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"Du hast mir nie erzählt wie alt du bist", ich zog mir mein Shirt wieder an, das ich gestern irgendwann ausgezogen hatte. Chase sah kurz zu mir:"Du dürftest jetzt 27 sein, richtig?", Chase sah kurz zu mir, allerdings wusste ich, dass er es nicht nötig hatte zu fragen, da er so oder so alles genau über mich wusste. Der Vollständigkeit halber nickte ich trotzdem und Chase nickte ebenfalls:"Rechne sechs Jahre drauf", sagte er nur und zwinkerte mir kurz zu. Eigenartig, so alt sah er gar nicht aus. Ich nickte erneut, spürte dann wie Zero mich von hinten in den Arm nahm:"Na, wie hat unser kleiner Schützling geschlafen, hmm?", ich konnte das Grinsen auf seinen Lippen förmlich hören.

Chase verstand natürlich nicht, dass Zero das mit Absicht machte und zog mich sofort von ihm weg:"Gut, weil er bei mir geschlafen hat", antwortete er sofort für mich und tätschelte kurz meinen Kopf. "Leute! Ich bin kein Spielzeug!", brummte ich und Chase schmunzelte sofort:"Na da sei dir mal nicht so sicher", ein dreckiges Grinsen schlich sich auf seine Lippen  und sofort errötete ich wieder.

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"Und du bist Polizist oder was?", fragte mich einer der Jungs. Wir saßen wieder auf dem Schulhof, an dem das hier alles begonnen hatte. Ich nahm einen Schluck aus der Bierflasche und nickt dann:"Aber offensichtlich kein guter", fügte ich meinem Nicken hinzu und sofort ging ein Lachen durch die Runde. "Und wie hast du es geschafft den Stein da zu knacken?", er zeigte auf den schlafenden Chase, der seinen Kopf auf meinen Schoß gelegt hatte. Ich schmunzelte nur:"Keine Ahnung, ich habe ihn nie so kalt kennengelernt, wie ihr ihn immer beschreibt." Ich strich ihm durch die Haare und sofort erhielt ich die Reaktion, in Form eines entspannten Brummens. Alle sahen mich fassungslos an, während Chase nur erneut brummte, diesmal unfreundlicher:"Glotzt gefälligst wo anders hin", knurrte er, obwohl er seine Augen geschlossen hatte und verschränkte dann seine Finger mit meinen, als er meine Hand nahm. Ja, wir waren durchaus etwas anders als andere Freunde.

Sofort führten alle ihre Gespräche weiter und Chase zog meinen Kopf leicht zu sich runter, bis seine Lippen an meinem Ohr waren:"Ist alles okay? Nerven sie dich zu sehr?", murmelte er mit müder Stimme und sofort schüttelte ich den Kopf:"Mach dir keine Sorgen, Chase." Er öffnete seine Augen:"Stört es dich, wenn ich dich anfasse oder so?", fragte er weiter und erneut schüttelte ich den Kopf. Chase nickte leicht:"Gut", murmelte er und ließ mich dann los. Ich sah erneut in die Runde, wir saßen alle in einem Kreis um einen kleinen Blumentopf, in dem ein Feuer brannte. Ich trank erneut einen Schluck Bier und atmete durch, so entspannt war ich lang nicht mehr gewesen.

"Arthur", hörte ich plötzlich jemanden sagen und ich wusste, dass ich diese Stimme kannte, nur noch nicht genau woher. Chase schien sie zu erkennen, denn sofort sprang er auf, stellte sich vor mich und als plötzlich alle aufstanden, stellte ich mich auch hin. Chase stand breitbeinig vor mir und knurrte den Mann an, der gerade mit ein paar anderen auf den Hof kam. "George hat erzählt, dass du heute nicht bei der Arbeit warst. Stimmt das etwa?", sofort erinnerte ich mich wieder.Das war der Typ, der laut Chase der höchste Angestellte von Arrow war, dieser Collin, den wir damals in der Gasse gesehen haben. "Tut mir leid, ich hatte es glatt vergessen", komischerweise klang Chase fast schon nervös.

Ich sah, wie Collin nur seinen Kopf schüttelte:"Zu spät, Arthur", plötzlich packte mich jemand von der Seite am Arm und ich zuckte zusammen. "Nein!", rief Chase sofort und wollte mich packen, als ihn zwei andere Männer davon abhielten. Genau wie ich windete er sich unter den Griffen und Angst kam in mir hoch, was passierte hier? "Collin hab ein Herz, lass ihn gehen! Du wirst ihm nichts tun, hörst du?", schrie Chase panisch und erst jetzt sah ich, dass auch alle anderen unserer Gruppe bereits zurückgehalten wurden. "Chase! Hilf mir", rief ich verzweifelt, als mich der Mann in die Richtung eines schwarzen Fans zerrte und überfordert streckte ich die Hand nach Chase aus.

"Collin ich warne dich! Wehe jemand krümmt ihm nur ein Haar! Charlie!", Chase windete sich mit aller Kraft, als dieser Collin eine Pistole aus seiner Jackentasche zog und auf mich richtete:"Sag gute Nacht Papa, Charlie", grinste er nur und dann schoss etwas mit einem Zischen aus dem Lauf der Pistole und blieb in meinem Arm stecken. Ich windete mich weiter, kniff die Augen zusammen und verkrampfte mich, als alles um mich herum immer unklarer wurde und ich durch die Betäubung alles nur noch dumpf hörte. Das letzte was ich sah, bevor ich in der Schwärze versank, war wie George, der hinter Collin stand, Chase eine Ohrfeige verpasste.

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Mein Kopf dröhnte unangenehm, der Boden auf dem ich lag klebte an meiner Haut und der Geruch von Urin schoss mir in die Nase. Als ich meine Augen langsam aufschlug, starrte ich direkt gegen eine graue Betonwand, die einige Kratzer und rausgehauene Stellen prägte. Ich drehte mich auf den Rücken, meine Haare klebten wie alles andere an meinem Körper vor Schweiß am Boden und als ich mich aufsetzte, drehte sich kurz alles um mich herum.

Ich saß in etwas, das aussah wie eine Zelle. Es war ein Raum, umgeben von Beton, eine Matratze lag in der Ecke auf dem Boden, ein Eimer stand in einer anderen und die Tür erinnerte mehr an Gitterstäbe, als an eine Tür. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich nichts anhatte, außer so eine rosa Unterhose, die normalerweise nur Frauen tragen und rosa Kniestrümpfe, die mir bis zum Schienbein runtergerutscht waren.

Bevor ich überhaupt anfangen konnte tausende Fragen in meinem Kopf zu produzieren, hörte ich Schritte auf dem Gang vor der Tür und keine Sekunde später stand Collin vor den Gitterstäben und sah mich grinsend an:"Na dann wollen wir mal sehen, was du alles kannst", er zog einen Schlüssel aus seiner Tasche, drehte ihn im Schloss um und öffnete die Tür.

Sofort wusste ich, dass mir diese Tür geschlossen besser gefallen hatte.

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Lucy x.

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