Kapitel 13

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Aiden PoV

Warum mache ich nichts? Warum helfe ich Grace nicht einfach? Ist mir mein Image wichtiger? Diese Fragen gehen mir durch den Kopf, während ich hier bewegungsunfähig stehe.

Ich sehe gerade noch wie Grace fällt. Dann wird meine Sicht von den Schülern, die sich um die drängen verdeckt. Ein Ruck durchfährt meinen Körper. Ich bemerke wie Nate mich an die Seite zieht.

Er schüttelt den Kopf und meint, dass sich schon jemand um sie kümmern würde.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“, fahre ich ihn an, „Du wolltest doch das ich mich um sie kümmer. Was ist verdammt noch mal passiert, dass du jetzt so abweisend und kalt bist!
Er ruft mir noch ein „Wir reden später“ hinterher, aber da bin ich schon bei Grace, welche blass und leblos in den Armen von ich glaube Val-, Valerie?, Valentina?, ach egal, liegt.
Besorgt laufe ich auf sie zu. „Hat schon jemand einen Krankenwagen gerufen?“, frage ich hektisch, bevor ich einer verwirrten, aber dennoch süß ausschauenden Val- irgendwas Grace abnehme und fest an mich drücke.

„Äh ja also das hat Josh gemacht“ stottert diese. Dankbar sehe ich sie an.

Ich kann Grace flachen Atem spüren und frage mich warum die Worte von Veronica sie so aus der Fassung bringen konnten. Und woher sie so viel privates über Grace weiß. Mehr als ich. Viel mehr. Traurig sehe ich Grace an. Inzwischen habe ich ein bisschen Ahnung was sie alles durchmachen musste. Warum redet sie nicht darüber? Warum ist Nate auf einmal so kalt gegenüber ihr?

In der Ferne höre ich die Sirene des Krankenwagens. Wenig später sitze ich mit Val- ähm ja im Krankenhaus auf den Wartestühlen. Die unangenehme Stille wird von den Klingeln meines Handys unterbrochen.

„Hallo?“, gehe ich ran.

„Was ist passiert Aiden. Du weißt gar nicht was ich mir für sorgen mache. Die Schule hat gerade angerufen und sie sagen Grace ist im Krankenhaus.“, bringt Mum Unger schluchzern hervor.

„Ich erzähl dir einfach was passiert ist. Eine Schulkameradin hat etwas über Grace Vergangenheit rausgefunden, mehr als ich weiß! Und hat Grace damit fertig gemacht!“, sage ich aufgebracht in den Hörer.

Die ganze Zeit lauscht Val-irgendwas angespannt.

„Und warum bist du nicht dazwischen gegangen? Du wolltest sie unterstützen oder haben deine Freunde wieder deine ignorante und überhebliche Seite hervorgebracht?“, wirft sie mir vor.

„Es war Grace Idee, dass wir so tun als würden wir uns nicht kennen. Damit sie die Chance hat echte Freunde zu finden. Ich weiß wirklich nicht warum ich nicht gleich geholfen habe.“, antworte ich ihr.

Ok eigentlich habe ich nicht geholfen, um mein Image zu bewahren. Als Badboy hilft man halt nicht unbedingt und ich hätte ja gedacht Grace kann sich selbst helfen. Falsch gedacht.

„Wir sind in 10 Minuten im Krankenhaus“, höre ich noch bevor Mum auflegt.

Langsam drehe ich meine Kopf zu meiner Nachbarin. „Du kennst Grace also?“, fängt sie gleich an. „Ja ich bin ihr Cousin“, sage ich die Wahrheit, „und du?“„Ich bezeichne mich als ein Teil ihres neuen Freundeskreises“, sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. „Schön das Grace so schnell Anschluss gefunden hat“, erwidere ich.

„Ich finde sie schon jetzt voll cool. Sie hat es verdient gut behandelt zu werden.“, sagt sie mit einem ernsten Blick. „Ich weiß. Aber sie öffnet sich doch nicht.“, murmel ich leise und sage auf ihren fragenden Blick nur: „Ach ich bin übrigens Aiden, aber das weißt du sicherlich schon. Und du bist?“

Das interessiert mich wirklich brennend.

„Valencia und wehe du machst dich darüber lustig“, antwortet sie mit einem Killer-Blick. „Nein, ich doch nicht. Aber ich würde wirklich gerne mal nach Valencia, Valencia!“, bringe ich unter einem lächeln zustande. Sie verdreht ihre Augen bevor sie sagt: „Da habe ich schon bessere gehört. Und nenn mich einfach Vale.“
„Bessere Idee: Für mich bist du Cia!“

Ja das passt wirklich zu ihrem perfekten Gesicht und den lachenden Augen mit dem cianfarbenen Schimmer. „Ah ok Herr Obercool braucht wohl immer eine extra Wurst“, sagt sie kopfschüttelnd, wird aber schnell wieder ernst als ein Arzt mit meinen Eltern im Gepäck auf uns zu kommt.

Wir reichen uns alle die Hand und Cia stellt sich vor. Mum stehen schon wieder die Tränen in den Augen als der Arzt erklärt, dass Grace Ohnmächtig geworden ist, weil es zu viel für sie wurde, sie unter Schock stand und wahrscheinlich angestaute Errinerungen sie eingeholt haben.

„Es geht ihr aber besser. Sie ist aufgewacht. Das Problem ist aber das sie ein Trauma erlitten haben kann und dadurch ihr Vertrauen zu jeglichen Personen zerstört wurde. Wir bitten Sie daher, eine Vertrauensperson für Grace zu finden, damit die Last leichter wird und sie sich jemandem ohne Angst öffnen kann.“, erklärt der Arzt.

Bei diesen Worten wächst die Sorge um Grace und auch Mum und Cia werden blass. Dad nimmt Mum in den Arm. Und ich vergesse den Badboy in mir und lege vorsichtig einen Arm um Cia, welche sich versteift, aber nach kurzer Zeit diese Nähe zulässt.

Als wir vor Grace Zimmer stehen, wagt niemand sich hinein. Der Arzt hat uns allein gelassen, denn Grace Zustand ist stabil und er meint, dass sie am besten noch heute Abend mit uns nach Hause fährt, damit sie ihre Familie um sich hat.

Ich wage schließlich den ersten Schritt und mache leise die Tür auf.

Hinter der Tür liegt eine blasse Grace inmitten von einem Bett. Sie hat die Augen offen, aber ihr Blick wirkt leer und müde. „Grace“, sie dreht den Kopf zu uns und mustert uns ohne jeglichen Gesichtsausdruck. Ich bemerke wie meiner Mum eine Träne runterläuft und auch Cia wirkt mitgenommen. Sie geht auf Grace zu und setzt sich an ihr Bett.

„Gracy ich bins Vale, es tut mir so leid das du das alles durchmachen musstest. Aber du bist nicht allein, ok? Du kannst mit mir reden und auch deine neue Familie ist immer für dich da. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Victoria wird ihre Strafe bekommen. Sie kennt dich doch gar nicht. Sie kennt die lustige und lebensfrohe Grace nicht, die ich kennenlernen durfte. Und ich hoffe das diese nicht zerstört wurde.“

Bei diesen Worten kann man ein kleines Lächeln in Grace Gesicht entdecken. Inzwischen läuft auch mir eine einsame Träne hinunter. Als Grace diese sieht sagt sie leise: „Da wird sogar der Badboy weich. “ Und sieht Cia mit einem Funkeln in den Augen an. Mädchensprache.

Nun kommt auch Mum näher und nimmt Grace in den Arm. „Wenn du willst kannst du gleich mit uns nach Hause fahren. Das ist vielleicht einfacher für dich“, sagt sie zu Grace.
Diese nickt und richtet sich in ihrem Bett auf.

Einige Minuten später ist sie körperlich so fit, dass sie alleine gehen kann, aber bevor sie aufsteht, durchfährt ein Zucken ihren Körper. Man kann deutlich erkennen, dass ihr etwas eingefallen ist und sie in Schock versetzt hat.

„Was ist mit Nate? War er da?“, fragt sie mit einem schmerzvollen Ausdruck im Gesicht.

                                          

Was denkt ihr ist mit Nate los?

Wem kann Grace vertrauen?

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