"Du arbeitest jetzt bei mir!"

516 18 0
                                    

Eine ganze Woche verging und Emma war sich auch schon sicher, dass Ihr Bruder sich nicht melden würde und den ganzen Tag nur mit ihr verbracht hat, weil es Mama so wollte.
Nico versuchte es immer seiner Mutter Recht zu machen, damit er das Lieblingskind der Familie ist.
Doch dann passierte das unfassbare: Das Handy vibrierte und Emma war verdutzt, als auf dem Display stand: Neue Nachricht von Nico.
Er meldete sich tatsächlich.
In der Nachricht stand:
Morgen 18 Ihr beim Italiener in Lichtenberg, sag ja nicht ab! Du wirst dich freuen!
Emma antwortete nur mit einem: Okay und legte ihr Handy wieder bei Seite.
Die Gedanken drehten sich bei Emma den ganzen Tag darum, was ihr Bruder Mal wieder ausgetüfftelt hat. Sie hoffte, dass er nicht irgendeinen seiner komischen Freunde mit ihr verkuppeln wollte. Seine Freunde, die Emma noch kannte von seinem Geburtstag vor einem Jahr, waren in Ihren Augen Schaumschläger, eingebildet bis in die Haarspitzen und hatten Ihr Leben noch weniger auf der Reihe, als Emma selber. Vorallem waren alle garnicht Ihr Typ. Emma wollte eigentlich nur geliebt werden, einen Typ mit Humor und Charme, der das gewisse offene Ohr mitbringt und sich Sachen auch merken kann, die sie ihm erzählte. Das Äußerliche war bei Emma zweitrangig, wobei sie auf dunkle Haare, Bart und ein kleines Bäuchlein bei Männern stand.

Sie verwarf den Gedanken, dass Nico sie verkuppeln wollten, denn das könnte einfach nicht sein. Doch was hatte er vor? Die Wartezeit bis dahin war noch lang und sie hasste es, wenn ihr gesagt wird, dass bald etwas passiert, aber nicht die Sprache rausgerückt wird, was.
Sie versuchte sich mit ihrer Spielekonsole abzulenken, doch nach zwei Stunden langweilte Sie sich und erneut schwirrten diverse Gedanken in Ihrem Kopf Rum.
"Was zum Teufel plant er?", Sagte sie vor sich hin und entschloss sich Ihn anzurufen.
Er nahm ab.
"Nico, was planst du denn?", fragte Emma ihren Bruder ganz ungeduldig.
"Du bist noch genauso wie immer... Immer alles wissen wollen und das am besten sofort, doch den Gefallen tue ich dir nicht. Sei morgen pünktlich und denk bitte dran, es ist ein ordentlicher Italiener, ziehe dir bitte nicht dein schlimmsten Pullover an!", entgegenete er Ihr.
Emma stöhnte laut in den Hörer, sagte noch: "Wenn es sein muss, dann halt bis morgen!" und legte auf.
Die Nacht, die jetzt Emma noch überstehen musste, war sehr unruhig, immer wieder wälzte sie sich hin und her, kam aber letztendlich doch auf 3 Stunden Schlaf.
Am nächsten Tag durchwühlte sie aufgeregt den Schrank, ihre Wahl fiel auf eine schwarz karrierte Bluse, die sie eigentlich nur zu Trauerfeiern oder Hochzeiten bisher getragen hatte.
Die Fahrt in der Straßenbahn bis zum Italiener nahm gefühlt kein Ende. Ihre Hände wurden schwitzig.
Nico wartete bereits und begrüßte Emma mit offenen Armen. Sie setzten sich an einen Tisch am Fenster, den Nico reserviert hatte.
"Was planst du denn?", fragte Emma aufgekratzt. "Lass uns erstmal etwas zu Essen bestellen und komm erstmal an. Du und deine Ungeduld!", erwiderte Nico, während er die Speisekarte durchwühlte.
Als da Essen dann endlich kam und beide einige Happen gegessen hatten sagte Nico aus dem Nichts: "Du arbeitest jetzt für mich!"
Emma's Augen wurden groß und mit starren, entsetzten Blick und aufgerissenen Mund sagte sie nur: "Waaaaaas?"
Nico grinste.
"Ja, ich hab deine Texte gelesen und ich bin der Meinung, du könntest für einen meiner Künstler Songtexte schreiben, bzw. Jemanden unterstützen. Ich hab drei Rapper für morgen Nachmittag eingeladen und du darfst dir einen aussuchen, mit dem du arbeiten möchtest."
"Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich schreibe meine Texte für mich aus Spaß, aber nicht um sie in die Öffentlichkeit zu bringen. Und dann soll ich mich noch für einen entscheiden? Wir sind doch nicht in einer Kuppelshow!", sagte Emma ihn, immer noch leicht geschockt.
"Emma, nutz doch bitte einfach Mal die Chancen, die dir gegeben werden. Du hast Potential und deine Texte müssen in die Öffentlichkeit! Du schreibst kritisch und dann doch wieder lustig, sowas gibt es bisher nicht!"
Emma überlegte einen Moment und fand wieder ein Schlagendes Argument gegen das Angebot von Nico. Im Finden von Argumenten war Emma gut.
"Ja okay, aber Rapper? Ich schreibe nichts über Frauenfeindliche Sachen oder dicke Autos, das kannst du vergessen und so ist ja mittlerweile die Rapp Szene, soweit ich das beurteilen kann. Es ist einfach nicht mein Ding! Und was ist, wenn ich das wirklich annehme und mit dem Typ komm ich auf Dauer nicht klar?"
Nico atmete tief durch und versuchte seine Schwester auf seine Seite zu ziehen: "Du bist der umgänglichste Mensch, den ich kenne! Du kommst mit jedem klar und passt dich an! Und dass sich deine Kolleginnen gemobbt haben, war nur, weil sie neidisch sind auf deinen Charakter! Und Rapper meine Liebe, sind lange nicht mehr so, wie sind Mal waren! Die Gangsterrapper, die du von früher kennst, gibt es nicht mehr, das will keiner mehr hören!"
Emma suchte wieder Argumente gegen Nico's Plan und fing zarghaft an mit: "Aber,...". Er unterbrach sie: "Nichts aber, du guckst dir das morgen erstmal an und dann sehen wir weiter."
Nico's forsche Art und Weise schindete Eindruck auf Emma, sodass sie nur noch sagte: "Okay, aber zusagen tue ich noch nicht, ich gucke mir das erstmal an!"
Nico war zufrieden. Während des weiteren Essens wurde nicht viel geredet, da Emma schon wieder komplett in Gedanken versunken war. Die Aufregung die Emma in den letzten 24 Stunden hatte, wurde nicht besser.
Hoffentlich hat er nicht so Prolls eingeladen, dachte sich Emma immer wieder. Die nun folgende Nacht war sie total aufgedreht. Will sie wirklich ihre Texte an die Öffentlichkeit bringen? Das war nie ihr Ziel! An Schlaf war nicht zu denken.
Was sie wohl zu erwarten hatte?

Bitte einfach nicht wecken (Alligatoah FF) #Wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt