Kapitel 11 - Das Wiedersehen

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P.o.V. Felicity

Ich wartete zusammen mit den Anderen einige Stunden auf Oliver.

Laurel scheint mittlerweile eingeschlafen zu sein.

John sitzt angespannt am Fenster.

Mittlerweile ist auch Lyla angekommen und streicht ihm beruhigend über den Rücken.

Ich persönlich gehe schon seit Stunden den Gang auf und ab.

Meine Füße schmerzen mittlerweile, aber ich muss mir den Stress runterlaufen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit sehe ich endlich Ärzte, die ein Bett in meine Richtung schieben. Und darauf liegt Oliver.

Mein Herz klopft als würde es jeden Moment zerspringen, meine Hände zittern, mein Kopf dröhnt.

Ich renne ihnen entgegen.

Ich sehe ihn atmen.

Ein riesiger Stein fällt mir vom Herzen. Er atmet. Ich kann es kaum glauben.

Im Nachhinein waren seine Chancen zu überleben sehr groß, aber auch wenn ich eigentlich ein Freund von Statistiken bin, konnte mich das in dieser Stresssituation nicht beruhigen.

Erleichtert laufe ich neben ihm her.

Laurel ist mittlerweile von John und Lyla geweckt worden.

Sie rollen ihn in ein Zimmer und wir stürzen alle sofort zu ihm.

Dr. Schwarz erklärt uns, dass mit Oliver alles soweit in Ordnung ist, aber es sich kontraproduktiv auf seine Genesung auswirken würde, wenn wir ihn stressen.

Mit anderen Worten: Ich werde ihm wohl vorerst nicht von der Entführung erzählen können.

Man, wie ich es hasse zu lügen, aber ich schätze, wenn er es rausfinden würde, dann würde er sofort diesen McCullough kalt machen wollen, außerdem ist die Story mit seiner doch nicht so toten Mutter und Malcolm Merlyn, noch etwas zu viel für einen Oliver, der mit Loch im Bauch Bettruhe verschrieben bekommen hat.

Also setze ich mich auf Olivers Bettkante. Noch schläft er tief und fest. Och setze mich neben Oliver und auch Laurel lässt sich auf dem Bett nieder. John und Lyla nehmen sich umherstehende Stühle und halten angespannt die Hände des jeweils anderen.

Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit reden wir über die vielen positiven Eigenschaften Olivers:

John:

"Er ist ein hervorragender Kämpfer und hat mir, einem ehemaligen Soldaten schon viel beigebracht.

Er hat mich auch oft seine Faust schmecken lassen.

Ich spüre die Beule auf meinem Kopf vom letzten Mal immer noch."

Dann reibt er sich den Kopf und verzieht übertrieben gespielt sein Gesicht.

Wir müssen alle grinsen.

"Was gibt's denn hier zu grinsen?"

Wir drehen uns um und bemerken, dass Oliver aufgewacht sein muss.

Wir fallen ihm nach einander um den Hals und unterhalten uns lange mit ihm, obwohl ich das Gefühl habe, er würde mich weniger herzlich behandeln als alle anderen.

Naja, verständlich.

Nach und nach verlassen alle das Krankenhaus um nach Hause zu gehen.

Alle außer mir.

Und natürlich Oliver.

Wir haben uns eben noch von Lyla und John verabschiedet und schon sitzen wir stumm voreinander und starren uns an.

Es ist keine angenehme Stille, sondern eine kratzige, nervige. So eine Stimmung wenn etwas Ungeklärtes im Raum ist. Und das ist das Problem.

Nach einer Weile erhebt Oliver das Wort:

"Warum warst du nicht da?"

Ich schlucke. Anscheinend werde ich puterrot.

Ich sehe die Enttäuschung in seinem Gesicht.

Ich räuspere mich und beginne dann zu antworten:

"Ich... naja..."

stottere ich,

"Ich hab es vergessen."

Ich bin mir sicher eine gute Antwort gefunden zu haben, aber allem Anschein nach war dem nicht so.

Oliver antwortet sehr unterkühlt und bittet mich zu gehen.

Plötzlich habe ich einen fetten Kloß im Hals.

Alles in mir drängt mich ihm die Wahrheit zu sagen, ehrlich mit ihm zu sein, aber ganz tief in mir weiß ich, dass es jetzt nicht geht.

Also nicke ich nur und verlasse betreten das Krankenhaus.

Zuhause angekommen liege ich noch lange wach, unfähig ein Auge zu zudrücken.

Zu sehr quält mich dieser Konflikt.

Bis zum nächsten Morgen habe ich keine Sekunde geschlafen und ich sehe auch dementsprechend aus.

Als erstes mache ich mir einen Kaffee, was soll da schon schief gehen.

Und es stimmt.

Sobald die ersten Tropfen meinen Rachen herunter fließen, breitet sich ein warmes Gefühl in meiner Magengegend aus und gleich darauf folgt ein Energieschub, der meinen ganzen Körper ausfüllt.

Den restlichen Tag verbringe ich im Versteck und räume noch ein wenig auf.

Am Abend sieht es fast wie neu aus und ich muss sagen, dass ich echt stolz auf mich bin.

Gerade als ich gehen will, betritt jemand den Raum.

Es ist John.

"Hey John! Was machst du denn um die Uhrzeit hier? Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du heute überhauptarbeiten kommst. Also ich meine ich freue mich natürlich dich zu sehen, ich hatte nur nicht damit gerechnet und..."

"Felicity!"

Ich halte inne.

"Eigentlich bin ich wegen dir hier. Ich habe dich gesucht, weil ich der Meinung bin, dass du dringend etwas mit Oliver klären musst und du weißt ganz genau was."

Der mahnende Blick in seinen Augen strahlte dennoch Besorgnis und Mitgefühl aus.

"Ich hasse es wenn ihr euch streitet!"

Ich bin es ja gewohnt, dass John Oliver und mich so oft zusammen bringen möchte wie es nur geht.

Er hat sich sogar einen "Shipping-namen" für uns ausgedacht.

'Olicity'

Wenn ich ehrlich bin gefällt er mir schon ein wenig.

Allerdings wird 'Olicity' niemals irgendwo anders als in Johns Gedanken 'real' sein.

Oh nein, so hatte ich das nicht gemeint.

(Wirklich, wirklich nicht!)

"Na gut, ich gehe dann mal nach Hause. Und ich bitte dich wirklich inständig nochmal bei Oliver vorbeizuschauen, dieser Konflikt ist weder für dich, noch für ihn, noch für mich von Vorteil. "

Ich schenke ihm ein mattes Lächeln und seine großen, braunen Augen spenden mir Trost.

Er hat Recht, dieser Streit macht mir mehr zu schaffen als ich zugeben will.

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