Navi

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In meinem Kopf war in diesem Moment einfach nur nichts, ich hatte abgeschaltet. Im nächsten Moment piepte etwas im Raum. „Was war das denn jetzt?" fragte ich und drückte ihn etwas von mir weg. Dom sah mich einen kurzen Moment an und griff dann nach etwas auf dem Nachtschrank. Das Navi.

„Noch 5 Stunden!" las Dom vor und sah auf die Uhr. Es war 4 Uhr Morgens. Um 9 würde das Treffen stattfinden. „Wir sollten schlafen!" murmelte ich und sah ihn an, er nickte nur und lag auch schon mit dem Rücken zu mir. Die Sache war vorbei, doch ich dachte immer weiter darüber nach. War es nur der Alkohol gewesen? Oder mehr? Natürlich war Dominic Toretto verdammt gut aussehend, aber war er mehr als mein Bruder? Die Gedanken kreisten und ließen mich nicht schlafen, Dom jedoch schnarchte bereits. Ihn interessierte es anscheinend nicht, oder es interessierte ihn, aber er war zu müde. Es war sinnlos sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Es hatte Zeit bis Han vor mit stehen würde. Mir fiel jedoch die Waffe wieder ein und ich war mir sicher dass ich heute eine brauchen würde.

Ich schlich mich aus dem Bett und merkte das der Alkohol nachgelassen hatte. Ich wählte die Nummer eines alten Freundes. „Jerry? Jerry ich bin's Jules!" sagte ich und versuchte möglichst leise zu sein. „Hast du mal auf die Uhr geguckt? Julia verdammt was ist los?" knurrte er und schnaufte. „Ich brauch etwas von dir. Jerry es geht ums Geschäft!" lockte ich ihn. „Was brauchst du?" fragte er und seine Stimme war neugierig. „Egal. Etwas Einfaches und eine kurze Unterweisung. Preis egal! Jerry beeil dich! Wir treffen uns an der Brücke!" sagte ich und legte auf. „Du hast kein bisschen geschlafen! Wo willst du hin?" fragte Dom der in der Tür stand. „Du musst schlafen Dom!" sagte ich und sah ihm in die Augen.

„Kann ich nicht, wenn ich nicht weiß was du nun schon wieder für Mist machst!" sagte er und setzte sich zu mir. „Du wusstest es die ganze Zeit nicht in der ich alleine war und ich bin mir sicher du hast gut geschlafen!" murmelte ich und schob eine kleine Verurteilung hinterher weil er mich sitzen lassen hatte. „Nein, hab ich nicht. Ich hab mir Sorgen gemacht, wie immer! Du bedeutest mir viel!" Ich schluckte und stand auf. „Ich hab einen Termin. Du gehst schlafen. Ich hab dich lieb!" sagte ich und küsste seine Glatze. „Du machst mich fertig!" sagte er nur als ich die Tür schloss. Ich bedeutete ihm viel? Wie hatte er das gemeint? Dieser Gedanke musste warten, ich ließ mir von dem rothaarigen dicklichen Jerry meinen neusten Besitz erklären. Eine Pistole, 9mm. „Mach damit keinen Scheiß! Ist das klar?" fragte Jerry und sah mich ernst an.

„Alles klar Jerry! Ich danke dir!" sagte ich und stieg in meinen Wagen. Zuhause saß Dom immer noch am Tisch. „Du bist doch verrückt!" sagte ich und ging die Treppen nach oben zu meinem Bett. „Jerry hat mich angerufen!" sagte er, als er mir folgte. Ich schüttelte nur den Kopf und legte mich ins Bett. „Du bleibst hier!" sagte Dom. „Spinnst du? Wo ist denn jetzt dein Problem?" fragte ich und setzte mich wieder auf. „Ich diskutiere nicht mit dir!" sagte er und verschränkte die Arme. „Dann fahre ich mit Brian! Aber ich lasse dich nicht allein!" Er schüttelte nur den Kopf und setzte sich auf seine Bettseite. „Du bist das verrückteste Mädchen das ich kenne!" murmelte er und legte sich dann. „Dom wir müssen jetzt schlafen!" sagte ich wieder und drehte mich zu ihm. „Müssen wir. Das wird ein harter Tag!" sagte er und schloss die Augen.

Noch einige Sekunden sah ich ihn an. Ich betrachtete jedes einzelne Detail seines Gesichtes. In Kitschfilmen hieß es in solchen Momenten man habe in das Gesicht eines Engels geblickt, doch es war das Gesicht des viel zu sympathischen Teufels. Dieser Mann hatte das aus mir herausgeholt, was in mir hätte weiter schlummern sollen. Ich legte meine Stirn an seine Brust und schlief ein. Erst das Navi selbst weckte uns. „Fahrt zum Treffpunkt. Jetzt!" gab es von sich und wir beeilten uns in die Klamotten. In der Küche schnappe ich mir noch einige Kekse und küsste Mia auf die Wange. Dann saßen wir auch schon in Dominics Wagen und klinkten das Navi ein. „Jetzt geht's los!" sagte Dom und sah mich an. Ich grinste. „Wir 2 schaffen das!" Er nickte und fuhr los. Quer durch die Stadt wurden wir geführt und hielten vor einer alten Lagerhalle.

„Letzte Chance auszusteigen!" sagte Dom und sah mir in die Augen. „Niemals!" war meine Antwort und wir fuhren hinein. Brian stand schon in der Halle, sowie die beiden anderen Fahrer. „Dann sind wir ja komplett!" rief Giselle und stakste an unserem Wagen vorbei, natürlich nicht ohne Dom schöne Augen zu machen. „Wieder nüchtern?" fragte sie schnippisch und ich ließ das Fenster hochfahren. Die Autos wurden mit einem Detektor auf Sender oder andere für ein solches Geschäft unpassende Geräte untersucht. „Die sind alle sauber!" rief ein Mann. „Dann fahrt jetzt in den LKW!" rief ein anderer. „Hey. Giselle! Ich dachte Fenix ist hier?" fragte Dom und lächelte sie an, Taktik. „Ihr seht euch am Treffpunkt! Pass auf dich auf Muskelprotz!" sagte sie und fasste ihn schon wieder an. „Ich breche dir deine Finger!" knurrte ich und sie zog ihre Hand blitzschnell weg. „Nimm sie an die Leine, deine Managerin!"

Dom lachte und fuhr in den LKW. Es war dunkel als die Tür verschlossen wurde. Die beiden fremden Fahrer waren aufgebracht, von Brian kam kein Ton und Dom war komplett entspannt. Ich stieg aus und lief zu Brians Wagen. „Hey! Danke fürs fahren heute Nacht!" sagte ich und umarmte ihn durchs Fenster. „Kein Ding. Ist bei dir alles ok Kleine?" Ich nickte und schüttelte dann doch den Kopf. „Ich weiß nicht. Irgendwas ist mit mir, aber ich weiß eben nicht was!" sagte ich und lächelte matt. Brian schmunzelte mich an und zeigte in Dominics Richtung. „Kommen jetzt langsam die Gefühle dazu ja?" fragte er. Ich zeigte ihm den Vogel. „Brian du denkst wieder Sachen! Pass auf dich auf!" Ich setzte mich wieder zu Dom und lächelte, eingeschlafen. Jede Sekunde die verging dachte ich daran was Brian gesagt hatte, es klang als würde er darauf warten, aber wieso? Die halbe Fahrt war vorbei und Dom wurde wach.

„Na Schlafmütze!" sagte ich und legte den Kopf schief. Er sah auf die Uhr und stöhnte. „Was hast du die ganze Zeit gemacht?" fragte er und setzte sich wieder richtig hin. „Nachgedacht..." sagte ich kurz und seufzte. „Über?" Ich zuckte die Schultern. „Alles?" Er nickte. Ende des Gesprächs. Er und ich starrten gemeinsam auf nichts. Einfach nur die eigenen Gedanken im Kopf, alles andere ausgeblendet. Ich dachte an Letty, daran wie hübsch sie war und dennoch diesen Hauch Männlichkeit hatte den sie brauchte um einzigartig wundervoll zu werden, kein Mädchen der Welt konnte sie ersetzen. Dann war in meinem Kopf immer noch dieses Ereignis von letzter Nacht, als sämtliche Kontrolle verloren gegangen war. Han war in meinem Kopf. Ich sah Dom an und lächelte. Er erwiderte das und nahm meine Hand.

„Ich hoffe alles geht gut!" „Klar wird alles gut! Mach dir keine Sorgen Dom!" Er legte eine Hand auf meine Wange und küsste mich. „Mach ich aber!" In mir schrieen sich etliche Emotionen an und konnten sich nicht einigen welche zuerst raus durfte. Empörung über seine Dreistigkeit, Freude über diesen Kuss, Wut über mich selbst, Angst vor Hans Reaktion und noch einige andere. Dann ging die Klappe des Trucks runter und Giselle stand vor uns, Überraschung stand in ihrem Gesicht und wenn es jetzt eh schon passiert war ergriff ich die Chance ihr eins auszuwischen und küsste jetzt ihn. „Biest!" sagte Dom und grinste. „Sowieso!" lachte ich und beobachtete wie die Bohnenstange die Ladefläche wieder verließ.

Liebe ist stärker als Hass..!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt