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Mein Kopf tat etwas weh, als ich meine Augen wieder aufschlagen konnte. Meine Hände fuhren über das weiche Bettlaken auf dem ich lag und ich gähnte entspannt. Alles war so wie es immer war. Ich lag in meinem Bett, sah an meine weiße Decke und... Moment... hier war ich nicht eingeschlafen. Ich hatte doch Zero gesehen und Chase. Sofort saß ich senkrecht im Bett, sah mich um. Niemand lag neben mir, niemand saß neben mir, niemand stand hier im Raum. Auch als ich die ganze Wohnung durchsucht hatte, hier war absolut niemand.

Meine Suche endete im Bad und sofort packte ich mir in die Haare. Das kann doch nicht sein, ich bin doch nicht verrückt geworden. Ich hatte meinen totgeglaubten Chase gesehen und war in Ohnmacht gefallen. Aber wo? Wo hatte ich ihn gesehen? Ich kniff meine Augen fest zusammen:"Komm Charlie, denk nach!", brummte ich mir selber zu, bevor mir das Schulgelände wieder in den Kopf kam, ich mich sofort umzog, da ich komischerweise meinen Schlafanzug anhatte und runter stürmte, in mein Auto stieg, das perfekt in meinem Parkplatz geparkt war und zu dem Ort fuhr, an dem ich Chase sicherlich gesehen hatte, zu der Schule.

Als ich ausstieg und auf den leeren Schulhof blickte stellte ich fest, dass ich dort weder herumstehende Flaschen oder ausgedrückte Zigaretten finden konnte, noch Chase, Zero oder ein anderer der Gruppe gestern dort waren. Natürlich nicht, es war Morgen, vor ein paar Stunden hatte der Unterricht für viele Schüler hier begonnen. Seufzend ließ ich mich zurück auf den Sitz meines Autos fallen und schlug die Tür zu. Fassungslos starrte ich auf mein Armaturenbrett. Ich konnte das doch nicht geträumt haben, oder? Vielleicht waren sie nur abends hier. Als ich diesen Gedanken zu Ende geführt hatte wusste ich, was ich in einigen Stunden machen würde.

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Es war relativ kühl und schon dunkel, als ich abends wieder in die Straße bog, in der ich auf Chase hoffte. Von weitem sah ich bereits, dass der Schulhof menschenleer war und auch als ich ausstieg, das Gelände betrat und mich umsah brachte das nichts. Hier war niemand. Ich musste geträumt haben. Ich biss mir auf die Lippe, meine Augen füllten sich mit Tränen und erneut legte ich meine Finger in meine Haare, krallte mich fest und ließ mich auf die Bank fallen, die an einer Wand stand. Meinen Kopf vergrub ich in meinen Händen, als mir die ersten Tränen über die Wangen rollten und ein kindliches Schluchzen verließ meine Kehle. Er war so real gewesen, es war so schön gewesen ihn zu sehen.

"Marcus übertreib es nicht wieder!", hörte ich plötzlich eine Stimme und sofort hob sich mein Kopf. Zero lief mit den Jungs von gestern auf den Platz und sofort stockte mir der Atem. Wut stieg plötzlich in mir auf und sofort war ich auf den Beinen, stapfte mit großen Schritten und geballten Fäusten auf ihn zu. "Charlie, was machst du denn schon wieder...", weiter kam er nicht. Meine Faust hatte ihn mitten ins Gesicht getroffen:"Du verdammtes Arschloch! Ich dachte ich hätte das alles nur geträumt! Ich dachte ich wäre verrückt geworden!", meine Faust traft immer wieder seine Brust, bis ich plötzlich zwei Hände spürte, die mich an den Armen zurückzogen. Tränen flossen über meine Wangen:"Ich musste eine Therapie machen, weil ich dachte ich hätte dich und dieses scheiß Arschloch von Chase für immer verloren und dann erzählst du mir, dass ihr mich die ganze Zeit beobachtet habt? Ich habe lange gebraucht damit klar zu kommen, dass ich euch nie wieder sehe und jetzt seid ihr einfach hier und jagt mir dann auch noch so einen Schrecken ein?! Habt ihr einen Schaden?!"

"Charlie beruhige dich", hörte ich seine warme Stimme hinter mir und sofort drehte ich mich in seinen Armen um:"UND DU DU BLÖDER AFFE! DU HAST GESAGT, DASS DU MIR SCHREIBST! WARUM HAST DU DAS NIE GETAN?!", ich spürte wie mir das Atmen immer schwerer fiel, wie mein Herz immer schneller schlug je mehr ich mich aufregte. Chases Augen musterten mein Gesicht, er strich mir sanft über die Wange:"Ich bin doch jetzt hier, Kleiner. Du musst dich beruhigen", hauchte er zaghaft und ich windete mich nur noch mehr:"Nein bist du nicht, bald wache ich wieder auf und du wirst weg sein!", schluchzte ich und kniff meine Augen zusammen. "Charlie", Chase nahm meine Hand und legte sie sich auf die Brust:"Ich bin hier, okay? Spürst du das? Spürst du wie warm ich bin? Ich bin kein Geist. Ich bin keine Einbildung. Ich bin hier Charlie, du musst nur die Augen aufmachen."

Und als ich das tat und ihn wieder ansah weinte ich nur noch mehr, schmiss mich sofort in seine Arme, legte die Arme um seinen Hals und presste mich an ihn, spürte sofort seine Wärme und konnte endlich wieder diesen wunderbaren Geruch riechen. Ich spürte, wie Chase sich auf den Boden setzte und mich mit sich zog, mich ebenfalls fest an sich zog und plötzlich hörte man außer mein Schluchzen gar nichts mehr. Alle um uns herum waren still geworden. Ich konnte sein Herz an meinem Ohr klopfen hören, spürte seinen Atem an meiner Haut und begann mich langsam zu beruhigen. In diesem Moment schwor ich mir Chase nie wieder los zu lassen, ich würde nie wieder riskieren, dass er so lange verschwinden würde.

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Lucy x.

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