12 - impulsiv

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somebody else • circa waves

„Komm schon, feste!" sagte Brad und hielt den Boxsack mit beiden Händen fest, damit er nicht so stark hin und her schwingen konnte. Luana holte erneut zum Schlag aus und der Schweiß lief ihr bereits über die Stirn.

Da das Training gestern nicht mehr effektiv gewesen war, weil Luana sich nicht länger konzentrieren konnte, haben sie es auf die kommende Nacht verschoben. Brad trainierte sowieso und er hatte nichts dagegen, wenn Luana ihm beiwohnte, also war sie gegen 22 Uhr wieder zu ihm gestoßen.

„Und kick!" rief Brad und beinahe im selben Moment traf Luanas Bein bereits auf den schweren Boxsack und ließ ihn — trotz Brads Festhalten — nach hinten Schwingen. Brad nickte anerkennend und Luana schlug weiter mit ihren Fäusten auf das Trainingsgerät ein. Sie atmete schwer, aber es tat ihr gut, sich auf soetwas zu fokussieren.

Elementtraining war zwar auch anstrengend, allerdings strengte es eher den Kopf an und erforderte so enorme Konzentration, wobei das Boxen ihrem Kopf nun eine Verschnaufpause gab und sie ihrem gesamten Druck Luft machen konnte. Sie wollte gerade zu einem erneuten Tritt ausholen, als Brad ihr eine Hand auf die Schulter legte und sie so stoppte.

„Das war richtig gut," grinste er. „Ich denke, das reicht für heute, oder?" sagte Brad und Luana nickte außer Atem. Sie lief zu ihrer Wasserflasche und trank einen Schluck, als sie ihren Blick wieder zu Brad wandern ließ. Er zog den Boxsack an einer Schnur zur Seite, sodass er an der Wand hing und nicht länger mitten im Raum.

Luana stellte die Flasche wieder weg und atmete ein letztes Mal tief aus, als sich ihre Atmung wieder beruhigt hatte. Ihre Stirn war noch immer nass und einzelne Haare klebten auf ihr. Komischer Weise war es ihr egal, dass sie vor Brad so aussah, weil er genau wusste, woher es kam.

„Du weißt aber, dass wir noch nicht fertig sind," sagte sie, als sie ihren Atem vollkommen wieder gefunden hatte und Brad zog eine Augenbraue nach oben, da er nicht genau wusste, worauf sie anspielte.

„Wir müssen noch miteinander kämpfen," sagte Luana und eine Welle der Enttäuschung überflutete Brad. Was auch immer er erwartet hatte, Luana hatte nicht daran gedacht.

Er räusperte sich, als ihm die Hitze in die Wangen stieg und nickte. „Ja, du hast Recht."

Darauf bedacht sie ein wenig zu provozieren, lief er zum Sofa und zog sich sein Shirt über den Kopf, was ihn ein weiteres Mal nur in Jogginghose vor ihr stehen ließ. Unbewusst schluckte sie schwer und bemühte sich, ihre Augen von Brads Oberkörper abzuwenden.

Plötzlich fühlte sie sich schlecht neben ihm. Wie er da vor ihr stand, durchtrainiert und in ihren Augen makellos und sie daneben, wie ein schwitzendes Wrack — und doch sah Brad sie an, als wäre sie das einzige, für das er je Augen haben würde.

Sie standen sich gegenüber und beide Herzen klopften im gleichen, viel zu schnellen, Rhythmus. Brad machte langsam Schritte auf sie zu und fragte ein letztes Mal: „Willst du das wirklich? Du weißt, dass du keine Chance hast..."

Sie atmete zittrig aus und sah ihn ernst an. Sein Erscheinungsbild lenkte sie viel zu sehr ab und sie sollte eigentlich eingeschüchtert sein, aber sie wusste, dass Brad ihr niemals weh tun würde.

Das musste sie zu ihrem Vorteil nutzen und sie dachte fieberhaft über Techniken nach, während Brad ruhig und langsam auf sie zulief. Er hatte Recht, sie war ihm um Längen unterlegen, doch sie wollte sich so schnell auch nicht geschlagen geben.

Brad war nun nahe genug an sie herangetreten und holte blitzschnell zu einem Schlag aus, vor dem sie sich noch knapp weg ducken konnte und selbst einen Treffer an seiner Kniescheibe landete, was sie sich zugegebenermaßen schlecht fühlen ließ, aber Brad auch leicht aus dem Gleichgewicht brachte.

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