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ANSAGE AM ENDE DES KAPITELS

Der kühle Wind strich durch meine Locken, packte einzelne Strähnen um mit ihnen zu spielen und ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Meine Nase war fast vollständig verheilt, die letzten Streifen fixierten sie zur Sicherheit und sorgten für ein unangenehmes Kleben auf meiner Nase. Der Frühling fühlte sich gut an, so lange hatte er sich unter der dichten weißen Hülle des Winters versteckt.

Ich wusste, dass ich ein Kopfmensch war. Ich machte mir Gedanken über alles mögliche und davon viel zu viel. Seit Tagen schwebte Chase in meinem Kopf, ich fragte mich wo er war, wann er endlich kam. Ich wusste nicht, ob er überhaupt noch lebte, was mit ihm passiert war, nachdem sie mich angeschossen hatten. Meine neue kleine Familie war toll, alle waren liebevoll und wunderbar und trotzdem fehlte mir Chase. Mir fehlten sein Lächeln, die Grübchen, die sich bildeten, wenn er mich verliebt anschmunzelte. Seine Locken, in die man sich wunderbar krallen konnte, seine Augen, in denen ich mich so oft verloren hatte.

Ginger seufzte, wir waren mittlerweile auf den Kreidefelsen angekommen und immer noch hatten wir keine Überlebenden gefunden. Die Szenerie war unglaublich. Das weite Meer, das am Horizont den Himmel verschlang, die Wellen, die an die weißen Felsen schlug. Grüne Wiesen und Hügel soweit ich blicken konnte. England war wunderschön, das musste man zugeben. „Freckles, wen suchen wir hier eigentlich wirklich?"

Ginger hatte Recht. Ich hoffte nicht auf irgendeinen Überlebenden, ich hoffte auf meinen Mann, meinen Hitzkopf, meinen Ruhepol. Ich hoffte auf Chase. Mühsam zuckte ich die Schultern, schmiss den Stock, mit dem ich den hochragenden Farn abgeschlagen hatte, über die Klippe. „Ich denke wir können zurück, soweit wird niemand gelaufen sein...".

Ich spürte wie das Gras knirschte, als ich mich auf der Ferse umdrehte und Ginger folgte, der bereits in die Richtung unseres Lagers lief. „Hey", Ginger boxte mir auf die Schulter:"Jetzt blas mal nicht so ein Trübsal". Ich boxte leicht lächelnd zurück und keine zehn Sekunden später lagen wir rangelnd auf dem Boden und lachten uns schräg. Ich hörte aus der Ferne Rufe, wahrscheinlich irgendwelche Touris, die uns vermitteln wollten, dass wir ja nicht von den Klippen fallen sollen. Ich ignorierte das Gerufe, drückte Ginger gerade die Arme auf den Boden, als ein ohrenbetäubender Schuss ertönte und ich mir die Hände auf die Ohren presste. Ein paar Meter von uns im Gras war die Kugel in den Boden geschossen.

Sofort sah ich auf, eine gute Entfernung weg von uns stand eine Gestalt, die Mütze tief ins Gesicht gezogen und richtete eine Waffe auf uns, die er demonstrativ mit einer Handbewegung lud. „Ich habe was gefragt!", ertönte eine Stimme, die vom Wind verzerrt wurde und nur brüchig bei mir ankam. „Habt ihr hier einen Jungen gesehen, ungefähr so groß wie du", er nickte zu mir", braune Locken, grüne Augen, hört auf den Namen Charlie".

Verwirrt sah ich den Fremden an, sah kurz zu Ginger und nickte dann zaghaft:"Äh ja...", rief ich zaghaft zurück:"Das bin ich". Der Fremde brauchte eine Weile, um meine Worte zu verinnerlichen, ließ dann langsam die Waffe sinken, bis er sie sichtbar fallen ließ. Er griff an seinen Kopf, zog die Mütze herunter und sofort wusste ich, wer dort stand. Ich rannte los, dachte nichtmal daran zu stoppen, als ich in Zeros Arme fiel und ihn mit zu Boden riss.

Der größere schloss die Arme um mich, drückte mich fest an sich und presste den Kopf in meine Halsbeuge:"Charlie", flüsterte er:"Ich habe dich überall gesucht". Ich konnte ihm nicht antworten. Die Tränen liefen meine Wangen herunter und ich presste meine Augen zusammen. Zero roch wie immer, die Gewohnheit, die ich so vermisst hatte, brannte sich in meine Sinne und hinterließ ein Kribbeln in meinem Hals.

„Zero, du bist da", brachte ich nur raus, löste mich etwas von ihm, um ihn zu betrachten und er setzte sich wieder auf, wuschelte mir durch die Haare und lächelte ganz sanft:"Schön dich wieder zu haben, Buddy". Auch ich lächelte ihn an, mein Herz brannte vor Glück und aufgeregt nahm ich sofort seine Hand:"Wo ist Chase?", wollte ich sofort wissen.

Zeros warmes Lächeln verschwand, brachte Kälte über meine fröhliche Miene und der Riese senkte den Kopf leicht:"Hör zu Charlie...", er seufzte schwer und sah mich dann wieder an:"Als du da lagst wurde Arthur so wütend und verzweifelt, dass er über den Elektrozaun geklettert ist. Er war schon fast tot, als er auf der anderen Seite angekommen ist und nachdem die Wachen sofort auf ihn geschossen haben...", Zero stoppte kurz, als wolle er mir Zeit lassen selber Luft zu holen.

Doch ich wollte nicht atmen, ich wollte zu Chase. „Als sie dachten er wäre tot sind sie weggefahren, haben alles geräumt, haben alle Schüler mitgenommen. Alles war voller Leichen, Charlie. Du und Chase, ihr ward mehr tot als lebendig...". Zero sah kurz zu Boden, biss sich auf die Lippe und schloss kurz die Augen, um seine Gefühle zu kontrollieren. „Noch bevor du gerettet wurdest habe ich es geschafft aus dem Käfig zu kommen, habe Chase in ein Krankenhaus getragen. Ich habe von weitem schon deine Leute gesehen, den da zum Beispiel", er nickte zu Ginger:"Ich wusste, dass sie dir helfen würden. Doch Chase, jeder kennt und hasst Chase, niemand hätte ihm geholfen."

„Zero", unterbrach ich ihn, holte zum ersten Mal wieder tief Luft:"Wo ist Chase?", fragte ich erneut, so ruhig und nachdrücklich wie ich konnte. Zero sah mich an, nickte ein wenig:"Er liegt im Koma, Charlie. Seit es passiert ist liegt er im Koma. Er wird nicht wieder aufwachen. Ich wollte dich finden, er hätte sich verabschieden wollen. Maschinen sind das einzige, was ihn noch lebendig machen. Wenn du dich verabschieden konntest werden sie ihn gehen lassen."

———
Guten Tag allerseits. Ich zerstöre ja echt ungern die Stimmung, aber ich muss jetzt mal was loswerden. Mir ist aufgefallen, dass es unter den ganzen Kommentaren (über die ich mich übrigens immer wieder freue) auch einen Haufen Kritik gibt. Ich habe nichts gegen Kritik, absolut gar nicht, solange sie konstruktiv ist. Mit Sätzen wie:"Ey voll unlogisch, dass Charlie so ne Pussy ist",  kann ich  dementsprechend nichts anfangen. Auch sowas wie:"Klar, all das was die da im Lager machen bleibt voll unbemerkt", und so superschlauen Kommentaren wie:"Klar und sie saßen bei Tee und Plätzchen", dort drunter, kotzen mich (auf Deutsch gesagt) einfach nur an. Also meine Bitte: Ich bin offen für jede Kritik, solange sie konstruktiv und höflich ist. Niemand zwingt euch diese Geschichte zu lesen. Ich hoffe die richtigen fühlen sich angesprochen!

Lucy. x

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