Beerdigung

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Es war Nacht als mein Handy klingelte, Han lag neben mir und schlief tief und fest. Ich tastete im Dunkel nach dem kleinen Ding und fand es. Mia. Ich nahm ab. „Jules!" schluchzte sie. „Mia? Mia was ist passiert?" fragte ich und sprang aus dem Bett um meinen Schatz nicht zu wecken, das was wir hatten war ernst geworden, eine richtige Beziehung.

In unserer Küche setzte ich mich an den Tisch und zwang mich die Augen nicht zu schließen. „Jules es ist schrecklich!" jammerte sie wieder. „Was ist denn los?" fragte ich diesmal energischer. „Probleme?" fragte Han der soeben, ebenfalls total verschlafen aus dem Schlafzimmer kam. Ich zuckte die Schultern. „Mia wo ist jetzt bitte das genaue Problem?" fragte ich erneut. „Sie ist tot! Letty wurde ermordet!" schrie sie in das Telefon. Ich wurde steif. In meinem Kopf war Leere. Ich dachte nicht mehr und fühlte in diesem Moment einfach nichts, das Handy rutschte mir aus der Hand und krachte auf den Boden. Han hob es auf und fragte Mia ob er richtig verstanden hatte. Dann sagte er noch, wir sind auf dem Weg. „Komm Schatz! Pack deine Sachen! Wir fahren nach LA!" sagte er und drückte mich fest an sich. Lange sagte ich einfach nichts und starrte die ganze Zeit über aus dem Fenster.

Letty war tot? Ich hatte sie mit einer Lüge verlassen, hatte mir mit Han eine schöne Zeit gemacht und sie war tot. Ich konnte viel glauben, aber das nicht. Immer wieder sah Han besorgt zu mir und alles was er sah das sich nichts veränderte. Weder mein Gesichtsausdruck noch meine Position. Irgendwann brach ich mein Schweigen. „Wir hätten sie mitnehmen sollen Han!" murmelte ich, „Mit ihr gemeinsam abhauen!" Er sah mich an, als ob er auf etwas wartete. Han wartete darauf dass ich weinen musste, doch das musste ich irgendwie nicht. Der Hass in mir war zu groß als das ich weinen könnte. Wir kamen an als in LA die Sonne unterging. Im Haus waren alle Lichter an. Han hupte und Mia sah aus dem Fenster. Ich sprang jetzt aus dem Auto und rannte auf sie zu.

Wir fielen uns in die Arme und sie weinte bitterlich. „Mia wir finden diesen zerstörten Menschen!" knirschte ich und strich über ihren Rücken. Han kam nach mir in das Haus und Mia fiel ihm um den Hals. „Ihr kennt euch?" fragte ich skeptisch und irgendwo tief in mir spürte ich das was Letty immer gefühlt hatte, Eifersucht. „Familie!" schluchzte Mia und ging einen Schritt zurück. „Morgen ist die Beerdigung!" Han und ich nickten. „Schon morgen" wiederholte ich murmelnd und sah ihn an. „Wo ist Dominic?" fragte er und sah sich nach ihm um. „Nicht hier. Ich weiß nicht wo er ist, es wäre zu riskant wenn er hier bleiben würde! Wenn er überhaupt her kommen würde! Oh verdammt!" jammerte Mia und setzte sich auf die Couch. Erst jetzt sah ich mich um und entdeckte dass Mia alle Bilder umgedreht hatte. Sie weinte bitterlich und ich konnte nicht anders als bei ihr sein. Der Hass in mir brachte mich dazu, nicht zu weinen.

„Hast du ihn bereits angerufen?" fragte ich und ahnte es bereits. „Nein. Ich kann nicht!" schluchzte sie und trank einen Schluck Tee. „Alles wird abgehört! Wie soll ich ihn denn nur erreichen?" Han kramte in seiner Tasche und holte einen Zettel hervor. „Dann nimm mein Handy und ruf hier an! Sag einfach Dominic wenn jemand ran geht!" erklärte er und gab Mia Zettel und Handy. „Was ist das Liebling?" fragte ich als Mia um die Ecke ging. „Er hat mir die Nummer gegeben, ich sollte doch auf dich aufpassen!" sagte er und lächelte mich an. „Wollt ihr mir alle erklären dass ich einen Aufpasser brauche?" fragte ich und küsste ihn. Es war wundervoll das er in diesem Moment da war und mir das Licht spendete das ich brauchte um nicht zu versinken. „Er sorgt sich nun mal um dich!" sagte er leise und küsste mein Haar. Mia kam zurück.

„Ich geh ins Bett!" japste sie und umarmte mich fest. „Gute Nacht Süße! Wenn etwas ist komm zu mir, okay!" sagte ich und wollte sie gar nicht los lassen. Dann ging sie mit einem gespielten Lächeln die Treppe nach oben. Ich setzte mich an den Küchentisch und sah mich um. Überall waren noch Dinge von Letty. Ihre Tasse stand noch schmutzig in der Spüle, ihre Jogginghose hing auf dem Wäschetrockner. „Wer macht so was?" fragte ich und sah zu Han der im Schrank nach etwas zum knabbern suchte. Er zuckte nur die Schultern und wurde langsam nervös. „Du bist schrecklich mit deinem ständigen rumgefuttere. Ganz oben sind noch M&M's!" sagte ich und stand auf. „Ich geh auch ins Bett!" Er sah mir nach und sagte nichts. Erst viel später legte er sich neben mich. „Ich liebe dich Julia!" flüsterte er und küsste meine Wange. „Ich dich auch! Jetzt schlaf!" murmelte ich und drückte mich an ihn. In meinem Kopf schwirrten tausend Dinge umher.

Liebe ist stärker als Hass..!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt