Kapitel 9

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... da stand er, weinte, brach halb zusammen und hockte schon zusammen gekauert am Boden. Ich hatte ihn noch nie so gesehen und wollte es unbedingt ändern, also ging ich zu ihm hin und wollte ihn in den Arm nehmen, er ließ sich dankbar hineinfallen und ich musste auch wieder weinen. Mit seinen Tränen kamen einfach so auch meine Tränen, ich konnte nichts dagegen machen. Während mir also die Tränen in die Augen stiegen und langsam die Wange hinunter kullerten, hockte ich am Boden einer Umkleide in der Oper und konnte mich gar nicht beruhigen. Neben mir hockte immer noch Basti und ich hielt mich an ihm fest, weil er mir normalerweise Kraft gab, mit seiner tollen, für mich inzwischen sogar schon zur Ersatzfamilie gewordenen, Familie. Doch da die jetzt nicht mehr da war, konnte er mir auch keinen Halt geben und keiner war da, um mich zu trösten. Mir ging es ziemlich schlecht und es erlöste mich Josh, er zog mich und Basti vom Boden und sagte: "Ich glaube es ist besser, wenn wir erstmal zu mir gehen."  Ich konnte nichts sagen, so überwältigt war ich immer noch von meinen Gefühlen. Ich ging einfach nur mit und konnte auch nicht mehr weinen, Ich merkte gar nichts, nicht, dass wir in Josh´s Auto stiegen, nicht, dass wir ankamen und wieder ausstiegen. Ich war wie gelähmt, mit dem denken, dem sprechen, nur das Bewegen klappte ohne irgendwelche Schwierigkeiten. Ich war wie ausgetauscht, setzte mich als wir rein kamen in meinem Zimmer, dass ich inzwischen hier hatte, auf mein Bett und starrte einfach nur in die Luft, ohne irgendwas zu machen. Ich bemerkte noch nicht mal, dass ich etwas aß, als Josh es mir hinstellte. So traurig hatte ich mich noch nie gefühlt, als Josh rein kam, sich neben mich setzte und einen Arm um mich legte, ließ ich mich kraftlos hinein fallen. Ich fühlte mich total ausgelaugt, leer und einfach nur schrecklich. In den Armen von Josh schlief ich ein, aber es war kein erholsamer Schlaf, ich wachte immer wieder auf, weil ich Lucilla und Christian vor mir sah und mir dann vorstellen musste, dass sie jetzt tot waren. In der Nacht hatte ich, immer wenn ich wach gewesen war, viel Zeit zum nachdenken gehabt und mir überlegt, dass es ganz schlau wäre ins Krankenhaus zu gehen, weil höchstwahrscheinlich Lucilla und Christian dort waren. Auch wenn es mir das Herz brechen würde, würde ich Basti nicht alleine ins Krankenhaus gehen lassen, für ihn war das alles ja noch schlimmer, als für mich. Ich überlegte auch, was jetzt wohl aus Sally werden würde, würden wir sie behalten dürfen und wenn nicht, würde sie zu einer Pflegefamilie kommen oder ins  Heim? Ich würde nicht zu lassen, dass sie ins Heim kam, Ich würde sie sogar adoptieren, wenn sie dann bei uns bleiben durfte. Am nächsten Morgen kam ich in die Küche und vor mir stand ein reichlich gedeckter Frühstückstisch, an dem schon ein völlig übermüdeter Basti und Josh saßen. Sie sahen mich an und Josh sagte: "Wir haben überlegt, dass wir gleich ins Krankenhaus fahren. Wenn du nicht mit willst musst du nicht mit." Ich sagte nichts, machte ihnen, aber mir meinem Blick klar, dass ich auf jeden Fall mitfahren würde. Ich zog die einzigen schwarzen Sachen an, die ich in Josh´s Haus fand, das waren eine schwarze Röhren-Jeans, von mir, und ein schwarzes, schmal geschnittenes T-Shirt, das Josh´s letzte Freundin hier liegen gelassen haben musste. Ich sah nicht gut aus, mit anderen Worten, echt beschissen, aber ich konnte es jetzt auch nicht ändern. Wir stiegen in das Auto von Josh und mussten zwanzig Minuten fahren, bis wir am Krankenhaus ankamen, wir stiegen aus und gingen in die Richtung des großen Eingangsportals. Wir gingen rein und hinter der Empfangstheke saß eine blond haarige, nett aussehende Krankenschwester, die uns erwartungsvoll ansah und dann fragte: "Kann ich irgendwas für euch tun?"

My best friends sisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt