Ehrgeiz - Fluch und Segen

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Inzwischen waren einige Wochen ins Land gegangen. Während sich Philippa mit brennender Leidenschaft ihren Plänen widmete, indem sie mehr und mehr Verbündete gewann und an dem magischen Gift arbeitete, hatte die andere Zauberin angefangen sich wieder intensiv mit Genien zu beschäftigen. Ihre Versuche mehr über Philippas Aktivitäten herauszufinden hatte sie inzwischen auf Eis gelegt, da sie nichts erwähnenswertes herausgefunden hatte. Vor Jahren hatte Yennefer einmal versucht einen Luftgenius zu fangen, wobei sie Geralt kennenlernte.  Damals war der Dschinn entkommen und sie hatte nur knapp überlebt, weil Geralt seinen letzten Wunsch nutzte, um sie zu retten, indem er ihre Schicksale verband. Auch wenn ihr Macht mittlerweile nicht mehr wichtig war, ärgerte sie sich noch immer, dass dieser Dschinn ihr durch die Lappen gegangen war, einfach nur aus Prinzip. Sie war in den letzten Jahren stärker geworden und vollkommen überzeugt, dass sie es diesmal schaffen könnte. Vor allem weil sie bereits gemeinsam mit Geralt einen weiteren Luftgenius gefunden und besiegt hatte, um den Wunsch aufzuheben, den Geralt bei dem vorherigen geäußert hatte. Es gab in Philippas kleiner Privatbibliothek einige interessante Bücher über diese Geistwesen. Wo bekam die andere Zauberin nur immer diese seltenen Bücher her? Einige Exemplare davon, sollte es gar nicht mehr geben. Interessiert blätterte Yennefer in den Seiten, und notierte sich einige, ihr bisher unbekannte, Informationen. Zwischenzeitlich schweiften ihre Gedanken jedoch immer zu Philippa. Was sie wohl gerade tat? Bedauerlicherweise verriet die andere Frau ihr nie wo sie hin ging, sondern verschwand einfach. Eine ziemlich nervige Eigenart der älteren Zauberin. Die beiden Frauen hatten inzwischen ein Verhältnis, was sich wohl am ehesten als eine Affaire bezeichnen ließ, wobei beide durchaus Gefühle füreinander hatten, jedoch nicht imstande waren sich genug zu vertrauen, um eine ernstere Beziehung einzugehen. Philippa war seit sie herausgefunden hatte, dass ihre letzte Geliebte eine nilfgardische Spionin war, noch misstrauischer geworden und Yennefer hatte Geralts Betrug noch immer nicht ganz verarbeitet. Er bedeutete ihr nichts mehr, doch hatte sie ihm vertraut, und dieses Vertrauen war gebrochen worden. Sie versuchte nun keine zu starken Gefühle für die andere Frau zu entwickeln, konnte jedoch nicht verhindern, dass sie sich zunehmend, um sie sorgte. Und sie hatte wirklich Grund zur Sorge, denn auch wenn sie nicht wusste was Philippa, wenn sie Tage- oder auch Nächtelang verschwand, tat, bekam sie doch mit das etwas nicht stimmte, außerdem kannte sie die andere Frau gut genug, um zu wissen, dass diese es einfach nicht lassen konnte sich in die Politik einzumischen. Philippa hatte ebenfalls versucht die jüngere Zauberin zu überzeugen der Loge beizutreten, was Yennefer zu der Annahme brachte, dass Philippas Pläne wohl irgendetwas damit zu tun hatten. Ein wenig bewunderte sie die ältere Zauberin für ihren Ehrgeiz, gleichzeitig empfand sie diesen jedoch als furchterregend, denn er machte sie manchmal unberechenbar und brachte sie oft in Gefahr.

Philippa schüttelte mit dem Kopf. „Ich übernehme das, ihr müsst überhaupt nichts tun. wartet einfach ab und steht an meiner Seite, wenn es so weit ist". Diese Nilfgarder waren wohl ein wenig schwer von Begriff, aber sie schätzte deren Einsatzbereitschaft. Diese Leute wollten wirklich Nägel mit Köpfen machen. Einer hatte sich sogar freiwillig gemeldet, sich zu opfern, um Emhir loszuwerden, indem er ihn öffentlich angriff, doch sie musste vorsichtig sein und wollte sich lieber persönlich mit dem Kaiser befassen, außerdem wollte sie keinen großen Skandal riskieren. Ihre Taktik war nach wie vor Geheimhaltung und Hinterlistigkeit. Es war unglaublich riskant, sich mit Emhirs eigenen Leuten zu verbünden, doch sie hatte keine Wahl. Nilfgard war zu mächtig, um sich nur auf  Verbündete aus dem ehemaligen Redanien zu verlassen. Ein paar mal war sie beinahe aufgeflogen, als sie versuchte, unter den Nilfgardern, Gegner Emhirs zu finden. Sie fühlte, dass Emhir etwas ahnte, doch sie hoffte noch immer darauf, dass er vielleicht einfach glaubte sie hätte sich zurückgezogen. Nachdem alle Details geklärt waren, verließ Philippa das Kellergewölbe unter Novigrad, welches mittlerweile zum Ausgangspunkt sämtlicher Schritte geworden war. Sie hatte einen Raum dort mithilfe ihrer Magie so eingerichtet, dass er die nötige Ernsthaftigkeit für Verhandlungen ausstrahlte, außerdem bewahrte sie ihre Verträge, Beschlüsse der Loge und verschiedene Zauberbücher, sowie Zutaten und Tränke in einem, durch Magie geschützten, Hinterzimmer auf. Philippa schloss die Augen und ließ einen Moment die letzten Wochen an sich vorbei ziehen, um sich daran zu erinnern wie weit sie bereits gekommen war. Sie hatte zahlreiche Verbündete gewonnen, das magische Gift fertiggestellt und bereits einmal an einer Ratte die Wirkung getestet, sowie Informanten in Emhirs Reihen gefunden. Die Loge der Zauberinnen hatte mittlerweile ihren alten Einfluss weitestgehend zurückgewonnen und auch die Zahl der Mitglieder war gewachsen. Vor einer Woche hatte Philippa, Gräfin Mircalla kennengelernt, die ebenfalls eine Zauberin war und gute Verbindungen zu Adligen aus Skellige und Toussaint pflegte. Mircalla verwaltete einen kleinen Bereich im ehemaligen Redanien und musste ihre Magie deshalb bis zu Radovids Tod geheimhalten, da dieser in einem Anfall von Wahnsinn alle Magier und Anderlinge verbrennen wollte. Nun da Radovid aus dem Spiel war, hatte sie sich zu ihren Fähigkeiten bekannt und angefragt ob sie der Loge beitreten könne. Philippa hatte sich noch nicht entschieden. Sie konnten nicht einfach jeden aufnehmen, nur die mächtigsten Zauberinnen wurden ein Teil der Loge, mal abgesehen davon war ihr diese Mircalla ziemlich suspekt. Vor allem da sie, wie man munkelte wohl einmal ein sehr gutes Verhältnis zum Kaiser gehabt haben soll. Was wenn sie eine Spionin war?  Sie verspürte einen Stich im Herzen, als sie sich an eine gewisse andere Spionin erinnerte, der sie vertraut hatte.

Während die Zauberin darüber nachdachte, öffnete sie ein Portal zur Waldhütte.

Als Philippa aus dem Portal trat wurde sie von einer ziemlich schlecht gelaunten dunkelhaarigen Zauberin empfangen, die ihr einen kritischen Blick zuwarf. "Würde die gnädige Frau sich vielleicht dieses mal dazu herablassen mir zu erzählen wo sie war?", fragte Yennefer ungehalten.  Für einen Augenblick dachte die ältere Zauberin darüber nach ihr die Wahrheit zu sagen, doch dann erinnerte sie sich wieder, wie Cynthia alle ihre Pläne durchkreuzt und sie zum Narren gehalten hatte. Sie würde mit Sicherheit nicht ein zweites mal den Fehler begehen einer Geliebten zu sehr zu vertrauen. Es war schon riskant genug, dass sie Yennefer in der Waldhütte wohnen ließ, sie hatte bemerkt dass die jüngere Zauberin herumgeschnüffelt hatte,was ihr misstrauen zusätzlich schürte. "Mir war nur gerade nach einem kleinen Spaziergang, außerdem musste ich einiges in der Stadt erledigen. Mich würde eher interessieren was du den ganzen Tag hier machst, immerhin ist es nicht gerade aufregend alleine im Wald..", versuchte sie schnell das Gespräch von sich abzulenken.

Yennefer, die sehr wohl bemerkt hatte dass die andere Frau nicht ganz ehrlich war, wollte zunächst genauer nachfragen, entschied sich dann jedoch, dass es wohl keinen Sinn machte. Vielleicht sollte sie es doch einmal mit dem Wahrheitstrank versuchen.. Auch wenn sie Philippa für zu gerissen hielt, um auf so einen einfachen Trick hereinzufallen. "Ich habe mir einige deiner Bücher angesehen, so zum Zeitvertreib. Die über Genien sind sehr interessant..", antwortete sie auf Philippas frage. "Soso über Genien.. War da nicht mal etwas mit einem Luftgenius in Rinde? Ich habe gehört die Stadt liegt immer noch in Trümmern. Hast du vor den Wald ein wenig umzugestalten?", antwortete Philippa mit einem höhnischen Lächeln. Etwas beleidigt sah Yennefer sie an, "Ja, Ich habe vor erneut zu versuchen einen Dschinn zu fangen, aber dieses mal wird es mir gelingen, und hätte Geralt nicht dazwischengefunkt, wäre der Versuch in Rinde auch nicht fehlgeschlagen. Dieser verfluchte Hexer bringt aber auch nur unordnung!". "Ich wollte dich nicht beleidigen Liebling, Ich habe nie an deinen Fähigkeiten gezweifelt." , sagte Philippa in einem für ihre Verhältnisse ungewöhnlich sanften Tonfall, als sie sich neben der anderen Zauberin auf dem Boden niederließ und sie in die Arme Schloss. Yennefer, die immer noch ein wenig beleidigt war, wollte zunächst protestieren, entspannte sich dann aber doch, sie konnte Philippa einfach nicht lange böse sein, auch wenn sie nach wie vor nicht verstand, warum die andere Zauberin noch immer Geheimnisse vor ihr hatte..

Vertrauen - Lass die Waffen fallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt