„Also, kann ich dir sonst noch irgendwie behilflich sein bei deinen Plänen?", fragte Yennefer die ältere Zauberin. Philippa schüttelte nur den Kopf. Die beiden Zauberinnen hatten den ganzen Tag damit verbracht mögliche Schritte, und deren Konsequenzen durchzugehen. Sie waren zu dem Ergebnis gekommen, dass das magische Gift wohl wirklich die schnellste und einfachste Methode war, Emhir zu beseitigen. Philippa hatte mittlerweile genügend Verbündete in- und außerhalb Nilfgards, um nach Emhirs Tod, die Herrschaft für sich und die Loge zu beanspruchen, aber es konnte trotzdem nie Schaden diese Beziehungen zu erweitern.. „Da wäre doch noch etwas.", bemerkte Philippa nachdenklich. „Du hast nicht zufällig noch Beziehungen zu den Adeligen in Toussaint? Ich habe gehört Geralt soll dort gute Hexerdienste geleistet haben..". Yennefer schüttelte mit dem Kopf, und versuchte die Erinnerungen an die Zeit mit Geralt in Toussaint zu ignorieren, die ihr in den Kopf schossen. Erstaunlicherweise, taten ihr diese Erinnerungen jedoch mittlerweile nicht mehr so weh. Er war ein Teil ihres Lebens, aber Vergangenheit. Sie hatte damit abgeschlossen, Philippa war die Zukunft, und dass nichtmal nur in romantischer Hinsicht. Philippa hatte ihr Interesse an der Politik wieder geweckt. Die Ideen der älteren Zauberin und ihre Vorstellung von einem vereinten Magierstaat, in dem alle gleiche Rechte hatten, faszinierten Yennefer. Sie wollte ein Teil davon sein und war fest entschlossen die andere Frau zu unterstützen, wo sie nur konnte. Es war allerdings nicht nur das. In Philippa hat sie zum ersten mal seit langem wieder eine Person gefunden, der sie vertraute, so absurd es auch war, der wahrscheinlich hinterhältigsten Zauberin, die sie kannte zu vertrauen. Aus irgendeinem Grund bestand zwischen den beiden eine ungewöhnliche Verbindung, vielleicht weil die beiden Frauen sich im Grunde sehr ähnlich waren und nun hatten sie ein gemeinsames Ziel. Lächelnd betrachtete die dunkelhaarige Zauberin die Gesichtszüge der anderen. Diese Lippen hatten schon so viele Lügen ausgesprochen, ein Nicken dieses wunderschönen Kopfes so viele Opfer gefordert, diese zauberhaften Hände hatten höchstpersönlich Radovids Ende besiegelt. Ja sie wusste, dass man dieser Frau nicht trauen konnte und doch konnte sie sich der ganz eigenen Magie langsam stärker werdender Gefühle nicht entwinden, aber es war ihr egal. Es war ohnehin zu spät.. Also hatte sie beschlossen sich einfach fallen zu lassen und der anderen Frau zu vertrauen.
Philippa hing im selben Moment ähnlichen Gedanken nach, da sie der anderen Zauberen jedoch einige Jahrhunderte voraus hatte, betrachtete sie ihre eigenen Gefühle im Allgemeinen nüchterner. „Ersteinmal abwarten wie sich das Ganze entwickelt. Vor allem gilt es, mich nicht durch meine Gefühle von meinen Zielen ablenken zu lassen.", schloss sie diese Gedankengänge ab.
„Also gut, wenn wir alles geklärt haben, suche ich jetzt die Kerker von Novigrad auf. Dort werde ich nun Möglichkeiten suchen das Gift einmal an Menschen zu testen, bevor ich den endgültigen Schritt wage. Vielleicht finde ich ja einige Bettler oder Verbrecher, die dürften genügen. Letzten Endes sind wir biologisch alle gleich. Gift tötet einen König, genauso wie einen Bettler..", sagte Philippa kalt. Ein Schaudern lief Yennefer bei diesen Worten über den Rücken, wobei sie sich wieder erinnerte wie kalt und berechnend, die ältere Frau sein konnte. Sie selbst war auch nicht gerade ein Unschuldsengel, doch selbst ihr jagte diese Seite von Philippa ein wenig Angst ein.
Die ältere Zauberin öffnete ein Portal, nickte Yennefer noch kurz zu und verschwand dann.
Die dunkelhaarige Frau blieb allein in der Hütte zurück und überlegte was sie, während sie auf die Rückkehr der anderen Frau wartete tun könnte.. Vielleicht nocheinmal die Bücher über Genien ansehen. Es fehlte eigentlich nur noch eines. Könnte ein Genius vielleicht sogar irgendwie bei Philippas Plan behilflich sein? Einen Genius zu besitzen, wäre auf jeden Fall ein Symbol von Macht. Eine Zauberin im Besitz eines Genius erhielt durch ihn schier unmögliche Kräfte, wurde also fast unbesiegbar. So könnte sie die andere Frau verteidigen, falls jemand vor hatte gegen sie zu rebellieren. Doch zunächst müsste sie erst einmal einen Genius finden. Es war ja nicht so, dass es diese Wesen wie Sand am Meer gab. Genien wurden von Jahr zu Jahr seltener.
Gelangweilt blätterte sie die Seiten des Buches um. Man kann Genien den vier Elementen zuordnen, es gibt insgesamt vier Arten von Genien: „Die Feuergenien, genannt Ifrits; die Erdgenien, auch D'ao genannt, ebenso Luftgenien, bekannt als Djinns, sowie Wassergenien, genannt Marids. Gelangt ein Magier, dessen Magie auf einem der vier Elemente basiert, in den Besitz eines Genius, so kann er dessen Energie nutzen...".
Nichts neues, in diesen Büchern fanden sich nur Fakten, die der Zauberin bereits bekannt waren.
Desinteressiert legte sie das Buch zur Seite und ließ ihre Gedanken schweifen. Ein plötzlicher Windstoß blätterte die Seiten um. Ein Bild von einem Wald fesselte die Zauberin, genauer gesagt die Hütte auf dem Bild. Diese kam ihr gelinde gesagt äußerst bekannt vor. Es war ebendiese Hütte in der sie sich befand. Erstaunt begann sie den Text unter dem Bild zu lesen. „An dieser Stelle wurde das Siegel des mächtigen Djinns, welchen wohl der Zauberer Drakonus Merlin der Zweite einst gebändigt hatte, zuletzt gesehen, bevor es spurlos verschwand. Die Anwohner munkeln, es soll sich nun im Besitz der Waldgeister befinden. Die örtliche Dorfhexe Alaya betrachtete diese Annahme jedoch als Humbug und war der Meinung, dass es sich um einen gewöhnlichen Waldschrat handele. Einige Zeit später verschwand sie auf ungewöhnliche Weise und wurde nie wieder gesehen. Man erzählte sich, sie hatte sich wohl auf die Suche nach dem Siegel gemacht und die Waldgeister erzürnt.". „Interessant.", sagte die Zauberin zu sich selbst. Sie wunderte sich ziemlich über den ungewöhnlichen Zufall, dass Philippa genau hier Quartier bezogen hatte und dann auch noch dieses Buch besaß. War das Ganze eventuell gar kein Zufall? Hatte die andere Zauberin vielleicht sogar geplant, die jüngere Frau in die Waldhütte zu locken, um den Djinn mit ihrer Hilfe zu beschwören? Was wenn sie den Zauber, den Yennefer gewirkt hatte, um aus dem Wald herauszufinden, sabotiert hatte, um sie genau hierher zu führen? Das würde erklären warum die Zauberin ausgerechnet bei Philippa gelandet war.. Waren die Gefühle der älteren Frau dann überhaupt echt, oder hatte sie ihr die ganze Zeit etwas vorgemacht? Und ihre eigenen Gefühle? Was wenn die andere Zauberin irgendeinen Liebeszauber gewirkt hatte? Das alte Misstrauen der dunkelhaarigen Frau kehrte zurück und sie begann nervös hin und her zu laufen. Doch es ergab keinen Sinn. Philippa konnte unmöglich wissen, dass sie sich genau zu dem Zeitpunkt in ihrer Nähe befand und zudem noch einen Wegfindungszauber wirkte. Auch Geralts Betrug hatte nichts mit Philippa zu tun. Die gerissene Zauberin war zu vielem Fähig und zweifellos begabt in der Magie, aber eine Situation so zu beeinflussen überstieg selbst Philippas Fähigkeiten. Außerdem war Yennefer überzeugt, dass ein lächerlicher Liebeszauber keine Wirkung auf sie hatte. Sie war gegen die Zauber anderer Magier immun, egal wie mächtig diese waren. Vermutlich war es tatsächlich ein sehr merkwürdiger Zufall oder die ältere Zauberin hatte ihr doch nicht alles über ihre Pläne verraten..
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Vertrauen - Lass die Waffen fallen
FantasiDiese Fanfiction spielt in etwa nach der Handlung von the Witcher 3. Kurz gesagt handelt es sich um eine Fanfiktion die eine Romanze zwischen Philippa Eilhart und Yennefer von Vengerberg, sowie einige Intrigen Philippas gegen Emhir beinhaltet. Yen...