Kapitel 10

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Als ich dann morgens aufwache, ist es bereits Mittag. Ist das logisch? Wahrscheinlich eher nicht, aber es ist ja auch erst "morgens".

Zufrieden stelle ich fest, dass die restliche Nacht ruhig verlaufen ist. Obwohl mir noch immer ein Schauer über den Rücken läuft wenn ich an den Albtraum denke, überwiegt das Gefühl endlich richtig bei meiner neuen Family angekommen zu sein.

Im Bett liegend nehme ich mein Handy und nach dem es sich nach gefühlt 100 Stunden auch mal entschieden hat anzugehen, stelle ich fest dass ich nur eine neue Nachricht habe. Diese auch noch von einer unbekannten Nummer: "Hey Grace, wir sind jetzt gerade losgefahren, mach dir einen schönen Tag. Bei Problemen einfach anrufen."

Aber das ist noch der Teil den ich verstehe, denn dann steht da noch: "Dicke Umarmung von Aiden, hoffe du konntest ausschlafen."

Okay dann existiert der neue Aiden immer noch.
Jetzt habe ich zumindest mal seine Nummer.

Schließlich quäle ich mich aus meinem Bett und schlürfe die Treppe runter auf der Suche nach Essen. Welches ich dann in Form von einer Tiefkühlpizza eine Stunde später verspeise. Während des Essens nehme ich mir vor die Stadt genauer zu erkunden und einen Spaziergang zu machen.

Aber das wird wohl nichts, denn heute ist einer dieser Tage, wo man sich vornimmt alles zu machen, dann aber an Wattpad hängen bleibt und denkt „ich habe ja noch Zeit" und liest und dann noch diese Geschichte findet und dann noch diese.

Naja zumindest sitze ich schon seit 4 Stunden im Garten, obwohl ich die Stadt erkunden wollte. Ist eh zu viel Bewegung für einen Sonntag.

Vertieft in meine Gedanken, werde ich von der Klingel, die aus dem Haus ertönt, aufgeschreckt. Schnell laufe ich zur Tür und öffne diese. Davor steht Nate, ich meine natürlich Nathaniel. Warum auch immer lässt mich sein Anblick für einen Moment erstarren.

„Hey Grace, hol mal Aiden", bellt mich auch schon ein fake schlecht gelaunter Nate an, darauf muss ich grinsen.

„Erstmal ein ordentliches Hallo Nathaniel, ich finde es auch schön dich zu sehen. Außerdem kannst du deinen gespielten Hass vergraben gehen. Aiden und ich haben uns ausgesprochen." sage ich ihm meine Meinung und hänge noch ein „So ein Kindergarten", hintendran.

Darauf räuspert sich Nate erstmal und wird leicht rot, was ehrlich gesagt richtig süß aussieht. „Ähm ja also das war Aidens Idee und so", stottert er.

„Alles gut ich kann das ja verstehen, und jetzt hör mit dem Hundeblick auf, das zerstört dein Badboy-Image", erwiderte ich und breche in einen Lachflash aus. Er aber sieht mich üblich genervt an, muss aber auch grinsen.

An den Türrahmen gelehnt, was übrigens richtig heiß aussieht, fragt er: „Ist Aiden nun da? Er meinte ich kann heute zu ihm kommen, wegen naja ist auch egal." „Aiden ist mit seinen Eltern irgendwohin gefahren. Ausflug oder so. Sie müssten aber bald wieder da sein.", antworte ich.
„Darf ich daweile reinkommen und warten?"
Mit einem „Klaro" lasse ich ihn eintreten.

Als er mir so nahe ist breitet sich eine Gänsehaut auf meiner Haut aus und sein unwiderstehlicher Geruch steigt mir in die Nase. Schnell reiße ich mich von seinem Anblick los, bevor er noch was bemerkt. Oh man was geht denn bei mir bitteschön ab?

Zusammen setzen wir uns ins Wohnzimmer. Niemand sagt etwas, aber ich spüre ab und zu seinen Blick auf mir. Ich will gerade die angenehme Stille brechen, als Nate sich räuspert.

„Grace, ich denke ich muss mich wirklich entschuldigen. Es tut mir wirklich leid. Wir haben uns so beschissen dir gegenüber verhalten, obwohl wir nichts über dich wussten. Ich weiß das war voll falsch von uns. Du musst wissen so sind wir eigentlich nicht zu Menschen, die wir nicht kennen. Ja wir sind Badboys und haben hier und da Dreck am Stecken. Aber ich wollte dich auf gar keinen Fall verletzen, aber ich habe dir angesehen das ich das geschafft habe, du hast so verletzt ausgesehen, so müde vom Leben. Und ich habe dich nicht aufgehalten. Ich hasse mich dafür. Inzwischen habe ich gemerkt dass du eigentlich eine richtig wundervolle Person bist. Meine größte Angst besteht im Moment einfach darin, dass du mich abblockst, denn ich habe gemerkt, dass du nicht so ein perfektes Leben hattest wie man denken könnte.
Grace, ich habe deine Narben gesehen und wer auch immer dafür verantwortlich ist, er kennt diese wundervolle Person nicht. Ich möchte dir helfen, Grace, denn ich sehe dir an das du innerlich zerbrochen bist."

Ich konnte sie nicht mehr halten. Meine Mauer fiel. Es ist das passiert, was ich nie mehr vor anderen Menschen machen wollte. Und jetzt ist es schon das zweite Mal innerhalb eines Tages geschehen: Ich weine. Ich zeige meine Verletzbarkeit.

Aber es tut gut einfach mal abzuschalten, alles rauszulassen.

Seine Worte haben mich so berührt, er hat es geschafft den härtesten Teil in mir zu Fall zu bringen. Ich kann nur ein leises „Danke", rausbringen.

Vorsichtig setzt Nate sich zu mir und streicht mir beruhigend über den Arm. Bis ich mich schließlich beruhigt habe, sitzen wir Arm in Arm da und geben uns Halt. Mit Tränen in den Augen lächel ich ihn an und sage, dass ich ihm verzeihe. Darauf grinst er mich an und in seinen grau-blauen Augen sehe ich ein leichtes Funkeln, welches ich zum ersten Mal bei ihm wahrnehme.

„Grace, dass was ich gesagt habe... Ich meine es ernst du kannst mit mir reden. Ich verurteile dich nicht. Ich verstehe dich."

„Ich weiß aber es ist schwer. Gib mir Zeit.", antworte ich.

Fast dasselbe was ich zu Aiden gesagt habe. Innerhalb von einem Tag habe ich zwei Personen gefunden denen ich vielleicht irgendwann vertrauen kann und die mich hoffentlich nicht enttäuschen.

Wir kommen gerade aus dem Bad zurück, (wir haben nur Taschentücher geholt!) als wir den Schlüssel im Schloss hören. Aiden, Lars und Liv sind anscheinend wieder da.

Nate begrüßt sie kurz, bevor er sich, auf Aiden einredend, mit ihm auf den Weg in Aidens Zimmer macht. Lächelnd schaue ich meinen Rettern hinterher.

Inzwischen ist es 19 Uhr und ich helfe Liv mit dem Abendbrot und decke den Tisch.
Eine Viertelstunde später kann ich die anderen zum Essen holen.

Nach der Mahlzeit verabschiedet sich auch Nate und nimmt mich unerwartet in den Arm, lächelt mich noch an und geht. Ich bleibe wie vereist zurück, erst ein Lachflash von Aiden holt mich in die Wirklichkeit zurück. Ich boxe Aiden auf den Arm, bevor ich mich auf den Weg in mein Zimmer mache.
Hier packe ich noch schnell den Rucksack für morgen und gehe um 10 Uhr mit einem mulmigen Gefühl ins Bett.

Eine lange Zeit kann ich nicht einschlafen, so mache ich mir noch Gedanken über Nate und meinen ersten Schultag an der neuen Schule. Ich kann nur hoffen, dass dieser besser als die ersten Begegnungen mit Aiden verlaufen wird.

Hoffe euch gefällt die Geschichte bis hier her. Meinungen bis jetzt?

Es wird auf jeden Fall noch mega viel Drama geben...

Wenn ihr Bock habt schaut doch auch mal bei der Geschichte "Let me down slowly" von MySerendipity93 rein.😍

~Liny

Wenn das Leben dich einholtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt