Kapitel 23

172 30 11
                                    

»Ich vermute, zu trinken darf es etwas Alkoholfreies sein?« Der Butler musterte die junge Frau, die interessiert die Teller betrachtete, die er gebracht hatte. Darauf befanden sich niedliche Würstchen im Schlafrock, hübsch angerichtetes Gemüse, kleine Fleischhäppchen, Kartoffelröschen und Steakmedaillons vom Grill.

»Wie bitte?«, Willow war ganz abgelenkt gewesen, denn sie spürte erst jetzt, wie hungrig sie war.

»Darf es ein Punsch sein oder vielleicht lieber ein Kaffee?«, lächelte Sebastian.

»Oh, nein, bitte, keine Umstände. Ich bin nicht durstig. Wollen wir dann?«

Die junge Frau griff nach dem Besteck und grinste wie ein Kobold, als sie sich bediente. Der Butler merkte kaum, dass er ihr sicher einige Minuten zugesehen hatte, bis sie den Kopf hob und ihn ansah.

»Ist etwas? Habe ich was im Gesicht?«

Sebastian zuckte leicht mit der Augenbraue und verneinte leise. »Verzeihung, mir ist, als hätte ich seit einer Ewigkeit keine Frau mehr essen sehen.«

Willow lächelte und leckte sich etwas Soße vom Daumen. »Dann kommen Sie nicht oft raus, oder?«

»Nein, in der Tat.«

»Verbringen Sie Ihre Freizeit nur mit Kochen? Gehen Sie nie aus? Sie wissen schon, haben Verabredungen und so?«

»Nein«, entgegnete der Butler und schnitt sich ein Steak klein. »Ich tue mich schwer mit diesen alltäglichen Dingen. Wie eben eine Frau ... zu einem Date zu bitten. Ich habe auch kaum Gelegenheit, jemanden kennenzulernen, der in mir nicht nur den Butler eines reichen Mannes sehen. Das ist vielleicht der Nachteil an meinem Beruf.«

»Sie hängen zu viel in den falschen Kreisen herum«, antwortete die Rothaarige salopp und zwinkerte ihm zu, worauf Sebastian lachte.

»Mein Herr denkt das auch oft.«

»Warum tut er es dann? Und bringt gleichzeitig auch Sie dazu, obwohl diese Leute«, Willow sah sich verstohlen um, »Sie wie ein Möbelstück behandeln?«

»So sind eben die gesellschaftlichen Regeln. Mein Herr ist ein Geschäftsmann, er muss diese Kontakte pflegen«, antwortete der Butler sehr leise.

»Sind wohl solche Verpflichtungen, um die man nicht herum kommt, hm?«

»Genau. Ähnlich wie der Umgang mit schwierigen Pferdebesitzern.«

Sie lächelten einander an, ein stummes Einverständnis lag zwischen ihnen, das keiner weiteren Worte bedurfte.

»Puh, das war unglaublich«, nuschelte Willow nach einer Weile und wischte den Teller mit einem Stück Brot ab. »Ich bin fünf Kilo schwerer.«

Sebastian musterte sie offen, fast schon frech, und schüttelte dann den Kopf. »Schadet Ihnen nicht, Miss Bennett.«

Sie errötete leicht und schob sich eine verirrte Strähne hinter das Ohr. Allmählich ließ die zementstarke Wirkung des Haarsprays nach und ihr aufwändiges Styling verlor etwas die Fassung. Doch wirklich kümmern tat es sie nicht. Inzwischen fingen die Spangen und Nadeln in ihrer Frisur nämlich auch an, wehzutun und sie hätte sie gern herausgenommen.

Sebastian zog eine kleine Taschenuhr aus seiner Westentasche, was Willow schmunzeln ließ. Es hätte sie auch gewundert, wenn er einfach eine am Handgelenk tragen würde. Dieser Mann war so eine wunderbare Mischung aus Moderne und Vergangenheit, die es ihr nur noch schwerer machte, ihre Faszination zu verbergen.

»Was machen wir mit dem angebrochenen Abend? Irgendetwas sagt mir, dass ich meinen Herrn so schnell nicht wiedersehe ...«

Der Butler lehnte sich zurück und schürzte die Lippen. Sie waren voll und sinnlich und die junge Frau musste den Blick abwenden.

VAMPIRES Book of Eternity I. - White BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt