiße Stoff um seinen Bizeps spannt und ich nicht anders kann als dorthin zu starren.
"Du gibst gar nicht auf, oder?"
Seine Stimme reißt mich aus meinen Träumereien und ich sehe auf. Unser Blick trifft sich und ich kann sehen, wie amüsiert er ist. Allerdings ist er auch nicht böse und das fasse ich als Einladung auf. Ich mache einen Schritt auf ihn zu, bei dem er nicht zurückweicht, und streiche an seinem Hemdkragen entlang, als würde ich ihn richten müssen. Sein Duft erinnert mich an die Frische nach einem Sommergewitter und ich atme viel davon ein, ehe ich wispere: "nein", und selbstsicher an ihm vorbei in seine Wohnung gehe.
Zuerst fällt mein Blick auf das offene Regel neben mir, in dem lauter geschlossene Pappkartons stehen, als seien sie nie ausgeräumt worden. Rechts davon erstreckt sich jedoch ein geräumiges Wohnzimmer mit dunkelblauem Sofa und einem Glastisch, auf dem ein Laptop steht, wo ein undefinierbarer Bauplan zu sehen ist. Neben dem Computer stehen zwei leere Weingläser und ich erinnere mich an die Frau, die eben den Ort verlassen hat. Ohne, dass ich es aufhalten kann, verlässt mich ein wenig Mut.
"Ana", murmelt Pete hinter mir und klingt dabei nicht erfreut. Er ist wohl an der Wohnungstür stehen geblieben, doch ich drehe mich nicht zu ihm um.
Stattdessen gehe ich an dem Sofa vorbei und hinüber zu der großen Fensterfront. Auf meiner Seite des Gebäudes verdecken andere Hochhäuser die Sicht, doch hier kann ich bis zum Horizont blicken, wo der Abendhimmel sich rosa färbt.
Ich atme tief ein, setze wieder ein perfektes Lächeln auf und drehe mich von der atemberaubenden Aussicht um zu einer anderen, ebenso atemberaubenden. Pete steht tatsächlich noch immer an der Tür, allerdings hat er sie jetzt angelehnt.
"Glaubst du wirklich, das funktioniert?" Er hebt seine Hand, um unwirsch auf mich und meine fehlenden Klamotten zu zeigen. Dabei wirkt er definitiv nicht so souverän wie sonst, was mir nur einmal mehr bestätigt: er ist doch nur ein Mann.
Mit siegreichem Lächeln trete ich wieder zu ihm. "Ja, glaube ich."
Wieder tritt er nicht zurück, sondern bleibt einfach stehen, als ich ihm nah komme. Sein Duft umgibt mich wieder und ich frage mich, ob er meinen Duft genauso wahrnimmt. Meine Finger berühren ihn wieder am Kragen und schließlich lege ich beide Hände auf seine Schultern, strecke mich und bin nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt.
Er rührt sich nicht.
Einen Moment lang sehe ich schon vor mir, wie ich ihn küsse. Wie sich unsere Lippen berühren und wie ich ihn schmecke. Sein heißer Atem streift meinen und es sind nur noch Milimeter zwischen uns, als mir eine andere Idee kommt.
Frech grinse ich und hauche: "Aber vielleicht habe ich es mir anders überlegt und will gar nicht, dass es funktioniert." Abrupt trete ich weg von ihm, grinse und mache mich davon in Richtung Tür - nur greift er da nach meinem Arm und zieht mich zurück.
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PS: dieses Bild muss hier einfach noch angefügt werden:
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SIRENEN | Band 1: ANA
FantasyAna ist eine Sirene - mit ihrer Stimme kann sie jeden verführen und das nutzt sie aus: ständig hat sie Sex. Mit wem, wann und wo sie will. Sie liebt dieses Leben. Bis sie Pete trifft. Der neue Nachbar ist immun gegen ihren Sirenengesang, aber das is...