Kapitel 11

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... Sie lag einfach da, hatte die Lider geschlossen und sah aus, als würde sie schlafen. Genau, sie schläft einfach, redete ich mir ein. Aber es gelang mir nicht, da aus ihrem Mund ein Schlauch an ein Gerät führte, dass sie wahrscheinlich beatmete. Ich hasste so Geräte, bei denen man sah,wie sie mit dem Patienten verbunden waren. Normalerweise ging ich dann immer und ließ alles stehen, damit ich es nicht sehen musste, wenn ein Schlauch durch den Hals des Patienten führte. Doch jetzt konnte ich nichts anderes machen, als noch halb in der Tür zu stehen und Lucilla anzustarren. Sie lag da, war leichenblass und sah nicht sonderlich lebendig aus. Außer ihr Brustkorb, der sich regelmäßig senkte und hob, bewegte sich nichts an ihr. Ich konnte nicht mehr länger nichts tun, Ich rannte aus dem Zimmer, ich stoppte erst, als ich völlig entkräftet, im zum Glück nicht all zu weit entfernten, Tanzsaal stand. Er war leer, Ich ging zur Anlage, drehte die Musik auf und tanzte, ich tanzte, als würde es um mein Leben gehen, aber das erste mal in meinem Leben hatte ich keinen Spaß am tanzen. Es war mir völlig gleichgültig und lenkte mich nur von meinem, mich überwältigenden Schmerz ab. Ich beendete meine Choreographie und merkte, dass meine Tanzlehrerin, die ich immer nur Madame nannte, in der Tür stand und mir zu schaute. Sie merkte immer, wenn etwas nicht stimmte und fragte deshalb auch jetzt: "Was ist los meine Schwan?" Sie hatte so einen tollen französischen Akzent, der sie gleich liebenswert machte, aber ich liebte sie aus einem ganz anderen Grund, nachdem ich meinen Unfall hatte, hatte sie mir den Mut gegeben weiter zu tanzen und mich zu dem gemacht, was ich jetzt war, eine Ballerina, die sogar von Starchoreographen gebucht wird Nur wegen ihr war ich schon im Sydney Opera House getanzt und nur wegen ihr hatte ich also auch Basti kennen gelernt. Also sagte ich jetzt: "Die Eltern von Basti hatten einen Autounfall, Basti´s Vater is tot und seinen Mutter liegt im Koma." Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich weinen müsste, ich glaube ich war in die Phase übergegangen, in der mir alles egal war. Sie sah mich an, als könnte sie es gar nicht fassen, es war ja auch schwer vorstellbar, wenn man die beiden noch nicht gesehen hatte. sie sagte nichts, sondern ging zur Anlage und spielte mir einen wunderschönen Song vor. Dann sagte sie: "Meine Schwan, willst du den Tanz lernen und  in der Oper mit tanzen?" Noch nie war mir eine Entscheidung so schwer gefallen. Das Lied war ein Stück aus einer Oper, die wir schon einmal getanzt hatten.

Ich stand am Rand der Bühne, sah ins Publikum und entdeckte in der ersten Reihe Lucilla und Christian, doch nirgendwo war Basti. Ich sah ihn immer an, bevor ich tanzte, es gab mir Hoffnung, Mut und Energie. Doch jetzt war er nicht da, was sollte ich nur machen. Ich hatte das Gefühl, dass ich es ohne Basti nicht schaffen würde und wurde immer unruhiger. Ich dachte: "Komm, du bist groß und schaffst es auch ohne Basti´s Hilfe, vielleicht ist er gerade kurz draussen und kommt gleich wieder oder so. Als mein Einsatz kam, lief ich auf die Bühne,  sprang an der richtigen stelle ab und landete auch wieder."Nichts kann mir passieren, ich schaffe es auch ohne Basti.", dachte ich. Dann kam die Stelle, die ich am meisten liebte, ich musste von der hinteren Eck aus Pirouetten nach vorne drehen. Ich stand schon in meiner Ecke, als ich das dachte. Meine Spitzenschuhe passten sich meinen Füßen und dem Boden an, ich schwebte über die Bühne und plötzlich knickte ich weg und lag auf dem Bühnenboden. Mein Madame stand neben der Bühne und sah mich an. Ich wollte aufstehen, weiter tanzen, aber ich konnte nicht auftreten, geschweige denn gehen oder Pirouetten drehen. ich musste vor aller Augen von den Rettungsssanitätern, die inzwischen zahlreich um mich herum standen, von der Bühne getragen werden und wurde dann mit dem Krankenwagen sofort ins Krankenhaus gebracht. Diagnose: den rechten Mittelfuß kompliziert gebrochen und das hieß eigentlich das Ende meiner Tanzkarriere. Im Krankenhaus weinte ich fast durchgängig. Aber als Madame das erste mal zu Besuch war und mir sagte: "Mein Mädschen du schaffst das, du kommst wieder auf die Beine und du wirst wieder tanzen." , da wusste ich, dass ich weiter tanzen würde und dass ich es schaffen würde, wieder ganz nach oben zu kommen. Sie hatte es seit dem immer und in jeder Situation geschafft mich aufzuheitern und mir neuen Mut zu machen.

Nur jetzt nicht, jetzt hatte ich eine Entscheidung zu fällen und es würde die schwerste meines Lebens sein...

My best friends sisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt