Yennefer folgte dem verworrenen Waldpfad, als ginge es um ihr Leben. Sie war verletzt, mehr als das, nicht nur, dass er sie betrogen hatte... Nein, er hatte es mit dieser rothaarigen Teufelin, mit dieser... dieser... Kurtisane!, in ihrem Bett getan und besaß auch noch die Dreistigkeit, ihr zu sagen es hätte nichts bedeutet, es wäre einfach so passiert! Lügner, dachte sie. Man kann nicht unabsichtlich mit jemandem schlafen... Sie wollte einfach nur weg. Wenn sie an diese rothaarige Hexe dachte, kamen ihr plötzlich tausende von Flüchen in den Sinn... Und Geralt, dieser Hundesohn...
Gerade als eine der vielen Ideen, wie sie Geralt und Triss am effektivsten schaden konnte, in ihrem Kopf Gestalt anzunehmen schien, hörte sie ein Rascheln. Eine Schwalbe, die sich vor der aufgebracht durch den Wald stürmenden Zauberin erschreckt hatte, flatterte aufgeregt davon. Beim Anblick des Vogels unwillkürlich an Ciri erinnert, ließ die Zauberin von ihren Rachegedanken ab. Sie konnte unmöglich dem Mann, den Ciri wie einen Vater liebte und der Frau, die für Ciri wie eine große Schwester war, etwas antun, außerdem hatte Rache bisher noch nie jemanden glücklich gemacht. Für den Augenblick versuchte Yennefer einfach alles zu vergessen. Doch... Es war unmöglich. Wenn sie nur daran dachte wie sich diese hinterlistige, von Geralt besessene Nymphomanin von Anfang an bei ihm angebiedert hatte, wurde sie fuchsteufelswild! Sie hatte es die ganze Zeit gewusst, wollte es aber nicht wahr haben...
Genug geflucht, dachte sie. Sie atmete tief ein und versuchte an etwas anderes zu denken, als Geralt und Triss, zusammen!
Plötzlich ließ sie sich auf einem Baumstumpf nieder und begann zu weinen. Sie wusste nicht was sie nun tun sollte, noch nie hatte die Zauberin sich so machtlos gefühlt. Eine tiefe Leere breitete sich in ihr aus, ein Gefühl, als würde sie kurz vor einem Abgrund stehen, der sie in die Tiefe zu ziehen drohte... Ihre Tränen benetzten den Waldboden. Sie begann zu zittern und ihre Sicht verschwamm. In der Ferne grollte ein kurzer Donnerschlag, von einem herannahenden Gewitter herrührend. In diesem Moment brach sie zusammen, der Abgrund riss sie zu sich hinab, und sie verlor vollkommen die Kontrolle. Sie schluchzte laut, zitterte am ganzen Körper und schrie ihren Schmerz hinaus. Die Welt schien vor ihren Augen unterzugehen, obwohl sich nicht ein Blättchen regte. Es war Windstill und dennoch tobte in ihr ein Sturm. Ohne nachzudenken, zwischen Schluchzern, schrie sie einige, zum Glück nicht wirkungsvolle, da durch ihr Schluchzen unvollständige, Flüche heraus. Es donnerte immer lauter und der Himmel wurde beinahe schwarz. Noch einmal ertönte der Donner, dann sackte sie in sich zusammen. Der erste Regentropfen, kaum erkennbar zwischen ihren Tränen, landete auf ihrem Gesicht, noch einer, und noch einer. In immer kürzer werdenden Abständen blitzte und Donnerte es. Dann brach das Gewitter los. Wie eine Sirene heulte der Sturm, während er die Bäume herumwarf, als wären sie leicht wie Grashalme. Der Regen strömte über Yennefers tränennasses Gesicht. Blitz und Donner wechselten sich ab, wie zwei um die Oberhand kämpfende Geschwister. Mitten in diesem Schauspiel der Natur, saß die Zauberin in völlige Dunkelheit getaucht, gleich einem verlorenen Kind, in einem Ozean aus Tränen. Die Bäume bogen sich gefährlich in ihre Richtung, doch es war ihr egal. Sie wollte nichts mehr fühlen, nichts denken, nicht sein.
Während des Gewitters bewegte sie sich nicht von der Stelle, saß einfach nur da, zwischen Blitz, Donner, Sturm und ächzenden Bäumen. Selbst als ihre Tränen versiegten, bewegte sie sich nicht. Sie starrte einfach nur ins Leere. Sie fühlte, wie all der Schmerz, all die Anspannung, all die Wut der vergangenen Tage, von ihr abfielen, als würde der Regen einfach alles wegwaschen. Von plötzlichem Wahnsinn gepackt, begann sie hysterisch zu Lachen, stoppte abrupt, lachte erneut und verstummte dann gänzlich. Endlich hatte sie ihre Fassung zurückgewonnen, stand vorsichtig mit zittrigen Beinen auf und versuchte den Pfad wiederzufinden.
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Vertrauen - Lass die Waffen fallen
FantasyDiese Fanfiction spielt in etwa nach der Handlung von the Witcher 3. Kurz gesagt handelt es sich um eine Fanfiktion die eine Romanze zwischen Philippa Eilhart und Yennefer von Vengerberg, sowie einige Intrigen Philippas gegen Emhir beinhaltet. Yen...