Tunnel

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„Wie ist der Plan?" fragte ich und stieg aus dem Wagen. Dom fuhr ihn von der Ladefläche und half mir dann herab. „Der Plan ist folgender, ihr folgt Fenix durch ein Tunnelsystem und gebt die Ladung am anderen Ende ab. Aber zuerst mal, herzlich Willkommen an der Grenze zu Mexiko!" sagt ein Mann und zeigte auf das Land vor uns. „Mexiko?" fragte Brian und wurde unruhig, dort war die Zuständigkeit seiner Polizei zu Ende, sollte er in Schwierigkeiten geraten, war er auf sich und vielleicht sogar auf mich angewiesen. „Ist eine Grenze nicht bewacht?" fragte er und zog eine Augenbraue nach oben. „Ihr müsst einfach nur Fenix folgen. Er führt euch durch den Pfad, der nicht bewacht ist! Natürlich ist dieser durch ein Zeitfenster begrenzt, also bummelt nicht!" sagte Giselle und sah immer wieder zu Dom. „Beeilung!" knurrte Fenix und setzte sich in seinen Wagen, wir taten es ihm gleich und die Koffer wurden in unsere Wagen verladen, damit ja keiner in die Versuchung kam zu schauen was es war.

„Es wird hässlich..." sagte ich und sah ihn an. „Mach dem ganzen nicht noch Komplimente!" murmelte er und ließ den Motor an. So wie Giselle sich verhielt, wusste sie dass es kein Wiedersehen geben sollte. Doch jetzt ging es los. Dom fuhr direkt hinter Fenix. „Ich schnapp ihn mir!" sagte Dom und versuchte mich anzulächeln. Ich bekam Angst, jeden Meter den wir fuhren, kamen wir näher an den Ort an dem wir anscheinend sterben sollten. Aussteigen? Jetzt nicht mehr, ich konnte nicht mehr raus und ich hätte in diesem Moment gern gekniffen. Ich war doch noch nicht so weit. „Ich passe auf dich auf!" sagte Dom als er mich ansah, „Keiner tut dir weh!" Ich nickte und sah aus dem Fenster, nun fuhren wir in die Wüste und waren genau zwischen 2 Kameras die uns entdecken und auffliegen lassen konnten. Ich spürte die Knarre in meiner Jacke, doch würde ich auch schießen können? „Und wenn es schief geht?" fragte ich und sah ihn aus Scham nicht an. „Hör jetzt auf mit dem Mist! Du bleibst bei mir und keiner kommt an dich ran!" sagte er laut.

Ich nickte und ich wusste das ich ihm helfen musste, irgendwie, ebenso Brian. Sie waren meine Familie und gehörten zu mir wie mein Herz. Ohne oder mit einem falschen ging es vielleicht eine kurze Weile, aber man brauchte sein richtiges Herz um zu leben. Brian, Dominic und Mia. „Hast du Angst?" fragte ich und versuchte Anzeichen dafür in seinem Gesicht zu finden. „Um mich? Nein. Um dich? Ja!" sagte er und sah mich an. „Oh Dominic!" seufzte ich und ließ mich im Sitz zusammenrutschen. Mein Herz schlug schnell und meine Muskeln spannten an, wir hatten die hälfte der Wüste geschafft. Der Rest und der Tunnel lagen vor uns. „Warum geraten wir eigentlich immer in solche Scheiße?" jammerte ich und schloss die Augen. „Ist es denn so Scheiße?" fragte Dom und schmunzelte. „Ich sterbe lieber so, als irgendwo alt und alleine!" Jetzt musste ich ebenfalls grinsen.

„Ich würde gerne noch ein paar Jahre leben!" sagte ich und beobachtete wie wir immer näher auf den Berg zu fuhren. „Die wirst du auch leben!" sagte er entschlossen und sah immer wieder in den Rückspiegel zu Brian, der direkt hinter uns war. Auch wenn er ihn nicht mochte, Dom machte sich auch ein paar klitze kleine Sorgen um Brian. Ein Tor öffnete sich vor uns und offenbarte den Eingang zum Tunnel. Als wir drin waren mussten sich meine Augen erst an das fehlende Licht gewöhnen. Das was ich dann sah war beeindruckend. Dieses Tunnelsystem war eigens für diese Aufgabe gebaut worden und war ein Gewirr von Abzweigen. „Irgendwie ist es schön und auch total gruselig!" sagte ich und sah zu Dom der höchst Konzentriert war. Das Tempo verlangsamte sich und wir mussten aufpassen nirgendwo anzuecken, denn das konnte bedeuten dass der Tunnel zusammenbrach und uns begrub. Diese Art zu sterben lehnte ich ab, wenn ich sterben sollte dann glücklich.

In diesem Moment war ich alles andere als glücklich, ich hatte eine schwere Krise die meinen Kopf belastete. Ein Paradies für jeden geldgeilen Psychiater. Ich wusste nicht was Dom von der Sache dachte und wollte ihn fragen, traute es mich aber nicht so recht. Würde ich ihn jetzt jedoch nicht fragen und in den nächsten paar Stunden sterben, hätte ich vielleicht irgendetwas Wichtiges verpasst. Ich sah ihn an, holte Luft und ließ es dann doch. Wollte ich es wissen? Am Ende sind da Gefühle und ich sitze zwischen 2 Stühlen? Nein, das wollte ich auch nicht. Was wollte ich eigentlich überhaupt? In diese Situation würde ich nicht einmal meine schlimmste Feindin fluchen. Positiv, Negativ. Das positive war, das ich es endlich wissen würde und das negative das wenn ich es wusste und nicht sterben würde ich es wahrscheinlich selbst tat. „Was grübelst du denn?" fragte er und schlich weiter hinter Fenix her. „Ich? Nichts!" sagte ich hastig und schüttelte den Kopf. Er nickte und grinste. „Ich mag das, wie dieses kleine Mädchen in dir arbeitet. Ich weiß was du denkst!" sagte er dann schließlich.

Ich wurde blass, ja das war das kleine Mädchen. Aber jedes andere Mädchen hätte selbst mit 70 nicht anders reagiert oder? Ich spürte wie ich rot anlief und der Drang den Wagen zu verlassen war immens. „Was ich denke? Ich denke an Mia!" sagte ich und sah ihm in die Augen. „Tust du das ja? Und du lügst mir ins Gesicht?" Dominic lachte und ich fand keinen Ausweg diesem Gespräch zu entgehen. „Wieso ausgerechnet in einem Tunnel in dem ich nicht weg kann?" fragte ich und schüttelte den Kopf. „Wo ist dein Problem? Es ist nichts passiert wofür du dich rechtfertigen müsstest. Allgemein musst du dich für nicht rechtfertigen! Lag dir denn was dran?" fragte er und drehte somit den Spieß um. Lag mir etwas dran? „Ich weiß nicht..." murmelte ich und sah auf meine Füße. „Du warst betrunken und gut ist. Keiner wird dir dafür den Kopf abreißen!" sagte er und ich wurde etwas sauer.

„Wieso geht es bei der Sache nur um mich? Dom du warst genauso dabei und du warst nicht betrunken!" sagte ich und verschränkte die Arme. „Das ist eine andere Geschichte!" sagte er und ab dann war es ruhig. Was sollte das jetzt wieder bedeuten? Nie wieder in meinem Leben würde ich mich so an ihn ketten das ich nicht weg kam, so wie jetzt. Das Ende des Tunnels kam in Aussicht. „Sag es mir jetzt Dom!" bat ich letztlich. Ich erwartete viel, aber nicht das was er jetzt sagte. „Es hat mir nichts bedeutet, es war der Moment, hab es einfach ausgenutzt!" In meinem Kopf flackerte es, das was so viele Männer nicht geschafft hatten, schaffte Dominic Toretto? „Arschloch!" knurrte ich und holte tief Luft. Er sagte nichts, sah mich nicht einmal an. Wir fuhren aus dem Tunnel und parkten auf einem Platz. „Geh so weit vom Auto weg wie möglich! Hörst du Julia? Julia das war eben Spaß!" sagte er und packte mein Gesicht.

„Spaß? Dom du hast mir glaub ich grad n Stück Herz abgebrochen!" sagte ich ganz leise. „Hör auf mich, weit weg vom Auto, bleib hinter Brian oder mir! Es wird gewaltig knallen!" sagte er und drückte den Zigarettenanzünder rein, danach schraubte er das NOS auf. „Erklär mir deinen Spaß!" forderte ich und stieg aus. „Wenn das hier vorbei ist!" sagte er und kam um das Auto herum zu mir, ebenso Brian. „Und jetzt?" fragte er und sah in ein Loch von einer Knarre. Panik war in meinem Kopf, er hatte Recht gehabt, ich hatte Recht gehabt, jetzt würde es sehr hässlich werden. Tränen traten in meine Augen und ich verspürte Hass, Hass auf diese Drogenheinis und Hass auf Dom weil er mir nicht die Wahrheit sagte, ich wusste nicht einmal meine eigene Wahrheit. 

Liebe ist stärker als Hass..!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt