Weg 2 - der Kaiser ist tot..

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Liebe Leute, liebe Leute hört her!

Was sich zugetragen erzähle ich,

glaubt mir interessieren wird es euch

sehr!

So hört denn meine Worte.

Der Kaiser ist tot.

Im ganzen Land herrschten schon lang Elend, Hunger und Not.

Doch nun ohne Kaiser was soll da werden.

Eine seltene Krankheit suchte ihn heim, so musste er sterben.

Ich der Herold vom nördlichen Meer,

bringe euch diese Kunde

Keine Nachfolger hinterließ er!

Überall im Land ging die Nachricht um. Zuerst waren es nur Gerüchte. Bald hörte man von allen Seiten die Neuigkeit. „Emhir ist tot!" An einer unerforschten Krankheit verstorben. Er hatte keine Nachfolger hinterlassen, da seine Tochter Ciri vor Jahren verstarb und er ansonsten kaum nähere Verwandte hatte. Natürlich war Ciri noch am Leben, doch das wusste nur ein kleiner Kreis von Personen, denen sie vertraute, da sie vor Jahren ihren Tod vorgetäuscht hatte, um als Hexerin leben zu können, anstatt Emhir auf den Thron zu folgen. Man munkelte zwar hier und da, bei der bekannten aschblonden Hexerin, die schon viele Bestien erlegt haben soll, handele es sich um Emhirs Tochter, doch nachweisen konnte das niemand. Das Fehlen geeigneter Thronfolger stellte das Reich vor ein großes Problem. Wer sollte nun die Regentschaft übernehmen? Das Reich brauchte einen Kaiser. Es begann bereits ein Kampf um die Krone und die Banditen schienen zu glauben nun, da es niemanden gab, der sich um die Gesetze, sowie deren Einhaltung  kümmerte, tun und lassen zu können, was sie wollen. Emhirs Beraterin Keira Metz regelte im Moment alle wichtigen Angelegenheiten, doch eine Frau, und noch dazu eine Zauberin, die regierte? Das konnte nicht gut sein. Das Volk fürchtete sich vor dem, was kommen würde, doch das Volk hatte in den Angelegenheiten der Herrscher ohnehin nichts zu sagen. Die Adeligen waren die, die darüber entschieden, wie es weitergehen würde. Es gingen Gerüchte um, dass die Loge ebenfalls im Kampf um den Thron verwickelt war, an deren Spitze die gefürchtete und mächtige Zauberin Philippa Eilhart stand..

Aufgeregt tauchte Fringila plötzlich in der Hütte auf. „Philippa! Emhir ist tod! Es ist an der Zeit, dass wir handeln. Der Adel unterstützt uns größtenteils. Wir stehen kurz vor dem Sieg. Du musst sofort zur Beratung erscheinen!". „Das weiß ich bereits. Ich habe meine Quellen. Was ist mit Keira? Hat sie genügend einflussreiche Verbündete, um uns gefährlich zu werden?", antwortete die ältere Zauberin ruhig. „Das besprechen wir später, sei einfach in einer halben Stunde in unserem Verhandlungsraum unter Novigrad.", antwortete die andere Zauberin, bevor sie wieder verschwand, um die Neuigkeit auch den anderen mitzuteilen.

Philippa machte sich sofort auf den Weg in die Katakomben Novigrads. Sie konnte sich nicht dorthin teleportieren, da dort die Magie durch einen Zauber blockiert wurde, um Eindringlinge und magische Lauscher aufzuhalten.

Dort waren bereits alle versammelt und redeten durcheinander. Als Philippa eintrat wurde es jedoch automatisch ruhiger, da die Zauberin etwas autoritäres ausstrahlte und alle Respekt vor ihr hatten, nicht nur wegen ihres hohen Alters. „Wie ist die Lage im Reich? Habt ihr euch bereits mit dem Adel in Verbindung gesetzt?", eröffnete sie die Besprechung. „Unsere Verbündeten Adeligen sind informiert. Das Volk ist aufgebracht. Keira versucht alle auf ihre Seite zu ziehen, aber die meisten würden noch eher uns vertrauen, als ihr. Es gibt einen entfernten Verwandten des verstorbenen Kaisers, der glaubt irgendeinen Anspruch auf den Thron zu haben, aber der dürfte eigentlich kein Problem werden, ein bedeutungsloser leicht verwirrter älterer Mann. Es wird wohl eine Abstimmung stattfinden. Jedes mächtige Adelsgeschlecht hat eine Stimme. Alle die glauben einen geeigneten und würdigen Ersatz für den Kaiser darzustellen, sollen sich auf der Burg einfinden. Dort wird dann abgestimmt. Du wirst, wie geplant die Loge vertreten und für uns alle sprechen. Wenn man dich gewählt hat, wirst du auch weiterhin nach außen unsere Stimme sein. ", erklärte Margerita. „Hervoragend, der Adel ist weitestgehend auf unserer Seite, das dürfte kein Problem werden. Was ist mit Keira?", bemerkte Philippa. „Sie hat sicherlich einige Verbündete, aber bei weitem nicht genug. Nur der Dschinn könnte ein Problem werden. Sie könnte versuchen die Macht mit Gewalt an sich zu reißen, falls es nicht anders geht.", antwortete Sheala. „Damit werden wir uns befassen, wenn es so weit ist. Also gut, dann sollten wir uns umgehend zur Burg begeben. Gibt es sonst noch etwas zu klären?", fragte Philippa in die Runde. Alle schüttelten mit dem Kopf. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Emhirs ehemaligem Herrschaftssitz.

Nach und nach trafen die Adelshäuser, beziehungsweise deren Boten oder Vertreter ein. Die meisten davon waren gute Bekannte von Mitgliedern der Loge. Auch Keira war anwesend. Mit den anderen Zauberinnen, ihren ehemaligen Verbündeten hatte sie bisher kein Wort gewechselt. Die Abstimmung zu organisieren, stellte sich als schwieriger heraus als gedacht, da es bei den  vielen Anwesenden fast unmöglich war den Überblick zu behalten und keiner so Richtig das Kommando übernahm. Alle redeten durcheinander. Jeder hatte irgendetwas zu sagen.  Es brachen Schlägereien los. Es begann harmlos. Ein unbedeutender Adeliger erlaubte es sich, das Wort zu ergreifen. Ein anderer rief dazwischen. Ein Streit brach zwischen den beiden aus. Weitere stiegen mit ein. Schon begannen alle durcheinander zu schreien, dann kam es zu Handgreiflichkeiten. Schließlich brach das Chaos los. Geschrei. Herumfliegende Gegenstände. Schlägereien. Eine Einigung war nicht abzusehen. Plötzlich ein lautes Quietschen. Alles erstarrte. Alle blickten zu der Quelle des seltsamen Geräusches. Keira! Sie hatte den Dschinn gerufen. „Ihr werdet jetzt alle brav eure Sachen packen und gehen. Es ist nicht nötig einen Nachfolger zu wählen! Ich war Emhirs engste Vertraute! Er hätte gewollt, dass ich seinen Platz einnehme.", rief sie selbstsicher in die Menge. Niemand wagte es, etwas zu sagen. Alle starrten nur auf den Luftgenius. Jeder wusste welche Macht Magier durch ein solches Wesen erlangten. „Falls ihr euch widersetzt, werde ich euch zeigen, was es bedeutet sich gegen mich zu stellen. Ich kann diesen ganzen Saal mit einem Fingerzucken leer fegen!", sprach sie nun aus, was alle erwartet hatten. Im Saal herrschte plötzlich Totenstille. Einige traten bereits den Rückzug an, andere standen noch unsicher in der Gegend herum. Nun ergriff Philippa das Wort. „Wer sagt, dass das nicht alles leere Drohungen sind? Lasst euch von ihr nicht einschüchtern! Wollen wir wirklich eine Herrscherin, die uns erpresst, die versucht durch Drohungen ihre Stellung zu sichern?! Die Loge würde dem Reich einen Neuanfang garantieren. Eine neue Chance. Eine Chance auf anhaltenden Frieden und Wohlstand. Wer sagt das Keira das auch kann? Stimmt für mich, stimmt für die Loge und wir werden die Ordnung wieder herstellen, mehr noch, eine neue Ordnung erschaffen!". „Was sollen wir denn tun, uns mit der Macht eines Dschinns messen?! So Lebensmüde ist hier keiner!", ertönte es aus einer Ecke des Saales. Zustimmende Rufe. Erneut wurde es laut. Immer mehr Adelige verließen den Saal. Das lief gar nicht wie geplant. Die Zauberinnen der Loge tauschten ratlose Blicke aus. Was sollten sie tun? Vorerst hatten sie ebenfalls keine andere Wahl, als zu gehen, doch es war noch nicht vorbei! Das Spiel hatte gerade erst begonnen!

Yennefer hatte ebenfalls von Emhirs Tod gehört. Sie spürte, dass es Probleme geben würde, schon allein wegen Keira und dem Dschinn. Einige Tage zuvor hatte sie den Auftrag, auf den sie am Anschlagbrett gestoßen war, angenommen und erfolgreich erledigt. Dafür dass sich das Ganze, als ziemlich einfach herausstellte, war sie reichlich entlohnt worden. Die Zauberin hatte nun genug Geld, um ein paar Monate durchzukommen. Im Übrigen war sie auch dabei an alte Kontakte wieder anzuknüpfen, doch im Moment langweilte sie sich ein wenig. Aus diesem Grund und weil sie ahnte dass Keira noch Probleme bereiten würde, bei denen jede Unterstützung gebraucht wurde, dachte sie tatsächlich darüber nach, wieder Mitglied der Loge zu werden, trotz ihrer Differenzen mit Philippa.

Vertrauen - Lass die Waffen fallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt