Kapitel Fünfzehn

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KAPITEL FÜNFZEHN

Harrys Stimme klang am Telefon noch viel tiefer, als im wahren Leben. Er meldete sich zögerlich, wahrscheinlich weil er die Nummer nicht zuordnen konnte, die ihn an diesem Montagabend anrief.

Marlene schwieg. Sie hatte einen Plan gehabt, als sie die Zahlenreihe von der Serviette mit zitternden Fingern in ihr Handy getippt hatte. Aber jetzt, jetzt war ihr Kopf wie leer gefegt und die Worte verließen sie.

„Hallo?“, meldete sich Harry erneut und diesmal klang er genervt. „Ist das jemand?“

„Ja“, platzte es Marlene heraus und sie atmete tief durch. „Ich meine, hier ist Marlene“, fügte sie dann hinzu und verdammt, sie kam sich vor wie eine Vierzehnjährige, die das erste Mal mit einem Jungen sprach. Dabei war es ja nicht so, als müsste ihr vor Harry noch irgendetwas peinlich sein.

Sie hörte Harry am anderen Ende der Leitung Luft holen, bevor er wieder sprach. „Marlene. Ich bin froh, dass du anrufst. Hast du …?“

„Ja“, fiel sie ihm ins Wort. „Ja, ich habe gelesen was du geschrieben hast. Und ich“, sie lachte leise und unsicher. „Ich weiß nicht einmal, warum ich anrufe. Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Oder was du von mir willst. Ich … weiß auch nicht.“ Sie schüttelte den Kopf, wohlwissend, dass er sie nicht sehen konnte.

„Können wir uns treffen?“, war Harry einzige Erwiderung auf ihr Gestotter und sie seufzte leise.

„Ich … ich meine, ich weiß nicht. Gib mir einen guten Grund. Diese Entschuldigung übers Internet, für die ganze Welt zu sehen, das ist schön und gut. Aber … das wird nicht reichen. Noch dazu weiß ich ja nicht einmal, was du damit erreichen willst. Willst du dich nur noch einmal richtig entschuldigen? Oder willst du Mia sehen, kennen lernen? Oder willst du mir letztendlich doch nur wieder sagen, dass ich aus deinem Leben verschwinden und unsere Tochter mit mir nehmen soll? Ich habe keine Ahnung, was du mit all dem eigentlich bezweckst.“ Marlene verstummte ratlos.

„Ich will weder dir noch Mia etwas Böses. Ich will … ich will nur alles zurücknehmen, was ich jemals gesagt habe und ich will dir zeigen, dass ich kein herzloser, eingebildeter, arroganter Mistkerl bin, zumindest die meiste Zeit über nicht. Ich habe dir und Mia soviel Unrecht getan und ich erwarte nicht, dass du mir in nächster Zukunft verzeihst, aber ich will endlich anfangen, alles zwischen uns in Ordnung zu bringen. Marlene, bitte, ich möchte euch treffen und richtig sprechen und nicht alles übers Telefon klären. Auch wenn ich es nicht verdiene, bitte, gib mir eine Chance?“

Marlene biss sich so hart auf die Unterlippe, dass sie Blut schmeckte. „Du hattest Chancen, Harry“, meinte sie mit belegter Stimme und sie wusste nicht, ob sie es ihm oder nur sich selbst schwer machte.

„Ich weiß“, gab Harry zurück und seine Stimme klang nicht weniger bedrückt als ihre. Marlene war von seinem plötzlichen Verhaltenswandel vollkommen durcheinander.

„Wenn ich das mache, Harry, dann ist es wirklich das letzte Mal. Und das ist mein absoluter Ernst. Ein dummer Kommentar, ein beleidigendes Wort oder irgendetwas, das Mia auch nur im Geringsten aufregt und wir sind für immer weg. Hast du das verstanden?“ Ihre Stimme wackelte, aber sie wusste, dass Harry den Nachdruck hinter ihren Worten nur zu gut verstand. Diesmal meinte sie es mehr als ernst.

„Verstanden, Marlene. Ich werde keinen Fehler machen, ich verspreche es. Wann kann ich euch sehen?“

+++

Oh nein, oh nein, oh nein. Das war alles, was Marlene denken konnte, als sie mit Mia auf ihrem Schoß in der U-Bahn saß und zum anderen Ende der Stadt fuhr. Das war keine gute Idee, absolut ganz und gar nicht. Sie hätte sich nie auf diese Treffen einlassen sollen, aber jetzt war sie hier und soweit gekommen und shit, jetzt würde sie garantiert nicht umdrehen und rennen.

here is the deepest secret nobody knows [One Direction / Harry Styles]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt