10 - unklar

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who do you love • the chainsmokers;
5 seconds of summer

Die letzten Tage hatte Luana damit verbracht, ihre Fähigkeiten auszubauen. Unermüdlich versuchte sie sich zu verbessern und sie verstand immer mehr von dem, was sie gerade tat. Tristan brauchte ihr fast gar nicht mehr zu helfen, denn sie half sich selbst.

Sie fand Techniken, die selbst Tristan noch nicht kannte und war schnell so gut wie die anderen. Keiner der anderen war aber auch so verbissen gewesen, sich schnell zu verbessern.

Für Luana war klar, dass die Zeit knapp war und sie schnell lernen musste. Jetzt, wo sie sich so mit ihrem Element vertraut gemacht und sich daran gewöhnt hatte, wollte sie die neu gewonnenen Künste nicht direkt wieder verlieren.

Gerade saß sie in der Abendsonne auf einem Stein im Garten und hatte einen Wassereimer neben sich stehen. Mit der einen Hand warf sie eine Handvoll Wasser in die Luft und ließ ohne jegliche Handbewegungen die einzelnen Tropfen zu Eistropfen gefrieren.

Luana konnte ihre Gedanken mittlerweile tatsächlich so gut bündeln, dass sie ihre Hände bei Kleinigkeiten nicht mehr benötigte. So wie auch jetzt, sie musste nur daran denken und schon gefroren die Tropfen.

Brad trat gerade aus der Küche auf die Terrasse, als er Luana auf dem Stein sitzen sah. Auch ihn hatte es sehr überrascht, dass sie schon nach so kurzer Zeit ihr Element so gut beherrschte.

Es war gut für alle Beteiligten, dass sie so schnell Fortschritte machte und sogar Ashton vertraute ihr mittlerweile ganz. Ihre Verbissenheit beeindruckte vor allem ihn — schüchterte ihn aber auch ein. Er hatte sie anders eingeschätzt.

Brad hätte ihm gerne ein Ich hab es dir doch gesagt unter die Nase gerieben, aber er wusste ja darum, dass Ashton sich alles immer zehnmal durch den Kopf gehen ließ.

Gerade lief alles nach Plan und die Jungs waren mehr als zufrieden mit der Entwicklung. Gestern hatte Connor Luana zum ersten Mal mit auf die Elementkreissuche genommen.

Sie waren mit James' Jeep — weil dieser sich besser eignete als eine Mercedes Limousine oder ein Opel Corsa — durch die Wälder nahe des Hauses gefahren und später auch noch ein Waldstück abgelaufen.

Connor hatte ihr alles über seine Geschichte und die der anderen Jungs erzählt. Die junge Frau hatte interessante Vermutungen bezüglich des Elementkreises geäußert, die sich sicherlich noch auszahlen würden und Connor war mehr als beeindruckt.

Luana war wie ein Schwamm, der alles an neuen Informationen aufzusaugen versuchte. Es war bewundernswert, wie viel sie bereits wusste und verstand — das beeindruckte die anderen GBN's ebenfalls sehr.

Sie hatte Einfälle, die die Jungs sich niemals überlegt hätten — vermutlich auch, weil Luana auf die ganz Sache mit einem viel aufgeschlosseneren Auge sah, als diejenigen, die sich schon jahrelang mit dem Stoff befassten.

Wenn Luana noch schlief und die Jungs sich im Trainingsraum zusammenfanden, redeten sie oft über sie. Sie war so anders als die vier und doch hatten sie jetzt schon so eine tiefe Verbundenheit miteinander, die alle gleichermaßen überraschte.

Es fiel Brad schwer die anderen über Luana schwärmen zu hören. Auch wenn es noch lange dauern würde, bis er endlich realisierte, warum genau.

Brad setzte sich geistesabwesend auf einen Sessel der Terrassenmöbel und beobachtete geduldig, wie Luana sich auf die Eistropfen konzentrierte. Seine Gedanken schlugen Purzelbäume — er war Luana, was das anging, sehr ähnlich.

Brad war der nächste, der sie trainieren würde. Weil Tristan seinen Job bereits nahezu abgeschlossen hatte und Connor und James ihre Aufgaben eher nebenbei mit ihr abarbeiteten, hatte er nun volle Verfügung über sie.

Er begutachtete ihre zierliche Statur und die kleinen Hände, wenn sie wieder einmal Wasser in die Luft warf.

Er machte sich Sorgen, dass sie Probleme hatte, sich selbst zu verteidigen. Würden sie nochmal angegriffen werden — und das was mehr als wahrscheinlich — so musste sie bestmöglich vorbereitet sein, denn die Jungs konnten nicht immer auf sie Acht geben.

Brad dachte daran, dass er es sich niemals verzeihen könnte, wenn ihr etwas passierte und seufzte lang. So weit würde er es niemals kommen lassen. Er würde immer auf sie aufpassen und wenn er selbst dabei zu Schaden kommen würde.

„Beobachtest du mich etwa?" fragte Luana, denn sie war längst aufgestanden und hatte Brad auf der Terrasse bemerkt, weshalb sie zu ihm gelaufen war.

Er zuckte zusammen und sah sie erschrocken an, da er mit seinen Gedanken ganz wo anders gewesen war. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er sah verschwörerisch durch die Gegend. „Vielleicht — wer weiß das schon," antwortete er und Luana kicherte.

Sie setzte sich neben ihn auf einen der Sessel und zog ihre Beine an ihren Körper. Jetzt, wo die Sonne bereits hinter den Bäumen verschwunden war, wurde es allmählich frischer und Luana trug lediglich ein langes luftiges Shirt, dass sie Tristan geklaut hatte.

Es ging ihr bis kurz über die Knie, weshalb sie es als Kleid nutzte. Als Brad ihre Gänsehaut bemerkte zog er wie selbstverständlich seinen  Pullover aus und gab ihn zu ihr herüber.

„Anziehen! Du frierst ja," sagte der Lockenkopf, der jetzt nur noch im weißen T-Shirt von Luana saß und etwas überrumpelt bedankte sie sich, ehe sie den Pullover überzog.

Augenblicklich durchströmte sie eine ungewöhnliche Wärme, allerdings verdrängte sie das Gefühl so gut es ging wieder, um nicht schon wieder vor Brad rot zu werden. Sie nervte es sehr, dass so eine kleine Geste von Brad sie gleich in Verlegenheit brachte.

Sie hatte ja keine Ahnung, was ihre Gefühle zu bedeuten hatten. Vielleicht wollte sie es auch nicht wahrhaben, aber sie hatte ihre Gedanken tatsächlich so weit verdrängt, dass sie das Vollkommen offensichtliche nicht realisierte.

Luana fragte sich, ob Brad auch so verwirrt war wie sie, doch ihr war es unangenehm, einfach so mit der Tür ins Haus zu fallen. Stattdessen überlegte sie sich schnell etwas anderes naheliegendes, um eine Konversation mit Brad zu beginnen.

„Wo sind die anderen?" erkundigte sich Luana und Brad deutete mit seinem Kopf in Richtung Haus. „Drinnen. Ich glaube, Con und Tris trainieren wieder. James und Ash müssten noch im Kontrollraum beschäftigt sein."

Er überlegte ihr zu sagen, dass es komische Aktivitäten im Wald rings um sie herum gegeben hatte und dass sie nun auf der Hut waren, aber er wollte sie nicht unnötig verunsichern, wenn doch nichts war.

Seitdem sie die Sicherheitsvorkehrungen vor einem Jahr verschärft hatten, hatte es keine außergewöhnlichen Vorkommnisse mehr nahe des Hauses gegeben — sie konnten sich aber nie sicher sein.

Brad war vorhin nach draußen gegangen, weil ihn die Beobachtungen im Kontrollraum verunsichert hatten. Er wollte sicher gehen, dass es Luana gut ging — auch wenn er so oder so keine Angst oder Schmerzen ihrerseits gespürt hatte.

Dass er seine Sinne mittlerweile auf sie konzentriert hatte, stand außer Frage. Er spürte fast all ihre Emotionen und war so in der Lage, wenn sie in seiner Reichweite war, sofort reagieren zu können, wenn ihr irgendetwas passierte.

„Und warum bist du hier?" fragte Luana, ohne auch nur den leisesten Schimmer zu ahnen.

„Ich brauchte frische Luft," entgegnete Brad und seufzte leicht. Er ließ seinen Blick durch den Garten wandern und blieb an dem Stein hängen, wo Luana gerade eben noch gesessen hatte.

Er sah wieder zu ihr und lächelte. „Du bist schon wirklich gut im Umgang mit Eis. Kaum zu glauben, dass du von alldem vor gerade einmal zwei Wochen noch nichts wusstest."

Sie nickte und lächelte zurück. „Ihr habt mir ja alles fabelhaft gezeigt," lachte sie und strahlte aufrichtig übers ganze Gesicht.

Ihr Lachen bezauberte ihn und so langsam schien er zu begreifen, was diese Tatsache bedeutete. Es gab kein zurück mehr.

mir fällt erst jetzt auf, dass dieses Kapitel mal etwas kürzer ist :o aber ich wollte es jetzt im Nachhinein auch nicht länger ziehen... sorryy

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