Weg 2 - der Dschinn

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„Und ich soll dir wirklich nicht behilflich sein? Gemeinsam hat der Dschinn gegen uns keine Chance.", versuchte Philippa nun schon zum zehnten Male die jüngere Frau zu überzeugen sich helfen zu lassen. Die schwarzhaarige Zauberin schüttelte vehement mit dem Kopf. „Ich habe das im Griff! Hätte Geralt nicht beim ersten mal dazwischengefunkt, würde ich bereits einen Luftgenius besitzen!" Nun war es die andere Zauberin, die mit dem Kopf schüttelte und nur kommentierte: „Stolz wie eh und je, aber wenn irgendetwas aus dem Ruder läuft greife ich ein, so viel steht fest." Yennefer hörte ihr ohnehin nicht mehr zu. Sie war bereits dabei einen Schutzkreis zu ziehen. Das Siegel des Dschinns hatte sie in der Mitte  platziert. Sie hatte sich für dieses Ritual eine ruhige Waldlichtung Nahe beim kühlen Bach, ausgesucht. Das Wasser plätscherte beruhigend. Würde es sich nicht um einen Luftgenius, sondern um einen Wassergenius, einen sogenannten Marid, handeln, wäre das natürlich Irrsinn gewesen. Das wäre, als würde man dem gegnerischen Heer bei einer Schlacht die Waffen spendieren. Doch ein Dschinn konnte mit Wasser nicht allzu viel anstellen. Yennefer holte noch einmal tief Luft, dann begann sie damit den Dschinn herbeizurufen. Die ältere Zauberin sah ihr zu und verwünschte die Situation. Sie hasste es tatenlos herumzustehen und nur zu warten, dass etwas passierte. Gelangweilt ließ sie sich auf einem Baumstumpf in der Nähe nieder. Ein plötzliches Krachen, aus Richtung des Siegels, zeigte an dass sich etwas tat, dann war es jedoch wieder still. Noch einmal murmelte die schwarzhaarige Zauberin die Worte. Nichts. Sie versuchte es erneut, dieses mal eindringlicher. Wieder nichts.

Sie war kurz davor zu glauben es handele sich bei dem Siegel um eine Fälschung, als plötzlich, mit lautem Getöse, der Luftgenius erschien, außer sich vor Wut. Die lange Gefangenschaft hatte ihm wohl nicht gefallen, noch weniger das jemand ihn nun wieder seinem Willen unterwerfen wollte. Das war zu erwarten. Beinahe bedauerte Philippa die arme Kreatur, niemals frei, gezwungen für alle Zeiten zu dienen. Doch so war das Leben. Niemand konnte sich sein Schicksal aussuchen und mit Sensibilität kam man ohnehin nicht weit. Schon gar nicht in der mittelalterlichen Politik. Man musste Opfer bringen, wenn man etwas verändern wollte. Der Genius begann nun wütend einen Sturm zu entfachen und versuchte die Zauberin in ihrem Schutzkreis mit umherfliegenden Steinen zu erschlagen, traf jedoch nie, da sie zuvor eine magische Barriere um sich herum aufgebaut hatte. Yennefer murmelte erneut einen Zauber und ein Käfig aus Licht warf sich über den Luftgeist. Er brüllte wütend auf und wehrte sich gegen die Fesseln. Die Zauberin konzentrierte sich nun darauf die Fessel des Dschinns an einen mitgebrachten Onyx zu binden. Zuerst wollte sie eine ganz normale Kugel aus Bergkristall nutzen, fand dann jedoch dass ein wenig Extravaganz sehr wohl angebracht war und hatte sich für den Onyx entschieden. Sie nahm den Stein in die Hand und spürte seine bereits natürlich vorhandene Energie, mit der sie sich verband und die sie nun ebenfalls nutzte, um den Zauber zu intensivieren. Sie begann die Worte leise vor sich hin zu murmeln, wie in Trance und wurde immer lauter. Sie versuchte das wütende Toben des Dschinns zu ignorieren. Beinahe hatte sie es geschafft. Plötzlich jedoch änderte der Genius seine Taktik und griff nicht mehr sie an, sondern die andere Frau, die noch immer in einiger Entfernung auf einem Baumstumpf saß. Ein Ast krachte über ihr zusammen, die ältere Zauberin, die darauf nicht gefasst war, denn sie hatte eher Geschosse von vorne erwartet, stieß einen erschrockenen Schrei aus und viel zu Boden.

Yennefer drehte sich daraufhin erschrocken um. Die andere Frau war nicht verletzt. Sie stand bereits wieder auf und formte nun ebenfalls eine magische Barriere um sich, während sie weitere Geschosse abwehrte. Dieser kurze Moment der Unachtsamkeit seitens der schwarzhaarigen Frau, hatte jedoch gereicht. Der Dschinn befreite sich mit einem Ächzen von den Fesseln. Mit einem wütenden Aufschrei griff er die erschrockene Zauberin nun mit mehr Intensität als zuvor an. Auf der gesamten Lichtung wirbelten Blätter, Steine und Äste wild umher. Gerade als das tobende Ungeheuer dabei war Yennefers Barriere zu durchbrechen und sich auf sie zu stürzen, griff endlich Philippa ein und setzte den Dschinn erneut magisch gefangen. Damit war es jedoch noch nicht getan. Der Luftgenius hatte nun einmal die Freiheit gekostet und wehrte sich jetzt umso entschlossener. Für eine Zauberin allein war es nun unmöglich ihn im Zaum zu halten. Philippa trat nun neben Yennefer und nahm ihre linke Hand. Sie verbanden ihre Magie. Es war ein berauschendes Gefühl. Gemeinsam brachten sie den Genius unter Kontrolle. Die Welt schien unterzugehen und zugleich neu zu erwachen. Und tatsächlich herrschte auf der Waldlichtung eine rechte Weltuntergangsstimmung. Sie sprachen gemeinsam den Zauber, der den Dschinn an den Onyx band und es war als würden sie auf eine ganz neue Weise eins werden, während sie so ihre Magie teilten. Dann war es geschafft. Der Sturm legte sich. Die Lichtung lag im Chaos, doch es war still. Sie hatten geschafft, was nur wenige Magier vor ihnen vollbracht hatten. Sie hatten einen Dschinn gebändigt. Sie sahen sich zufrieden an und ließen sich erschöpft ins Gras fallen.

Vertrauen - Lass die Waffen fallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt