Kapitel 12

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Nachdem Willow und Sebastian sich mit den Pferden ein paar Meter entfernt hatten, stand Viktor auf und machte sich auf den Weg über den Hof, hinüber zu dem Gebäude, in dem Luca verschwunden war. Der Unsterbliche öffnete die massive Holztür und schlüpfte in das Halbdunkel der Stallgasse. Lautlos bewegte er sich ein Stück den Gang entlang, blieb dann stehen und lauschte, bevor er Lucas Stimme folgte.

Der hatte, nachdem das Knarzen der Stalltüre seine Aufmerksamkeit eingefordert hatte, um die Ecke gelinst, aber nichts gesehen und sich wieder seiner Arbeit zugewandt. Der Junge rieb sich durch das Gesicht. Wieso knarrte diese blöde Tür, wenn niemand in den Stall gekommen war?

»Ich werde wohl verrückt«, brummte er und fuhr fort damit, Sattel- und Putzzeug der Pferde wegzuräumen. Dabei kreisten seine Gedanken weiter ununterbrochen um Viktor und hin und wieder seufzte Luca schwer.

Als alle Sachen wieder an ihrem Platz waren, schnappte der junge Mann sich einen Besen und kehrte den Dreck zusammen, den das Striegeln der Pferde und Säubern der Hufe hinterlassen hatte. Luca wollte nicht wieder nach draußen, zurück zu ihm, aber der Jugendliche wusste, dass er keine Wahl hatte und das Ganze nur herauszögerte. Am liebsten hätte er sich in einem Mausloch verkrochen.

Andererseits brannten ihm einige Fragen unter den Nägeln, die er Viktor gerne gestellt hätte und das konnte er nicht von hier aus. Er würde noch einen Moment hierbleiben und sich dann seinem Schicksal ergeben.

»So ein verdammter Mist. Ich hasse dich ...«, fluchte der Jugendliche leise, stellte den Besen weg und lehnte sich gegen eine der halbhohen Boxentüren.

»Ist das wirklich so? Hass ist ein starkes Wort.«

Wie elektrisiert fuhr Luca herum und starrte in das Halbdunkel des Stalls, aus dem sich Viktor nun auf ihn zu bewegte. Vor dem Jungen blieb der Vampir stehen und sah ihm in die blauen Augen.

»Ja, das ist so. Ich hasse dich. Du ... du bist ein Arschloch. Hast mich belogen, gefickt und dann bist du einfach abgehauen. Du Mistkerl«, rotzte er Viktor trotzig entgegen und hielt dessen Blick stand, »wahrscheinlich bist du auch noch stolz darauf, Arian.«

Der Vampir seufzte. »Nein, das bin ich nicht, aber ich hatte meine Gründe. Ich habe dich verletzt und das tut mir leid, aber darum musst du nicht ausfallend werden.«

Der Jugendliche hob den Kopf noch ein Stück höher und stolz sah er sein Gegenüber an. »Du hast mir gar nichts zu sagen, Graf Draganesti. Weißt du eigentlich, wie ich mich gefühlt habe? Und wie es mir jetzt gerade geht? Nein? Wie könntest du auch! Für dich ist das anscheinend alles ein Spiel und ich war ein netter Zeitvertreib.«

Viktor strich dem wütenden jungen Mann eine Strähne seiner blonden Haare aus dem Gesicht. »Denkst du das wirklich? Dass es für mich nur ein Spiel war? Du warst natürlich in dem Moment ein netter Zeitvertreib, aber nicht nur. Ich ...«

Doch Luca hatte genug gehört. Er schob den Adligen von sich weg und wollte den Stall verlassen, aber der Vampir hielt ihn fest und presste ihn gegen die Tür. Die dunklen Augen des Unsterblichen funkelten gefährlich. »Ich sagte, ich hatte meine Gründe. Du hast keine Ahnung, was hier auf dem Spiel steht«, knurrte er ganz nah an Lucas Mund.

»Ach ja? Was denn zum Beispiel? Dass du in der Achtung dieser oberflächlichen Bramlett-Ziege sinkst? Oder wirst du aus deinen ach so heiligen Adelskreisen ausgeschlossen, wenn die erfahren, dass du einen Kerl gebumst hast, hmm?«

»Wenn du das meinst ... Du hast ja keine Ahnung.«

»Jaaaa, das sagtest du bereits. Leg mal ne neue Platte auf. Es wird langwei...«, knurrte Luca, doch Viktors Lippen auf seinen ließen ihn verstummen.

VAMPIRES Book of Eternity I. - White BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt