Kapitel 17

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»Stopp! Bleib da stehen!« Luca versuchte, seiner Stimme einen festen und entschlossenen Ton zu geben, als er die Mistgabel wie eine Waffe vor sich hielt. »Ich spieße dich damit auf.«

Und der Andere hielt tatsächlich inne, sodass der Jugendliche sich zur gegenüberliegenden Wand bewegen und das Licht einschalten konnte. Warum hatte er nicht schon längst daran gedacht? Aber sein alkoholisiertes Hirn ließ irgendwie keine logischen Schritte zu. Die Lampen gingen mit einem leisen Surren an und tauchten alles in ein fieses Neonröhrenlicht. Luca schaute wieder in die Richtung, wo er die Gestalt im Dunkeln ausgemacht hatte und brach in erleichtertes Gelächter aus. Der vermeintliche Einbrecher war Noah, der 17-jährige Sohn des Stallmeisters.

»Was tust du um die Uhrzeit noch hier? Du hast mich fast zu Tode erschreckt.«

Der dunkelhaarige Junge grinste schief. »Ich hab mich um Lady gekümmert. Die ist doch trächtig und das Fohlen kommt bald. Und heute war sie irgendwie so unruhig, da wollte ich sie nicht alleine lassen.« Er musterte Luca und fuhr dann fort: »Und was tust du hier? Warst du nicht mit Willow weg?«

Der Blonde stellte die Mistgabel zur Seite und nickte. »Ja, wir waren unterwegs. Und das ist nett, dass du dich um Lady kümmern möchtest. Aber wo willst du schlafen?« Er musste sich an der Wand abstützen, weil er merkte, dass er noch immer schwankte.

»Mach dir mal keinen Kopf. Ich komm schon klar. Bist du ... betrunken?« Noah ging auf Luca zu, blieb dicht vor ihm stehen und schnupperte an ihm. »Oh ja, das bist du. Besoffen wie tausend Mann.«

Und bevor der Blonde wusste, wie ihm geschah, machte der Andere sich an seiner Jeans zu schaffen, öffnete sie mit flinken Fingern und zog sie dann mitsamt der Boxershorts nach unten, während er selbst in die Hocke ging.

»Was ... Was machst du da?«

»Das wollte ich schon immer mal bei dir tun«, war die leise Antwort, bevor Noah Lucas beginnende Erektion zwischen die Lippen nahm.

Der Blonde lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. Er ließ es einfach zu, dass der Sohn des Stallmeisters ihm einen Blowjob verpasste – zumindest für einen Moment. Dann wurde seinem vom Alkohol benebelten Verstand klar, was er hier tat. Luca griff nach den Schultern des Jungen und zog ihn nach oben, bevor er ihn energisch von sich wegschob und seine Hosen wieder hochzog.

»Aber ...«, begann Noah und sah irritiert in die blauen Augen seines Gegenübers.

»Nein! Kein Aber! Mach so was nie wieder, klar?«, schnauzte Luca den Anderen an, bevor er sich herumdrehte und fluchtartig das Stallgebäude verließ.

In seinem Zimmer angekommen, warf er sich auf das Bett und schlug die Hände vor das Gesicht. Tränen bahnten sich ihren Weg nach oben und Luca musste heftig schlucken. Was war nur los mit ihm?

Erst die Scheiße mit der Ritzerei, dann ließ er sich volllaufen und zum guten Schluss gab er einem halben Kind nach, ihm einen zu blasen? Und alles nur aus purer Verzweiflung? Weil er Viktor so sehr vermisste, dass jeder Gedanke an ihn wehtat wie der Schnitt der Rasierklinge in Lucas Haut?

Der Jugendliche nahm die Hände wieder vom Gesicht und starrte an die Decke, ließ den Tränen jetzt freien Lauf. So konnte das nicht weitergehen. Es musste irgendeine Lösung für diese Situation geben, in der er steckte. Vor allem musste er damit aufhören, sich selbst zu zerstören.

Morgen würde er Willow und Alan Bescheid sagen, dass er mit zu dem verdammten Ball gehen würde. Und sollte Viktor dort auftauchen, dann würde er, Luca, ihm halt aus dem Weg gehen. Was hatten sie schon groß miteinander zu tun? Außer zweimal Sex gehabt zu haben, verband sie nichts. Niemand erwartete, dass sie den Abend zusammen verbringen würden. Und vielleicht kam Viktor ja auch gar nicht dorthin, vielleicht hatte er ja andere Verpflichtungen. Luca stand auf und wischte sich die Tränen von den Wangen. Sein Entschluss stand fest. Langsam zog der Jugendliche sich aus und krabbelte unter die Bettdecke. Er drehte sich auf die Seite und starrte noch eine ganze Weile vor sich hin, bis er endlich in einen unruhigen Schlaf fiel.

VAMPIRES Book of Eternity I. - White BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt