Mädels Tag

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Der Sommer rückte immer näher und Lukas vergrub sich wieder jeden Tag im Keller um neue Songs aufzunehmen. Da dieses Jahr keine Platte und kein Konzert, sowie kein Festival in Planung war, kamen auch umso weniger Anfragen für Interviews oder Auftritte bei Emma rein, sodass sie sich immer mehr langweilte. Es kam wie gerufen, dass Janine nach einem Mädels Tag gefragt hatte und Emma nahm das Angebot dankbar an.
Gleich am Morgen sollte es nach Berlin zum shoppen gehen und Emma schaffte es, ohne zu verschlafen, auf ihren Wecker zu hören. Nana bekam nur eine kurze Gassi Runde und das Frühstück für Emma fiel aus, denn Janine wollte unterwegs etwas essen.
Grinsend wie ein Honigkuchenpferd, kam Janine aus dem Haus und freute sich auf einen ganzen Tag mit Shopping und Getratsche. Sie stiegen in Emma's weißen Mini und die Fahrt nach Berlin konnte beginnen. "Und wo willste heute überall shoppen?", fragte Emma. Janine überlegte einen Moment und sagte: "Ich würde sagen, wie gehen erstmal schön frühstücken bei IKEA, dann können wir da direkt auch mal wühlen..." Emma unterbrach sie: "IKEA? Aber bitte kaufen keinen Schrank, der passt hier nicht ins Auto, dann hätten wir Lukas seins nehmen müssen..." Janine schüttelte den Kopf: "Ich Kauf doch keinen Schrank ohne Jeffrey's Zuspruch. Ich dachte da an Kleinigkeiten, weißt doch, man geht zu IKEA um Kerzen zu kaufen." Beide lachten, weil sie genau wussten, dass Kerzen die einzigen waren, die nie im Leben bei IKEA im Korb landeten. Janine sprach weiter: "Dann muss ich noch in einen Tierladen, meine zwei süßen brauchen neue Halsbänder und dann können wir ja in ein Center, da gibt es bestimmt einen DM und einen Elektromarkt und andere Läden, zu denen wir spontan können."
"Hast dir ja ganz schön was vorgenommen!", sagte Emma und freute sich innerlich, dass es Janine nicht auf einen Klamottenladen abgesehen hatte.
Bei IKEA angekommen, aßen die Mädels genüsslich ihr Lachsbrötchen zum Frühstück und Emma trank ihre Cranberry Limo, die es nur dort gab, leider, sonst würde sie am liebsten darin baden. In der Küchenabteilung war Emma in ihrem Element. Neue Pfannen und Besteck landeten in ihrem Beutel. "Ich hasse IKEA, man kauft immer Sachen, die man eigentlich nicht braucht!", sagte Emma und packte trotzdem wild diverse Sachen in ihren Einkaufsbeutel. Auch Nine kaufte sich ein neues Service in schwarz. Natürlich in schwarz, die Farbe, die sie liebte.
Knapp 150€ später ging es in einen Tierladen, wo Nine ihre Halsbänder bekam und Emma auch fleißig Leckerlis für Nana einkaufte, sowie auch Fischfutter für ihre verfressenen Goldfische, die nun auch schon ein staatliches Alter von 10 Jahren erreicht haben.
Auch im Center floss das Geld in großen Mengen in die Wirtschaft. Playstation Spiele für Janine und Duschgele, sowie Badesalze für Emma, die durch das neue große Bad sicherlich einen Platz finden würden.
Nun ging es doch in eine Modekette, vorbei an Babykleidung, direkt in die Damenabteilung. "Was willste denn hier?", fragte Emma entgeistert, der schon die Füße von dem Shopping-Marathon weh taten. "Mal schauen, vielleicht finde ich neue schöne Unterwäsche, da freut sich Jeffrey immer drüber!", sagte Nine, während sie zwischen BH's und Slips verschwand. Irgendwann hob sie einen schwarzen, leicht transparenten BH in die Luft und meinte: "uhhh, ich glaube der turnt ihn an! Den muss ich haben!" Janine ging sehr offen mit dem Thema Sex um. Emma hingegen war sehr prüde und definitiv nicht bereit dazu über sowas zu reden. Trotzdem war sich Janine nicht sicher, ob sie dieses Teil kaufen wollte und fragte deswegen vorsichtig bei Emma nach: "Sag mal, wärst du bereit mit mir in einen Beate Uhse Laden zu fahren, oder Orion?" Emma blieb die Luft weg, wollte aber, dass ihre Freundin einen schönen Shoppingtag hat und stammelte deswegen: "Ja okay, wenn es sein muss. Ich kann ja dann im Auto warten." "Nix da, dann kommst du auch mit rein!", sagte Janine herrisch, unbemerkt davon, dass es Emma nicht gefiel in so einen Laden zu gehen. So liefen die beiden weiter durch den Laden und Emma blieb unverhofft bei den Kleidern stehen. Sie hatte gerade Mal zwei Stück, die sie bisher nur jeweils einmal an hatte.  Ihr Blick fiel auf ein rotes Kleid, welches langsam In schwarz überging. Sie nahm es von der Stange und hielt es vor sich. "Wow, das ist schön, zieh es doch Mal an!", sagte Janine und schon sie kurzerhand in eine Umkleidekabine. Emma zog sich um und betrachtete sich erst eine Weile selber in dem Spiegel, der in der Kabine hing. Dann öffnete sie den Vorhang und Janine war sichtlich angetan. Es war wieder ein Kleid, welches unten Rum wellig und locker war und die perfekte Länge bis knapp über die Knie hatte. "Oh Gott, wie süß du bist im Kleid!", freute sich Janine und Emma war sich nicht sicher. "Ich weiß nicht, dass Kleid hat keine Ärmel, da sieht man meine dicken Arme und BH tragen geht da auch nicht, das mag ich nicht so." Janine zog wortlos von Dannen und kam dann mit einem schwarzen Bolero Jäckchen wieder, welches Emma gleich drüber zog. Nun war zumindest das Problem mit den Armen gelöst, doch den BH sah man immer noch. "Dafür finden wir schon eine Lösung, nimm das mit, das ist so niedlich!", sprach ihr Janine zu. Immer noch hin und her gerissen, aber überzeugt davon, dass es eine Lösung hab, nahm Emma das Kleid schlussendlich mit. Sie wollte es wieder zu einem besonderen Moment tragen, vielleicht zu Lukas' Geburtstag.
Wiederwillig fuhr Emma die beiden nun in einen, in Emma's Augen, verruchten Laden. "Muss ich wirklich mit rein?", fragte Emma, als sie ihr Auto abschaltete. "Ja na sicher, darin ist die Lösung für dein BH Problem!", sagte Janine euphorisch. Emma verdrehte die Augen und ließ sich doch dazu hinreißen mit in den Laden zu gehen. Beide schlenderten durch diverse Spielsachen und Emma schaute sich das ein oder andere Gerät leicht angewiedert genauer an. "Das ist gut, das hab ich auch!", sagte Janine, während Emma ein weiteres Teil in die Hand nahm. "Wozu? Du hast doch Jeffrey!", entgegnete sie ihr entgeistert. "Häh? Und wenn ich mal alleine bin? Außerdem kann man das ja auch zu zweit verwenden!" Emma riss die Augen auf und ließ es angeekelt fallen. "Was hast du denn bitte vor Lukas gemacht?", fragte Janine irritiert. Emma redete wirklich nicht gerne über dieses Thema, aber da Janine ihre beste Freundin war, fing sie doch an zu plaudern: "Na nix, Lukas ist und bleibt der einzige." "Willst du mir gerade sagen, dass du vor ihm nie einen Freund hattest und er dich entjungfert hat?", wollte Janine jetzt ganz genau wissen. Emma nickte nur, als wäre es das normalste der Welt. "Respekt!", sagte Janine, die nun wüst die Dessous Abteilung durchforstete und Unmengen an Sachen in ihren Korb packte. Emma stand nur entgeistert daneben und beobachtete sie dabei. "Guck Mal hier ist deine Lösung für das Kleid", sagte Janine und hielt Emma einen trägerlosen Push Up vors Gesicht. "Ehrlich Push Up?", fragte Emma sichtlich überfordert von der ganzen Situation. "Klar, du kannst doch zeigen, was du hast!", sagte Janine und packte das Teil einfach in den Korb. Sie entschied scheinbar jetzt, welche Unterwäsche zu Emma passt. "Hier das nimmst du auch noch mit, das passt zu deinem Wesen!", sagte Janine und Emma ließ sie einfach nur noch machen, mit der Hoffnung, dass sie diesen Laden schnellstmöglich wieder verlassen kann.
Endlich waren sie raus und Janine verstaute die Einkäufe im Kofferraum, der schon zu platzen drohte. Nun konnten sie endlich wieder auf ihr Dorf fahren.
"Hast du eigentlich schon einen Text für Lukas geschrieben?", fragte Janine. "Neee nicht wirklich, mir fällt einfach nichts ein, ich bin so romantisch wie ne Packung Kartoffelsalat!", entgegnete ihr Emma leicht enttäuscht. "Ach weißt du, plan einfach ne schöne Gartenparty und Abends bist du Geschenk genug in der Unterwäsche und deinem Kleid!", sagte Janine und erntete nur verdrehte Augen von Emma.
Zu Hause angekommen war Emma froh, den Tag hinter sich gebracht zu haben, der irgendwie anders verlief, als sie sich das gedacht hatte.
Sie schaltete ihre Playlist an und vertiefte sich ins Kochen, denn seitdem Steven das ernste Gespräch mit Lukas hatte, verbrachten die beiden wirklich zumindest jedes Abendessen zusammen, was Emma sehr gefiel.
Das Lied "Einer dieser Steine", dröhnte aus ihrer Box und nun wusste Emma, dass sie dieses Lied still und heimlich für Lukas in einer anderen Fassung, aber mit gleichem Text, aufnehmen musste, denn es Sprach ihr aus der Seele. Genau wie in diesem Lied lief alles ab. Singen konnte sie nicht, aber Steven würde ihr bestimmt technisch einen richtigen Schliff verleihen.
Der Plan war geschmiedet.

Bitte einfach nicht wecken (Alligatoah FF) #Wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt