Arm in Arm gingen sie durch den bereits finsteren Wald. Sie hatten kaum bemerkt, wie es dunkel geworden war. Die Bäume warfen dunkle Schatten auf den Weg und trotz der noch andauernden gemütlichen Abendstimmung, machte sich langsam ein ungutes Gefühl in ihnen breit. Es schien als würde sie jemand oder etwas verfolgen, als würden sie beobachtet. In den Büschen raschelte es unheimlich. Neben Philippa ertönte ein Knacken. sie zuckte erschrocken zusammen. Nur ein Vogel. Nichts bedrohliches. Lächerlich, tadelte sie sich selbst. Ich bin eine Zauberin, fast nichts hier im Wald, kann mir etwas anhaben. Trotzdem zog sie Yennefer unwillkürlich näher an sich. Auch die jüngere Frau hatte plötzlich ein merkwürdiges Gefühl, nicht nur weil sie die Angespanntheit der anderen Zauberin spürte. Eher eine Vorahnung. Als würde jeden Moment etwas Schlimmes passieren. Sie beschloss das Gefühl zu ignorieren. „Hast du diesen Schatten gesehen?", fragte die ältere Frau plötzlich. „Das ist albern Phil, ich wüsste nicht was dort sein sollte. Vielleicht nur ein verirrter Waldtroll. Und selbst wenn es ein Waldschrat wäre, wir sind zu zweit und verfügen beide über Magie! Was ist auf einmal mit dir los? Du bist nur ein wenig paranoid, wegen der seltsamen Frau vorhin. Ich sage dir noch einmal, das war nichts! Sie hat uns nicht verfolgt. Sie ist nur zufällig in die selbe Richtung gelaufen.", versuchte Yennefer sie zu beruhigen, wobei sie nicht sicher war, ob sie sich selbst oder die andere Frau mit ihren Worten überzeugen wollte. „Hat sie dich nicht auch irgendwie.. An irgendjemanden erinnert?", fragte die ältere Zauberin, immer noch angespannt. „Nein, nicht wirklich. Lass uns das einfach vergessen. Hier ist nichts bedrohliches.", schloss die schwarzhaarige Zauberin das Gespräch. Schweigend gingen sie weiter. Der Weg zog sich scheinbar unendlich hin. Der Wind war stärker geworden. Sein Pfeifen sang ein furchteinflößendes Lied von vergessenen Zeiten, von den Leichen die unter diesen Wurzeln begraben lagen und den Kriegen, die das Land verwüstet hatten. Der Mond war hinter einer Wolke verschwunden, sodass sie völlig im Dunkeln tappten. Eine Geste Philippas ließ ein magisches Licht erscheinen, welches ihnen den Weg beleuchtete, doch die merkwürdige Angespanntheit blieb. Das Rauschen der Bäume, wurde unerträglich. Alles in ihrer Umgebung schien ihnen etwas zuzuflüstern. Vorsicht! Da tauchte endlich in der ferne die Waldhütte auf. Erleichtert atmeten die Beiden auf. Diese Hütte schien ihnen in diesem Moment, wie ein sicherer Hafen, ein Licht in der Dunkelheit. Unbewusst begannen sie ihre Schritte zu beschleunigen. Endlich erreichten sie die Hütte. Sie versuchten das ungute Gefühl zu vergessen, welches sie zuvor befallen hatte, doch es gelang nicht so recht, auch wenn keine von ihnen bereit war das zuzugeben.
Philippa war bereits zu Bett gegangen, doch schlafen konnte sie nicht wirklich. Irgendetwas hielt sie wach, unter anderem auch tausend Gedanken an ihre Intrigen und wie sie es am besten bewerkstelligen würde, Mircalla aus dem Weg zu räumen. Diese kleine Hexe war ihr wirklich ein Dorn im Auge. Nebenbei schlich sich auch immer wieder die Sorge an, diese hinterhältige Katze könnte erneut versuchen, sie über ihre Schwachstelle, ihre Gefühle für Yennefer, anzugreifen. Die jüngere Zauberin war noch auf und las irgendwelche Manuskripte über Flüche. Wozu, wusste Philippa auch nicht. Vermutlich hatte sie schon eine Idee, wie sie gegen Mircalla vorgehen könnten. Die ältere Zauberin liebte den Einfallsreichtum und die Gerissenheit der jüngeren Frau.
Ein wenig später hörte sie, wie die andere Frau die laut knarzende Holztreppe hinaufstieg.
Sie zog sich ihr weißes Nachthemd an und gesellte sich zu Philippa ins Bett, schmiegte sich an sie. Die ältere Frau schloss sie liebevoll, und ein wenig Besitzergreifend in die Arme und atmete den Duft von Flieder und Stachelbeeren ein. Eine zarte Hand legte sich in Philippas. Nach einer Weile fielen ihr nun doch die Augen zu und auch Yennefer begann langsam einzuschlafen.
Philippa schreckte aus dem Schlaf hoch. Etwas hatte sie geweckt. Da war ein ungewöhnliches Kratzen. Es kam aus dem Erdgeschoss der Hütte. Wie von einem Tier. Seltsam. Ein kalter Schauder kroch erneut ihren Rücken hinauf. Sie ignorierte das ungute Gefühl, welches sich wieder anschlich. Mit einem Blick auf Yennefer sah sie, dass diese immer noch schlief. Die schwarzhaarige Frau war wirklich zuckersüß, wenn sie schlief. Immerhin konnte sie im Schlaf nicht mit ihr Streiten oder etwas nach ihr werfen. Sie wirkte schlafend so unschuldig und harmlos. Philippa lächelte, strich ihr sanft über den Rücken, stand auf und stieg langsam die Treppe hinab, darauf bedacht keine lauten Geräusche zu machen. Das Kratzen kam von draußen. Etwas oder jemand machte sich an der Tür zu schaffen. Sollte sie die Tür wirklich öffnen? „Das ist lächerlich! Ich werde mich nicht vor einer unbekannten Bedrohung verkriechen. Ich finde jetzt heraus was da draußen ist!", sagte sie entschlossen zu sich selbst und öffnete die Tür. Da war nichts. „Eigenartig!", dachte sie bei sich. Sie richtete den Blick auf den Boden und fand dort eine Katze. Verwirrt lachte sie über sich selbst. Sie hatte sich vor einer Katze gefürchtet. Plötzlich jedoch dämmerte es ihr, doch da hatte sich die Katze schon an ihr vorbei geschlichen und menschliche Gestalt angenommen. Ein Dolch drückte sich von hinten an Philippas Rippen und eine Hand hielt sie fest, krallte sich in ihre Haut. „Nun du wolltest ja nicht hören. Wir hätten verhandeln können, stattdessen hast du dein Liebchen befreit und mir damit offiziell den Kampf angesagt. Vielleicht hätte ich euch in Frieden ziehen lassen, wenn du meine Forderungen erfüllt hättest. Jetzt ist Schluss mit den Spielchen! Du erzählst mir jetzt genau, was du vorhast. Und wenn ich merke, dass du irgendwelche Zauber versuchst, steche ich zu. Ich werde deine Pläne irgendwie für mich nutzen. Emhir ist Tod! Er verstarb vor einigen Stunden. Ich wollte ihn ohnehin los werden. Du hast ihn vergiftet oder?!", stellte Mircalla fest. „Was bringt dich zu dieser Annahme? Man erzählt er litt an einer seltenen Krankheit.", versuchte die ältere Zauberin dem Gespräch auszuweichen. „Oh nur so eine Vermutung. Beweise habe ich bedauernswerter Weise nicht, aber ich beschatte dich und die Loge schon eine ganze Weile und weiß von einigen eurer Intrigen, sowie eurem Plan die Herrschaft zu übernehmen. Zunächst im Auftrag unseres ach so geliebten, nun verblichenen Kaisers, möge er in Frieden vor sich hin gammeln, dann jedoch entschied ich eigene Pläne zu verfolgen. Also hast du ihn vergiftet?!", fragte sie noch einmal. „Wenn es so wäre, was ich nicht bestätigen kann, würde ich das wohl nicht verraten und da du, wie du sagst, ohnehin keine Beweise hast, solltest du wohl lieber aufhören Vermutungen anzustellen. Wäre es nicht auch möglich, dass du ihn vergiftet hast, wenn du ihn, wie du bereits zugegeben hast, loswerden wolltest?", antwortete Philippa, genauestens auf ihre Wortwahl bedacht. Jedes falsche Wort, konnte gegen sie verwendet werden. Mord an einem Monarchen war kein Kavaliersdelikt. Sie wusste nicht, wie das Volk darauf reagieren würde und sie und die Loge hatten sich dessen Vertrauen mühsam erarbeitet. „Ach jetzt gib es schon zu. Was hast du noch zu verlieren. Der Dolch an deinem Rücken ist kein Spielzeug!", entfuhr es der nun wütenden jungen Zauberin. Die ältere Frau grinste maliziös. Sie hatte die Katzendame richtig eingeschätzt. Noch furchtbar jung und impulsiv, leicht aus der Fassung zu bringen, politisch also keine Bedrohung, wäre da nur nicht der verdammte Dolch an ihrem Rücken. Zu sehr sollte sie die junge Frau also wohl doch nicht gegen sich aufbringen, wenn sie hier heil herauskommen wollte. „Ach ich habe genug von diesem Spielchen. Ich brauche dich und deine Pläne nicht und sollte dich endlich beseitigen!", bemerkte Mircalla plötzlich. Sie war schon dabei zuzustechen. Philippa schloss die Augen und versuchte, wenig hoffnungvoll, sich mit einem Zauber zu retten, während sie sich auf den Stoß vorbereitete..
Ein plötzlicher Windzug. Sie wurde zur Seite gestoßen. Ein keuchender laut. Sie öffnete die Augen. Mircalla lag am Boden. Blitze zuckten durch ihren Körper und sie krümmte sich zusammen, bevor sie endgültig verstummte. Yennefer, die Quelle der Blitze, stand einige Meter entfernt, das Gesicht schmerzverzerrt. Plötzlich fiel sie zu Boden. Panisch rannte Philippa zur ihr und sah die Wunde an ihrem Bauch, aus der das Blut unaufhaltsam hervorquoll. Die Katzendame hatte mit letzter Kraft den Dolch nach der Zauberin geworfen. Die Augen der schwarzhaarigen Frau fielen zu. „Ich liebe d...", sagte sie mit ersterbender Stimme. „Nein! Verdammt tu mir das nicht an!", schrie die andere Frau außer sich. Sie legte die Hände auf die Wunde und sprach einen Zauber. Die Blutung stoppte. Die Wunde schloss sich. Doch von Yennefer kam kein Lebenszeichen. Philippa fühlte ihren Puls. Ihr Herz schlug unregelmäßig. Immer langsamer. Stille..
Verzweifelt versuchte es die ältere Zauberin mit einem Wiederbelebungszauber, mit dem sie schon oft Menschen oder andere Wesen vor dem Tod bewahrt hatte. Nichts. Die alles verschlingende Stille legte sich, wie ein schwerer Mantel, über den Raum und nahm ihr die Luft zum Atmen. Sie schüttelte die andere Frau und begann bitterlich zu weinen. Versuchte es mit einem anderen Zauber. „Ich flehe dich an. Yen. Yennefer! Verlass mich nicht! Komm zu mir zurück!", schrie sie erneut in ihrer Hilflosigkeit, bevor sie zusammensackte und herzzerreißend schluchzte, die andere Frau noch immer umklammert.
Plötzlich begannen Yennefers Lider zu Flattern. Eine zittrige Hand Strich über Philippas Wange und fing eine Träne auf. „Was ist denn los? Ich wusste nicht, dass Mircalla dir so wichtig war.", bemerkte die schwarzhaarige Zauberin matt lächelnd. Philippas Schluchzen brach ab. Zunächst realisierte sie nicht, was geschehen war, sah die jüngere Frau nur verdattert an. Dann rannen ihr plötzlich wieder Tränen über die Wangen, vor Erleichterung. Sie umarmte die andere Frau, küsste sie innig, wie eine ertrinkende, als wollte sie sich vergewissern, dass sie noch da war. Eine Weile lagen sie einfach nur erschöpft auf dem Boden. Die Zeit schien still zu stehen. Niemand sagte etwas. Plötzlich sagte Philippa: „Ich gebe meine Ränke auf. Soll die Loge sich darum kümmern. Ich mache das jetzt schon seit 800 Jahren. Es reicht.". Sie stand auf und hielt der jüngeren Frau, deren Gesichtsfarbe langsam wieder einen gesunden Ton annahm, die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Yennefer, noch immer auf dem Boden sitzend, sah sie überrascht und ein wenig skeptisch an. „Du gibst deine Pläne einfach so auf? Woher der Sinneswandel? Du warst doch so entschlossen. Was wenn du mir in ein paar Jahren vorwirfst, ich hätte dich von deinen Zielen abgebracht?", sagte sie zweifelnd. „Dich fast zu verlieren hat mir gezeigt, was mir wirklich wichtig ist und vor allem, dass ich, wenn ich ständig vor jedem Schatten auf der Hut sein muss, niemals glücklich und frei sein werde. Diesen Ort lassen wir hinter uns. Was hältst du davon die Welt zu bereisen? Zwanglos. Ohne irgendwelche Intrigen zu schmieden. Geld habe ich in 900 Lebensjahren genug, für weitere 900, angespart. Und danach lassen wir uns irgendwo nieder, wo es uns gefällt. Ich liebe dich..
Ich entscheide mich für dich und nicht für meine Pläne. Es fühlt sich an, als wäre das seit langem meine erste richtige Entscheidung.", antwortete die ältere Zauberin mit belegter Stimme. In ihren Augen glitzerten noch immer Tränen. Die jüngere Frau die nicht genau wusste, was sie darauf antworten sollte, nickte nur stumm und ergriff ihre Hand, um sich aufhelfen zu lassen. „Ich liebe dich auch.", sagte sie und gab Philippa einen gefühlvollen Kuss, in den sie all ihre Emotionen legte. „Lass uns hier verschwinden", bemerkte sie. „Bist du sicher, dass du dich nicht vorher etwas ausruhen willst?", fragte die andere Frau besorgt. „Das kann ich auch noch an einem anderen Ort. Wir lassen Mircalla einfach hier liegen und gehen fort. Der Loge kannst du magisch eine Nachricht hinterlassen,dass du dich zur Ruhe setzt. Ich weiß wohin ich zuerst will. In Toussaint besitze ich ein kleines Häuschen am Meer. Lass uns gehen.", antwortete die schwarzhaarige Frau. Die andere Zauberin öffnete ein Portal. Die Beine der jüngeren Zauberin zitterten noch ein wenig und Philippa stützte sie, als es so aussah, als würde sie wieder einknicken. Gemeinsam gingen sie in ihre neue Zukunft. Eine Zukunft ohne Intrigen und Machtspielchen. Sie bereisten eine Weile das Land und kehrten dann zurück nach Toussaint, in das Haus am Meer. Sie hatten ihr Zuhause und ihren Frieden gefunden. Nach einer langen Reise, waren sie endlich angekommen..
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Vertrauen - Lass die Waffen fallen
FantasyDiese Fanfiction spielt in etwa nach der Handlung von the Witcher 3. Kurz gesagt handelt es sich um eine Fanfiktion die eine Romanze zwischen Philippa Eilhart und Yennefer von Vengerberg, sowie einige Intrigen Philippas gegen Emhir beinhaltet. Yen...