"Was wird nur aus mir?"

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"Oh man, ich hab keine Lust!", Denkt sich Emma, während sie 6:36 Uhr ihren letzten Wecker aus macht, der sie jetzt schon zum vierten mal nervt.
Verknautscht steht sie von ihrer kleinen Schlafcouch auf. Sie fährt sich durch ihre langen braunen Haare und wischt sich den Schlaf aus ihren Augen.
Mit den Worten: "Naja heute muss ich ja nur 4 Stunden arbeiten.", motiviert sie sich selber, auf dem Weg ins Bad.
Ihre erste Handlung im Bad ist es das Radio einzuschalten, um ein wenig gute Laune zu bekommen, während sie ihre Zähne putzt und die Haare versucht zu zähmen. Zum 1000. Mal läuft der selbe Song im Radio. Mit verdrehten Augen schaltet sie es aus.
Sie dreht sich ihre Haare zum Dutt, macht sich ihre Lieblingsohrringe, in Form kleiner glitzernder Tatzen in die Ohren und stolpert zum Kleiderschrank. Schminken findet sie überbewertet und bleibt lieber länger im Bett liegen, als sich eine halbe Stunde vor dem Spiegel aufzuhalten.
Emma mag legere lockere Kleidung und holt nie Ihre guten Sachen aus dem Schrank. Es fällt, Mal wieder auf die gleiche Art und Weise, die Wahl auf die Klamotten die ganz oben liegen. Eine dunkelblaue Jeans und einen lila Hoodie, den sie sowieso am liebsten trägt, obwohl lila nicht ihre Lieblingsfarbe ist.
Halbwegs ansehnlich für den Tag torkelt sie immer noch leicht schlaftrunken in Ihr Wohn- und Schlafzimmer ihrer kleinen Einraumwohnung. In einer Ecke am Fenster steht ihr Goldfisch Aquarium, welches sie zielsicher ansteuert. Emma öffnet den Deckel und begrüßt mit einem kleinen lächeln auf den Lippen mit einem "Guten Morgen, meine Lieben!", ihre Fische und wirft einige Futterflocken hinein. Ihre drei Goldfische geben Ihr das Gefühl nicht alleine zu sein.
Dann kann es ja los zur Arbeit gehen, denkt sie sich, quetscht ihre Füße in Ihre durchgelaufenen, dunkelblauen Sneakers und geht los.
Auf Ihren Job, den sie vor einem Jahr angenommen hatte, in einem kleinen Einzelhandelsgeschäft, hat sie schon lange keine Lust mehr. Nach 10 Minuten Fußmarsch trifft sie im Laden ein und heute hat sie Glück, denn ihre kurze Schicht darf sie nun mit ihrer Kollegin verbringen, die ihr noch am liebsten ist. Maike kommt strahlend auf sie zu: "Guten Morgen meine hübsche!"
Emma atmet tief durch und denkt sich: "Ja ja, ich bin deine hübsche ... Du bist doch viel hübscher, du bist groß, hast unglaublich lange Beine, lange schwarze Haare und siehst einfach perfekt aus!"
"Guten Morgen..." Entgegenete sie Maike und ein weiterer Tag mit nervigen Kunden ging rum.
Wieder zu Hause angelangt konnte Emma sich endlich wieder dem witmen, was sie am liebsten macht.
Sie schrieb Leidenschaftlich gerne sarkastische Bücher und Reime, in einem alten zerflederten Buch schrieb sie alles nieder, was ihr nur so einfiel.
Das Handy klingelt auf dem Display stand die Nummer von ihrer Arbeitsstelle, gekonnt ignorierte sie das, denn sie hat sich vorgenommen nicht mehr für die Kollegen zu springen, denn für sie tat auch keiner was. Einige Minuten später klingelt es wieder und nun prahlte das hübsche Gesicht von Maike auf dem Display. Nach kurzer Überlegung entschied wie sich doch ans Telefon zu gehen.
Maike: "Emma, ich muss dir was erzählen! Saskia, unsere Chefin, hat sich gerade bei mir über dich ausgelassen. Sie sagt du wärst faul und zu nix mehr zu gebrauchen. Du hast dich ja so negativ geändert. Ich weiß, du tust im Laden mehr als du musst, deswegen fande ich das nur fair, dir zu sagen."
Emma: "Danke, dass du so ehrlich bist, aber ich kann jetzt nicht telefonieren!"
Dies war nur eine Ausrede, denn mit Kritik und hinterhältigen Lästern kann Emma nicht umgehen.
Sie wusste ganz genau, dass das nicht alles ist was Saskia sagte, es wird viel über Emma gelästert, schon alleine weil sie anders ist als die anderen.
Lästern mit Maike möchte sie auch nicht, da sie ein Mobbingopfer war und auch nicht weiß, wie sie Maike einschätzen kann, da Maike und Saskia täglich telefonieren, auch wenn sie schon 8 Stunden am Tag gemeinsam arbeiten.

Emma war wirklich nicht faul, sie schrieb Dienstpläne, was nicht in Ihrer Jobbeschreibung stand und eigentlich Saskias Aufgabe ist. Sie arbeitete Pausen durch und organisierte den Papierkram im Laden.

Tränen kullerten Ihr über die Wangen, sie schmiss sich aufs Bett und ließ ihr Leben noch Mal Revue passieren.

Emma hatte in Ihrem jungen Leben noch nicht viel erreicht. Sie wuchs in einem kleinen Dorf mit ihrem Bruder Nico auf. Nico hat es geschafft, er wohnt ebenfalls in Berlin und hat sich selber eine Plattenfirma aufgebaut, ohne dass er jedoch singen könnte. Trotzdem läuft seine Firma wirklich gut. Der Kontakt hält sich zwischen beiden in Grenzen, dafür sind sie zu unterschiedlich.
Nico ist sehr aufgeschlossen, hat ein wildes Partyleben und zeigt wie viel Geld er hat, Emma hingegen ist wie gesagt schüchtern, lebt so in den Tag hinein und ist sparsam.
Früher hatte Emma viele Freunde, doch dies änderte sich mit dem Umzug nach Berlin. In der Hauptstadt steht sie alleine da, hat nur flüchtige Bekanntschaften und musste wegen Mobbing ihre Ausbildung abbrechen.
Einen Freund hatte Sie noch nie. Dabei hatte sie als Kind viele Wünsche und hat im Kopf schon Ihre Hochzeit durchgeplant und wie viele Kinder sie gerne hätte. Doch nun ist sie alleine. Über soziale Medien will sie nicht ihren Freund kennenlernen, das findet sie zu oberflächlich und das Berliner Abendleben ist auch nicht ihr Ding, schon alleine der Gedanke alleine in irgendeine Disco oder Kneipe zu gehen, bereiten Ihr Angst sodass es für sie schwer ist Ihren Mr. Perfect zu finden. Am liebsten ist sie Alleine zu Hause in Jogginghose und widmet sich Ihren Texten.
Emma ist eine schüchterne Person, sehr in sich gezogen und fühlt sich nicht hübsch, da sie etwas pummelig ist und nichts für Mode und Make Up übrig hat.

Emma weinte vor sich hin und fasste den Entschluss am nächsten Tag zum Arzt zu gehen und erst einmal Abstand zum Job zu gewinnen, auf einen anderen Weg kommen, etwas anderes machen. "Was wird nur aus mir?", denkt sie sich und eine letzte Träne rollt über ihre Wange auf ihren grünen Kissenbezug, bevor sie einschläft.

Tatsächlich bekam Emma am nächsten Tag einen 4 wöchigen Krankenschein. Sie war ganz ehrlich zu Ihrer Ärztin und sprach das Mobbing an.
Nachdem sie sich von Saskia anhören durfte, ob sie denn blöd sei, sich krank zu melden, da es eh schon Personalmangel gibt, wurde es Emma zu viel, sie öffnete ihren Laptop und verfasste eine Kündigung und der Anfang vom neuen Leben hat begonnen.

Bitte einfach nicht wecken (Alligatoah FF) #Wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt