Weg 2 - um unserer Freundschaft willen..

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„Yennefer, bitte lass mich doch erklären. Du wirst mich doch nicht verfluchen oder?", versuchte Triss bestürzt die andere Zauberin zu besänftigen, bevor diese überhaupt ein Wort gesagt hatte. Die Zauberin war mit einem Gesicht, als wollte sie jemanden ermorden, in Triss' Haus in gestürmt, worauf Triss sofort begonnen hatte sich zu entschuldigen und zu versuchen, sie zu beruhigen. „Ich hätte schon Lust dazu gehabt, aber ich kann dir nicht ewig grollen.", antwortete die schwarzhaarige Frau, worauf Triss einen erleichterten Seufzer ausstieß. „Was machst hier?", fragte sie neugierig. „Glaub nicht ich hätte dir vergeben und alles wäre wieder wie vorher, aber ich werde es, um unserer Freundschaft willen versuchen. Für den Anfang könntest du mich oben in der Dachkammer dieses Hauses wohnen lassen, denn ich finde du schuldest mir etwas. Ich habe zur Zeit keine Unterkunft und bin knapp bei Kasse. Natürlich könnte ich in Geralts Landhaus ziehen, aber da kriegen mich keine zehn Striegen wieder hin.", erklärte Yennefer, womit sie der eigentlichen Frage, wieso sie plötzlich bei Triss auftauchte, gekonnt auswich. Mit dieser Verräterin wollte sie wirklich nicht über Philippa reden. Die rothaarige Frau nickte und wies mit einer Handbewegung nach oben. „Richte dich ruhig im Gästezimmer ein. Ich habe zur Zeit keinen Besuch. Und.. Ähm... Geralt ist auch nicht hier. Es tut mir wirklich...". „Spar dir deine Entschuldigungen! Ich will es nicht hören! Nichts davon!", unterbrach die andere Frau sie, bevor sie nach oben abrauschte.

Gelangweilt blätterte Triss die Seiten ihres Zauberbuches um, während sie noch einen Schluck von dem Gebräu aus gerösteten Wurzeln nahm, welches sie des Morgens zu trinken pflegte. Sie hatte die andere Frau, die halbe Nacht im Zimmer auf und ab gehen hören, wobei sie hin und wieder zu fluchen begann. Von Zeit zu Zeit schien sie auch irgendetwas gegen die Wand zu werfen oder es wurde plötzlich ganz still. Die rothaarige Zauberin fragte sich wirklich, was ihre ehemals beste Freundin, außer der Sache mit ihr und Geralt, die nun schon Monate her war, so aufgewühlt hatte. Jemand kam die Treppe heruntergepoltert. „Immer noch wütend?", fragte Triss belustigt, aber auch ein wenig ängstlich. Yennefer konnte wirklich furchteinflößend sein, wenn sie mit dem falschen Fuß aufgestanden war. „Ja, aber weniger auf dich. Belassen wir es dabei..", antwortete Yennefer und setzte sich unaufgefordert mit an den Tisch, um sich eine Tasse von dem Getränk einzuschenken. „Wie immer die Höflichkeit in Person..", bemerkte Triss, so leise dass die andere Frau es nicht hören konnte. Vielleicht wollte sie es auch nicht hören. „Wirst du mir nun erzählen, wo du Monatelang gewesen bist? Ich habe gehört man hat dich wohl mit Philippa gesehen. Hast du vor wieder der Loge beizutreten?", fragte die rothaarige Frau nun neugierig. „Erwähne bloß nicht diese Furie in meiner Gegenwart, wenn dir unsere Freundschaft, oder besser das, was davon übrig ist, noch etwas bedeutet!", kam es wütend zurück. Triss zuckte bei dem harschen Tonfall erschrocken zusammen, doch nun war ihre Neugierde wirklich geweckt. Fürs erste nickte sie jedoch und wechselte das Thema. „Was hältst du davon, mir heute zur Hand zu gehen, wenn du schon einmal hier bist? Du könntest ein paar Kräuter sammeln, die ich zur Behandlung meiner Patienten brauche.", sagte sie beiläufig. Eigentlich konnte sie das auch selbst erledigen, doch sie wollte Yennefer wenigstens Tagsüber aus dem Haus bekommen, so lange diese sich so merkwürdig aufführte. „Sehe ich aus, als wäre ich dein Helferlein?", erwiderte die schwarzhaarige Frau beleidigt. „Ich werde mich in der Stadt nach Arbeit für Zauberinnen umsehen. Ich bin heute Abend zurück.", erklärte sie, bevor sie aufstand und ging. Triss schüttelte nur mit dem Kopf und widmete sich wieder ihrem Zauberbuch.

Die ganze Nacht hatte Philippa darüber nachgedacht, was als nächstes zu tun war, wobei sie versuchte jegliche Gedanken an Yennefer zu unterbinden. Ihre Informanten, sie dankte den Göttern, dass Keira nicht ihre einzige Vebündete in Emhirs Reihen war, hatten ihr bereits mitgeteilt, dass es mit dem Kaiser zu Ende ging. Sie hatte alles geplant. Sobald er aus dem Weg war, würde sie mit der Loge, als rettende letzte Hoffnung, für ein am Machtvakuum zerfallendes Land, erscheinen. Die Loge würde die Geschicke des Landes leiten und Nilfgard mit dem Norden vereinen. Nie wieder würden Magier oder Anderlinge verfolgt werden, unter ihrer Herrschaft würde sie einen starken, vereinten Magierstaat erschaffen, in dem alle gleich waren. Doch nun da Keira den Dschinn hatte, konnte alles zusammenbrechen. Sollte die blonde Zauberin herausfinden, wie sie den Dschinn an sich binden könne, wäre sie beinahe unantastbar. Das wäre eine Katastrophe! Augenblicklich stand Philippa nun auf, um sich zu einem Treffen mit der Loge zu begeben. Sie mussten beraten, was als nächstes zu tun sei.

Vertrauen - Lass die Waffen fallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt