Weg 2 - das Siegel

51 0 0
                                    

Für einen Augenblick war es still. Das Schweigen war geradezu erdrückend und die angespannte Atmosphäre stand zwischen ihnen. Philippa schien sich wieder ein wenig zu fassen. Sie war schockiert über sich selbst. Die jüngere Frau brachte sie dazu, die Kontrolle zu verlieren und sich Dinge einzugestehen, mehr noch, diese laut auszusprechen, über die sie vorher nie wirklich nachgedacht hatte. Sie fühlte sich plötzlich so verloren, wie noch nie zuvor. Vor allem, als ihr klar wurde, dass sie Yennefer auf keinen Fall verlieren wollte. Es machte ihr Angst, denn sie hatte seit langem nicht mehr zugelassen, dass ihr jemand so nahe kommt. Nicht mehr seit.. Sie schüttelte den Kopf, wie um eine Erinnerung, an ein längst vergangenes Leben zu vertreiben. „Es tut mit leid.", sagte sie plötzlich. "Ich wollte nicht so grob werden. Natürlich will ich dich dabei haben, aber du weißt wie Riskant dieses Spiel um Macht ist. Ich befürchte ich..". Sie brach ab. "Ich habe Angst.. Versprich mir, dass du auf dich aufpasst. Egal wie du dich entscheidest.". Verblüfft sah die schwarzhaarige Frau sie an. Hatte sie sich verhört? Philippa Eilhart hatte sich entschuldigt?! Sie geriet kurz in Versuchung einen bissigen Kommentar fallen zu lassen, sah dann jedoch in den Augen der anderen Frau, eine bisher unbekannte Verletzlichkeit und verkniff sich ihre Kommentare. Sie dachte kurz nach. Ihr wurde klar, dass es nur zwei Möglichkeiten gab: Die andere Frau mit ihrem an Wahnsinn grenzenden Ehrgeiz alleine zurücklassen oder akzeptieren, wie sie ist und ihr beistehen. Sie hatte sich entschieden. Ohne ein weiteres Wort ging sie auf Philippa zu und nahm sie in den Arm. "Ich werde dich nicht verlassen. Wir werden Emhir gemeinsam stürzen Phil.". Einen Augenblick lang standen sie einfach nur so da. Sie lösten sich kurz voneinander. Philippa blickte in Yennefers Veilchenblaue Augen. „Ich.. Ich liebe dich Yennefer. Yen..". Sie las die Antwort in Yennefers Augen, noch bevor sich deren Lippen sanft auf ihre legten. „Ich liebe dich auch.", flüsterte die dunkelhaarige Zauberin. Sie vergaßen alles um sich herum und verschmolzen miteinander. In diesem Augenblick zählte nur das jetzt. Ihre Küsse wurden leidenschaftlicher und sie ließen sich fallen, verloren sich gänzlich in der Berührung der anderen. Gleichzeitig schien es als würden sie etwas wiederfinden, was sie schon lange verloren geglaubt hatten. Vertrauen..

Am nächsten Tag beriet Philippa sich mit der anderen Zauberin über ihre weitere Vorgehensweise. Verbündete hatte sie genug. Sie würden sie von allen Seiten unterstützen, sobald Emhir das zeitliche gesegnet hatte. Es blieb also nicht mehr viel zu tun. Sie musste nur noch den Giftzauber wirken und abwarten. Die schwarzhaarige Frau kam nun nocheinmal auf den Dschinn zurück. „Phil, auch auf die Gefahr hin dich wieder zu verstimmen. Würdest du mir nun erzählen, was du über den Luftgenius weißt?", fragte sie vorsichtig. Die andere Frau seufzte. Sie schien nicht glücklich darüber zu sein, nun doch nicht um diese Geschichte herumzukommen.

Ohne ein weiteres Wort verschwand sie in der Vorratskammer. Die jüngere Frau hörte wie sie einen Zauber murmelte und folgte ihr. Sie sah wie sich eine zuvor nicht sichtbare, winzige Tür öffnete. Dahinter befand sich ein kleines Kästchen. Die ältere Zauberin schloss es auf und reichte es ihr Wortlos. Yennefer öffnete es und fand darin das Siegel des Dschinns. Überrascht sah sie die andere Frau an. „Das musst du mir jetzt erklären Phil."

Vertrauen - Lass die Waffen fallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt