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Seit ich umgezogen war ging es mir langsam besser. Seitdem Chase damals gegangen war, waren Jahre vergangen. Vier Jahre, um genau zu sein. Zwei von ihnen hatte ich auf ihn gewartet, bin nicht umgezogen, damit er mich wiederfindet, hab meine Telefonnummer nicht gewechselt, damit er mich erreichen konnte. Die letzten beiden Jahre habe ich versucht mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass er tot ist. Dass mein Chase irgendwo tot liegt, vielleicht auch unter der Erde, vielleicht in einem Fluss. Mein finaler Schritt, den ich vor einem Jahr gewagt habe, nämlich aus der Wohnung zu ziehen, in der mich alles an ihn erinnert hatte, war entscheidend gewesen, um meine Gefühle für ihn einzudämpfen.

Ich saß mit Ian im Wagen, wir waren wegen randalierenden Leuten auf einer Hochzeit gerufen worden. Mein Kopf lehnte an der Scheibe des Wagens und ich atmete mehrere Male tief durch, als Ian anhielt. Wir hatten gestern lange zusammen gefeiert und mein Kopf dröhnte noch ein wenig, doch ich wusste, dass ich mich jetzt konzentrieren musste. Als ich aus dem Auto stieg, blies mir sofort der kalte Wind um die Ohren, den ich immer noch so sehr hasste. Von weitem hörte ich schon die rumschreienden Leute und sofort wusste ich: Das würde ein Scheißtag werden!


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Als ich endlich in mein Auto steigen und nach Hause fahren konnte, war ich total fertig. Meine Augen fielen mir schon fast zu und ich zog meine Jacke an, da es kälter wurde. Ich hatte es immer gehasst bei Schnee Auto zu fahren und ich denke, das wird sich nie ändern. Gerade in den Dörfern, durch die ich fahren musste, fuhr ich sehr langsam. Als ich allerdings an einer Schule vorbeifuhr, sah ich auf dem Schulhof einige Jugendliche. Einige hatten Flaschen in der Hand, andere rauchten, obwohl sie augenscheinlich sicherlich noch nicht berechtigt dazu waren und seufzend entschloss ich mich, das Treiben der Jungs zu unterbrechen. Ich hielt auf dem Parkplatz, schnallte mir meinen Waffengürtel um und stieg aus dem Auto.

Auf dem Weg zu ihnen erkannte ich, dass auch einige dabei waren, die schon etwas älter waren, vielleicht so alt wie ich:"Hey, macht hier mal nicht so einen Krach und geht nach Hause! Ihr seid viel zu jung um hier Alkohol zu saufen, klar?", waren meine ersten Worte, als ich bei der kleinen Gruppe angelangt war. Sofort spürte ich eine Hand auf meiner Schulter:"Maaan, sei mal bisschen locker. Setz dich hin und trink mit uns", sagte einer der älteren und der Geruch von Alkohol tränkte seinen Atem förmlich. Meine Hand wanderte sofort zu dem Pfefferspray an meinem Gürtel:"Sir, ich muss sie bitten ihre Hand von mir zu entfernen", knurrte ich leise. "Ey bist du n Cop oder so?", kam es von einem anderen:"Ich wollte schon immer mal einen ficken", grinste dieser weiter und sofort verzog ich das Gesicht.

"Das wirst du schön bleiben lassen, Marcus", ich erstarrte sofort. Ich kannte diese Stimme, wie könnte ich diese Stimme vergessen. Blitzartig drehte ich mich um, sah den großen, bulligen Mann, der auf uns zu kam an:"Zero....", hauchte ich leise und sofort weiteten sich meine Augen. Zero blieb vor mir stehen:"Es ist echt schön mal wieder mit dir zu sprechen. Ich würde ja sagen sehen, aber...", ein anderer, etwas kleiner, mit blonden Haaren unterbrach ihn:" Ey Zero ist das der Typ, den du für Arthur überwacht hast?". Ich zog die Augenbrauen zusammen:"Arthur? Wer soll das sein?", ich drehte mich wieder zu Zero. "Arthur Henry Rutheroft. Sagt dir das gar nichts mehr?", doch als er das sagte schoss es mir wieder in den Kopf. Chase, der mir beim Waschen geholfen  und mir seinen Namen verraten hatte." Meine Augen weiteten sich noch mehr:"Chase? Chase ist nicht tot?", verwirrt öffnete sich mein Mund etwas. 

Sofort lachten alle hinter mir, inklusive Zero, der die Arme verschränkte:"Leider nicht. Arthur nervt im Moment extrem rum. Seid du umgezogen bist musste ich jede Möglichkeit ausprobieren, wie man bei dir einbrechen kann. Echt mal, mach deine Wohnung mal sicherer, dann hab ich weniger zu tun", ein erneutes Lachen ging durch die Runde. "W...was? Wie meinst du das? Chase weiß dass ich umgezogen bin? Und du warst in meiner Wohnung? Hast du einen Dachschaden?", perplex zeigte ich im einen Vogel.

Zero schmunzelte nur:"Denkst du wirklich Arthur lässt seinen geliebten Charlie einfach im Stich, verschwindet einfach von der Bildfläche und lässt dich zurück?", Zero schüttelte den Kopf:"Vergiss es. Seitdem er keine Zeit mehr hat musste ich dich die letzten zwei Jahre überwachen. Ich weiß alles über dich, das muss ich, wenn ich keinen besorgten Mann neben mir beim Fernsehschauen haben will". Fassungslos schüttelte ich den Kopf:"Wo ist er, Zero? Wo ist Chase? Ich musste zwei Jahre denken, dass er tot ist, glaubst du das ist ein schönes Gefühl?! Ich dachte ich würde ihn nie wieder sehen! Wo ist Chase, wo?!"

Zero antwortete mir nicht, er sah nur hinter mir etwas an. Erst jetzt bemerkte ich, dass alle still geworden waren und ich schluckte. Auch ich drehe mich langsam um und sah das an, was gerade alle ansahen. Ein Mann, etwas größer als ich, mit einer Kapuze ins Gesicht gezogen und mit Verbänden an den Armen und Händen. Er hob seine Hände, sofort legte sich meine Hand an meine Waffe, doch der Mann griff an seine Kapuze, zog sie sich langsam vom Kopf und ich sah in das Gesicht, das ich so vermisst hatte. Seine Haare waren etwas länger geworden, ein paar Schnittwunden zierten sein Gesicht und ein leichtes Lächeln lag auf seinen trockenen Lippen. Chase musterte mich kurz, nickte mir dann leicht zu:" Du musst mehr essen, du siehst irgendwie zu dünn aus, Charles". Das war zu viel, alles überkam mich in einem Schlag und ich spürte nur noch, dass ich zur Seite kippte, dass mich Zero auffing und dann driftete ich in eine Schwärze ab, die das schönste war, das ich seit vier Jahren erlebt hatte.


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Ja da wär ich auch schon wieder. Ich hoffe, dass ich all meine Vorstellungen in diesem Buch umsetzen kann und , dass sie euch gefallen :)

Lucy x.

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