der nächste Schritt

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Yennefer, betrachtete Philippa, die eingeschlafen war, obwohl es mitten am Tag war. Vermutlich hatten der misslungene Zauber und gewisse andere Aktivitäten, sie doch ziemlich erschöpft.  Die jüngere Zauberin hatte Philippa noch nie mit gelöstem Haar gesehen. Sie trug trug ihr Haar stets in zwei streng geflochtenen Zöpfen, die Yennefer nun beiläufig gelöst hatte. Schlafend sah die ältere Zauberin aufeinmal so verletzlich aus, was bei dieser Frau selten vorkam. Sanft strich Yennefer ihr über die Wange, wodurch die andere Frau erwachte und sie ein wenig benommen ansah. Für einen Augenblick lagen sie einfach nur so da und sahen sich in die Augen. Dann erhob Philippa sich und verschwand, unter dem Vorwand noch einige wichtige Angelegenheiten regeln zu müssen. Yennefer stand nun ebenfalls auf. Sie hatte ebenfalls noch etwas vor. Diese ganze Geheimniskrämerei ging ihr wahnsinnig auf die Nerven, weshalb sie beschlossen hatte, herauszufinden was Philippa plante. Denn eines stand fest, irgendetwas war da im Busch. Die Zauberin fühlte es in ihren Fingerspitzen. Es entging ihr nie, wenn jemand etwas vor ihr verheimlichte, immerhin war sie selbst nicht gerade ein offenes Buch. Sie steuerte zunächst den Kreis aus Kräutern an, den Philippa für den Zauber genutzt hatte und untersuchte diesen genauer.

Soweit nichts ungewöhnliches. Normale Küchenkräuter. Sie ging weiter zu dem Buch, welches sie zuvor beinahe am Kopf getroffen hätte. Ebenfalls nichts ungewöhnliches, ein Buch über Kräuter, aber was hatte sie erwartet? Dass Philippa Eilhart, die Königin der Intrigen, ein potenziell verräterisches Buch einfach so herumliegen lassen würde? Natürlich nicht. Sie kannte Philippa besser. Die Zauberin entschied sich die Sache anders anzugehen. Sie erinnerte sich an einen Zaubertrank, der redselig machte.. Wenn sie es irgendwie schaffen würde ihn Philippa einzuflösen.. Vermutlich würde die ältere Zauberin es sofort merken, der Trank hatte einen ziemlich eigenwilligen Geschmack. Man müsste den Geschmack irgendwie überdecken...

Während Yennefer darüber nachdachte, war Philippa mit einem Portal nach Novigrad gereist, um dort einige Gegner Emhirs zu treffen. Novigrad gehörte nach Radovids Tod auch zu Emhirs Herrschaftsgebiet, weshalb sie darauf hoffte einen Teil der novigrader Bevölkerung, die dem neuen Herrscher nicht gerade wohlgesinnt war, für ihre Sache zu gewinnen. Es hatten sich bereits einige Untergrundbewegungen gebildet, die im verborgenen gegen Emhir arbeiteten. Es gab da natürlich die offensichtlichen Rebellen , die ganz offen gegen den Kaiser von Nilfgard wetterten und rohe Gewalt, durchdachten Ränken vorzogen, was natürlich nur dazu führte, dass besagte Gruppe sich merklich verkleinerte, denn Emhir duldete keine Unruhestifter, die seinen Thron angriffen. Ebenfalls erwähnenswert, waren einige Einzelpersonen, die wie man munkelte bereits Assessinen angeheuert hatten um den Kaiser loszuwerden, welche jedoch meist spurlos verschwanden. Dann gab es auch noch die etwas raffinierter vorgehenden Gruppen, die heimlich Leute um sich scharrten, komplizierte Pläne austüftelten, und Emhir immer wieder kleinere Steine in den Weg legten. Letztere dachten immerhin bereits ernsthaft darüber nach wie sie Emhir stürzen und den Norden befreien könnten. Interessanterweise hatte sich jedoch keine dieser Gruppen Gedanken gemacht, wer das Machtvakuum nach Emhirs „Verschwinden" füllen würde. Hier trat nun Philippa auf den Plan, sie hatte vor diese Leute durch eine mitreißende Rede für sich zu gewinnen, um sich ihre Unterstützung zu sichern. Dazu hatte sie einige Kontakte spielen lassen, um so viele Mitglieder der Untergrundbewegungen, wie möglich in einem alten Kellergewölbe zu versammeln. Sie hatte nicht vor einen öffentlichen Aufstand anzuzetteln. Ihre Vorgehensweise war subtiler und gerissener, von roher Gewalt erhoffte sie sich keinen Erfolg. Mit Emhir würde sie schon allein fertig werden. Dafür gab es Mittel und Wege. Sie würde sich nicht auf irgendeinen angeheuerten Auftragsmörder verlassen. Gift wirkte effektiver. Glücklicherweise kannte sie sich in der Materie ein wenig aus, außerdem hatte sie ein sehr interessantes Buch dazu gefunden. Jedenfalls war sie davon überzeugt, dass kein Auftragsmörder Emhir erreichen konnte, dazu war dieser zu gut bewacht. Gift hingegen fand seine Wege auch durch verschlossene Türen, insbesondere magisches Gift.. Unglücklicherweise war der erste Versuch es herzustellen fatal schief gelaufen, aber sie würde es wieder versuchen. So schnell gab sie nicht auf. Nunja immerhin war sie so einer gewissen dunkelhaarigen Dame näher gekommen. Sehnsüchtig lächelnd erinnerte sie sich für einen Augenblick an den Ausdruck in Yennefers Augen, das Funkeln der Leidenschaft, ihre süßen Seufzer, als sie sich in ihren Armen verlor.. Sie schüttelte den Kopf über ihre plötzliche Anwandlung von Sentimentalität. Also, ihr Plan sah vor, nachdem Emhir verblichen war, seinen Platz einzunehmen und die Loge der Zauberinnen zur führenden Macht in Nilfgard und den nördlichen Königreichen zu machen. Sie hatte vor endlich eine Gesellschaft zu erschaffen, in der Wohlstand und Frieden herrschten und alle gleichberechtigt wären. In der Anderlinge nicht mehr verachtet wurden und jeder sich frei entfalten könne. Ebendas vermittelte sie auch in ihrer Rede den Gegnern Emhirs. Welche  teilweise skeptisch blickten, da sie eine Frau und Zauberin war, teilweise aber auch hoffnungsvoll. Sie fühlte, dass sie es schaffen konnte. Diesmal würden ihre Pläne gelingen..

Vertrauen - Lass die Waffen fallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt