Sinan blieb weiterhin ruhig, doch sein Körper arbeitete auf Hochtouren. Immer wieder verlor er das Bewusstsein und wandelte auf einem schmalen Grad zwischen Leben und Tod. Doch es hatte auch Vorteile, denn die Stille tat in den Ohren gut und erlaubte es mir mich endlich konzentrieren zu können. Ich schaffte es mich der kleinen Schuppe zuwenden zu können. Ich weiß nicht, was ich mir erhoffte zu finden, doch ich durfte nichts unversucht lassen. Vielleicht gibt es ja doch etwas, das Kyle übersehen hatte. Irgendwas musste uns doch einen Hinweis geben, woraus die Schuppen gemacht wurden. Das Irgendwas könnte aber auch nur unter einem Mikroskop deutlich werden... Ich seufzte bei dem Gedanken und konnte Kyles Hass auf diese Zeit wieder nachvollziehen. Nicht mal ein Narkosegerät oder Lachgas stand uns zur Verfügung. Aber selbst wenn wir eins hätten, würde es uns nichts ohne Beatmungsmaschinen bringen. "Fari... Er... Ich kenne ihn schon länger", fing auf einmal Sinan an zu sprechen und durchschnitt mit seiner kratzigen Stimme die Stille. Ich drehte mich ein wenig zu ihm hin, fing seinen Blick ein, welcher es gerade so schaffte mich zu fixieren. "Er gehörte zu den Männern... die... die...", er stockte, wollte nicht weiter sprechen und ich spürte seine schwachen Blicke auf den beiden Wachen. War es ihm unangenehm? Obwohl er so offen mit Tarim darüber reden konnte?
Allerdings hatte ich auch keinen Grund, sie weiterhin hier zu behalten. Hinterher konnte ich sie erneut herein rufen, falls Sinan vom nächsten Schwall erfasst wird. Mit einem Winken schickte ich sie hinfort. Kyle zog sich auch in den hinteren Teil des Zimmer zurück, forschte in der Hoffnung etwas Ähnliches wie Antibiotika herstellen zu können weiter an seinen Tränken. "Rede", wandte ich mich an meinen Diener, der kaum Kraft hatte seine Augen offen zu halten. "Er gehörte zu den Wachen, welche hier arbeiteten. Er hat schon meine Mutter gefoltert, als sie hier arbeitete und als ich auf der Welt war - der ungewollte Sohn einer Dienerin und irgendeines Wachmannes. Erst schlug er mich und beauftragte mich, mich selbst zu schneiden, um mich an den Schmerz zu gewöhnen. Ich konnte es nie, war schwach und als mich dann auch noch meine Mutter für ihre Freiheit beim König eintauschte, stürzte meine Welt in sich zusammen. Ich war allein und nur die Schläge und Missbräuche der Wachmänner waren meine ständigen Begleiter, denn jede Dienerin, welche sich mir annahm, fand einen zu schnellen Tod", seine Stimme wurde brüchig und zitterte leicht. Seine glasigen Augen fixierten krampfhaft einen Punkt über ihm und kämpften mit den Tränen, welche sich anbahnten. So verletzlich hatte ich ihn noch nie erlebt und es beruhigte mich, dass er doch noch so etwas wie Traurigkeit besaß und nicht zu einer einfachen Schmerz liebenden Puppe gemeißelt wurde. Langsam fasste er sich, atmete tief durch und beruhigte seinen Herzschlag. "Mit der Zeit fing ich an mich an meinen Alltag, welcher mit Bloßstellung und Schlägen aller Art gefüllt war, zu gewöhnen und die Schmerzen zu ertragen. Fari begann mich häufiger zu besuchen, biss mich und trank mein Blut. Der Schmerz wandelte -" - "Er trank dein Blut?!", schnitt ich ich ihm scharf ins Wort und erhob mich sprunghaft von dem Sessel. Sinan schwieg kurz, nickte nur sacht und richtete seinen Blick abwartend auf mich. "Hast du seine Drachenform gesehen? Seinen Mund?", fragte ich angespannt nach.
Es gab nur eine Art von uns, die menschliches Blut trank und von dieser existierte eigentlich auch nur noch ein lebendes Exemplar.
"Nein. Aber er sagte etwas von 'Blutdrache'", röchelte er, was sich in starkes Husten wandelte. Allein schon bei dem Wort lief es mir kalt den Rücken herunter. Ein weiterer Blutdrache trieb sein Unwesen?! Und das auch noch hier? In meinem Reich?! "Sprich weiter, Sinan. Wir machen uns später darüber Sorgen.", grätschte Kyle dazwischen, wohl sehr an dem Schicksal des Kleinen interessiert. Und irgendwo hatte er ja auch Recht, denn wenn es um einen Blutdrachen ging, dann brauchten wir jede Information, die wir kriegen konnten. "In Ordnung", kam es von Sinan, welcher sich räuspern musste. An seinem Mundwinkel hing Blut, was er wohl ausgehustet hatte. Wenn es so weiterging, stirbt er uns noch wirklich unter den Händen weg - doch viel dagegen machen konnten wir auch nicht. "Der Biss... Er war anfangs sehr schmerzvoll, doch dann wandelte er sich in Lust. Ich wurde hart, wann immer er seine Zähne in mein Fleisch rammte. Schmerzen waren dann nichts grundlegend Schlechtes. Ich wurde lustvoll wann immer ich nur daran dachte, von ihm gebissen zu werden und irgendwann verspürte ich auch dieselbe Lust bei anderer Art von Schmerz. Fari sah ich immer seltener, manchmal nur einmal im Monat, wenn er mein Blut trank. Ich empfand es als keine große Sache, deswegen habe ich euch nichts davon erzählt. Verzeiht... falls...", seine Stimme verklang und erneut driftete er in die Bewusstlosigkeit ab.
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Dragon's Dancer
Fantasy~~ Spin-Off zu "Dragon's Slave" | BoyxBoy ~~~ Ein Jahr ist vergangen seitdem Amar sein Leben im Krankenhaus aufgeben musste um den Thron eines Wüstenreiches zu besteigen, in einer Zeit in der man noch mit Schwert und Schilden in den Krieg zog und in...