Kapitel Neunzehn

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KAPITEL NEUNZEHN

„Hey!“

Die unerwartet laute, hohe Stimme ließ Marlene erschrocken auf ihrem Platz auf der hölzernen Parkbank zusammenzucken. Sie hob den Kopf und ihr Blick suchte zuerst nach ihrer Tochter. Mia tapste wenige Schritte entfernt im Gras umher und auch sie hatte beim Erklingen der Stimme überrascht aufgeschaut, der Nuckel aus ihrem Mund lag nun zu ihren Füßen am Boden.

„Hey!“, kam es erneut von Marlenes linker Seite und sie wendete letztendlich den Kopf. Vor ihr stand eine Gruppe von vier jungen Mädchen, alle kaum älter als 14 Jahre, mit großen Augen und faszinierten Gesichtsausdrücken. „Du bist doch das Mädchen aus der Zeitung. Marie, oder so? Du bist Harrys neue Freundin. Kannst du uns ein Autogramm geben? Können wir ein Bild mit dir machen? Kannst du Harry sagen, dass er uns auf Twitter folgen soll?“ Das Mädchen, welches sprach, stand ein wenig vor den anderen, hatte blonde Locken und schien über die Maßen selbstbewusst. Ihre Freundinnen nickten nur aufgeregt.

Marlene war verdutzt und fühlte sich unwohl. Sie verschränkte nahezu automatisch die Arme vor der Brust und alles in ihr schrie danach, sich Mia zu greifen und abzuhauen. Doch die Mädchen hatten ihre Tochter noch nicht bemerkt und sie wollte ungern ihre Aufmerksamkeit auf Mia lenken. Auch wollte sie diesen Mädchen keine Autogramme geben und schon gar nicht Fotos mit ihnen machen.

Vielleicht war leugnen die beste Devise?

„Tut mir leid, aber ich weiß nicht wovon du sprichst? Ich kenne keinen Harry und ich war meines Wissens nach auch noch nie in irgendeiner Zeitung.“

Doch das blonde Mädchen blieb standhaft. Sie verschränkte ihre Arme ebenso wie Marlene und schaute sie trotzig an.

„Ich weiß, dass du Harrys Mädchen bist. Sugarscape hat eben neue Bilder hochgeladen, auf denen du und Harry abgebildet seid. Ihr seid gerade in seinen Range Rover gestiegen.“

„Ich weiß nicht wovon du redest. Und davon abgesehen bin ich niemandes Mädchen. Du irrst dich, ich bin nicht die Person die du glaubst die ich bin.“

Und mit diesen Worten erhob sich Marlene von der Parkbank. Sie würde sich garantiert nicht von einem Haufen Mädchen unterkriegen lassen, die nicht einmal ansatzweise ihrer Altersgruppe angehörten und regelmäßig Sugarscape-Artikel lasen.

„Wir wollen doch nur ein Autogramm“, blieb Blondie hartnäckig und kam weiter auf Marlene zu. In ihrer Hand hielt sie einen schwarzen Filzstift.

„Und ich werde dir keins geben!“, bestand Marlene und schaute sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Könnt ihr mich jetzt in Ruhe lassen?“

In diesem Augenblick begann Mia vor sich hin zu babbeln und kam mit schwankenden Schritten auf Marlene zugelaufen, die sie sofort in ihre Arme schloss und an ihre Brust drückte.

„Ist das Harrys Baby?“, fragte eines der Mädchen mit dunklen Haaren und fleckiger Haut. Ihre Stimme war leise, aber Marlene verstand sie trotzdem. „Sie hat seine Locken. Und die Grübchen, schaut mal!“ Gemurmel brach zwischen der kleinen Gruppe aus und Marlene hatte genug.

„Das ist mein Baby“, sagte sie mit harter Stimme und hoffte, dass ihre Wangen nicht rot wurden. Sie griff nach den Taschen, die sie neben der Parkbank abgestellt hatte, und hatte jede Intention, zu gehen und die Mädchen endlich zurückzulassen.

Sie war nur wenige Meter gegangen, bevor sie realisierte, dass sie keine Ahnung hatte wo sie eigentlich war und wo sie hin wollte. Ihre Laune sank schlagartig und sie verfluchte Harry Styles, weil sie es konnte und jedes Recht dazu hatte. Er hatte sie in dieses gottverdammte Dorf geschleift, nur um sie dann stehenzulassen. Seine Fans, die keine Grenzen zu kennen schienen, belästigten sie im Park und sie konnte nicht entkommen, weil sie keine Ahnung hatte, wo sie hinsollte oder wie sie jemals zurück nach London finden sollte. Nicht zu vergessen, dass sie Mias Nuckel im Gras liegen lassen hatte, und um einen Ersatz zu finden müsste sie wahrscheinlich stundenlang ihren Koffer durchkramen.

here is the deepest secret nobody knows [One Direction / Harry Styles]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt